Valon Behrami ist: ein Fighter. Ohne seinen grandiosen Einsatz in der 93. Minute hätten sich die Schweiz und Ecuador 1:1 getrennt. Valon Behrami ist auch: ein Realist. «Hätten wir das 2:1 nicht gemacht und stattdessen verloren, was uns durchaus hätte passieren können, wären wir jetzt am Boden, ohne Kraft, ohne Perspektiven», sagt der Tessiner vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Frankreich (um 21 Uhr in Salvador). «Jetzt aber zehren wir von diesen unglaublichen letzten 30 Sekunden gegen Ecuador.»
Diesen Schwung wollen die Schweizer mitnehmen ins nächste Spiel, bei dem es gegen den zum Auftakt ebenfalls siegreichen Gegner Frankreich um den Gruppensieg gehen kann. Der Sieger der Partie hat jedenfalls sehr gute Aussichten, als Sieger der Gruppe E hervorzugehen (auch Ecuador und Honduras können mit je zwei Siegen auf sechs Punkte kommen).
Gegenüber dem Startspiel dürfte Trainer Ottmar Hitzfeld wohl nur auf einer Position eine Änderung vornehmen. Flügel Valentin Stocker, der 45 Minuten lang wirkungslos blieb, muss wohl auf der Bank Platz nehmen. Dafür wird Admir Mehmedi, der kurz nach seiner Einwechslung das 1:1 buchte, vermutlich in die erste Elf aufrücken.
Im Sturm vertraut Hitzfeld gemäss dem Blick auf den 2:1-Schützen Haris Seferovic. Im Abschlusstraining, das hinter verschlossenen Türen stattfand, habe er auf ihn statt Josip Drmic gesetzt. Seferovic machte schon nach dem Ecuador-Spiel klar: «Natürlich möchte ich mehr als 15 Minuten spielen.»
Hitzfeld liess sich wie gewohnt nicht in die Karten blicken. Er sagte zur möglichen Aufstellung bloss: «Wir können aus dem Vollen schöpfen. Wir haben viele Alternativen.»
Die Spieler sind sich bewusst, dass gegen Ecuador trotz des Sieges nicht alles gut war. «Was ungenügend war, ist zu verbessern», fordert Behrami, der aber zuversichtlich ist: «Wir werden zulegen, weil nach wie vor Potenzial vorhanden ist.»
Dennoch ist der Respekt vor Frankreich, das beim 3:0 gegen Honduras eine starke Leistung zeigte, gross. «Das Team ist offensiv überzeugend, sehr flexibel, schaltet schnell um. Frankreich funktioniert wie eine Maschine», fasst Ottmar Hitzfeld seine Eindrücke zusammen – um gleichzeitig zu betonen, die Schweiz befinde sich auf Augenhöhe. «Wir haben uns diesen Respekt in der Qualifikation erarbeitet, Frankreich kam erst später ins Rollen.»
Valon Behrami warnt davor, sich auf Eins-gegen-Eins-Situationen mit den Franzosen einzulassen. «Pogba und Benzema sind grosse Spieler. Individuell sind sie sehr gut besetzt.» Die Franzosen können auch auf Johan Cabaye zählen, der zuletzt angeschlagen war. Trainer Didier Deschamps meinte, dass die mentale Komponente den Ausschlag geben könnte. «Beide Teams verfügen über viel Qualität», sagte er an der Medienkonferenz einen Tag vor dem Spiel.
Deschamps – und mit ihm wohl die ganze Fussballwelt – hoffen darauf, dass auch das dritte WM-Spiel in Salvador ein Hit wird. In der Arena Fonte Nova fanden die Kantersiege von Holland (5:1 gegen Spanien) und Deutschland (4:0 gegen Portugal) statt.