Die Lage in der eingekesselten Stadt Kurdenstadt Kobane an der syrisch-türkischen Grenze hat sich am Donnerstag weiter zugespitzt. Die Verteidiger, bestehend aus mehreren tausend Kämpfern, bereiten sich auf Strassenkämpfe vor. Es gebe Befürchtungen, dass die Stadt jeden Moment in die Hände der IS-Dschihadisten fallen könnte, sagt der Leiter der syrischen Menschenrechtsbeobachter Rami Abdel Rahman.
Ausländische Medienvertreter, die sich unmittelbar hinter der Grenze auf türkischem Boden postiert haben, hörten den ganzen Tag über, wie Granaten in der Stadt einschlugen. Tausende haben die Stadt aus Angst vor einem Massaker verlassen, andere wollen bleiben und ihre Häuser verteidigen.
Why we can't broadcast live just now. Rain and dust storm breaks over Kobane. pic.twitter.com/pmpCupklse
— Paul Adams (@BBCPaulAdams) 2. Oktober 2014
In Ankara berät das türkische Parlament derweil über einen Antrag der Regierung auf ein Mandat für mögliche Militäreinsätze in Syrien und im Irak. Die Regierungspartei AKP kann die Resolution mit ihrer absoluten Mehrheit im Parlament allein verabschieden. Bei einem Ja könnten westliche Verbündete auch den türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik für Angriffe gegen den IS nutzen.
Vielen Kurden in der Türkei gehen die Beratungen zu lange. Sie fürchten, die Türkei werde nichts gegen das drohende Massaker in Kobane unternehmen. In Diyarbakir kam es deswegen zu gewaltsamen Zusammenstössen mit der Polizei. Zuvor hatte der inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan die türkische Regierung gewarnt: Sollten die Extremisten in Kobane ein Massaker verüben, werde die Kurdische Arbeiterpartei PKK den Friedensprozess mit der türkischen Führung beenden.
Der Europarat hat unterdessen zur Rettung der nordsyrischen Stadt Kobane vor der IS aufgerufen. Die internationale Gemeinschaft solle sofort eingreifen, um in der Stadt an der syrisch-türkischen Grenze eine humanitäre Katastrophe zu verhindern, heisst es in einer Entschliessung.
Die Versammlung verabschiedete diese am Donnerstag in Strassburg mit grosser Mehrheit. Die überwiegend von Kurden bewohnte Stadt werde beschossen, und «die Milizen des Islamischen Staats befinden sich auf dem Vormarsch», sagte die Berichterstatterin der Versammlung, die griechische Christdemokratin Theodora Bakoyannis. (kri)