Das berichtet ein internationales Forscherteam in den «Biology Letters» der britischen Royal Society. Das entspricht gut der Hälfte einer Erdumrundung. Grauwale (Eschrichtius robustus), die bis zu 14 Meter lang werden und 35 Tonnen wiegen können, leben heute nur noch im Pazifik, wobei zwischen einer westpazifischen und einer ostpazifischen Population unterschieden wird.
Die ostpazifische Population überwintert vor den Küsten von Kalifornien und Mexiko und verbringt den Sommer im nährstoffreichen Golf von Alaska. Ihr Bestand gilt als stabil. Die westpazifische Population hingegen ist stark gefährdet und wird auf nur noch 130 Tiere geschätzt.
Sie hat ihre sommerlichen Nahrungsgründe vor der russischen Insel Sachalin nördlich von Japan. In der Vergangenheit überwinterte sie vor der Südküste Chinas, allerdings haben sich ihre Wanderrouten und Fortpflanzungsgebiete durch den intensiven Walfang stark verändert.
Mittlerweile sind sich Forscher nicht mehr sicher, wohin es die Tiere zieht und ob es sich wirklich noch um eine eigenständige Population handelt.
Das Team um den US-Biologen Bruce Mate von der Oregon State University stattete daher sieben westpazifische Grauwale mit Satelliten-überwachten Sendern aus. Eines der Weibchen schwamm den Aufzeichnungen zufolge von Sachalin 10'880 Kilometer bis vor die Küste Mexikos.
Bei seinem Rückweg nutzte das Tier eine andere Route und kreuzte dabei die östliche Beringsee, bevor es schliesslich nach 172 Tagen und 22'511 Kilometern wieder vor Sachalin ankam. Mit dieser Wanderung hat das Grauwal-Weibchen zumindest den Rekord gebrochen, der vorher von einem Buckelwal bekanntgeworden war: 2010 berichteten Forscher von dem Tier, das bei seiner Reise von einem Nahrungsgrund zum nächsten mindestens 9800 Kilometer zurückgelegt hatte.
Die aktuelle Studie ist allerdings auch aus anderen Gesichtspunkten bemerkenswert: So schwamm das Grauwalweibchen ebenso wie die anderen beobachteten Tiere auf dem Hinweg geradewegs durch das offene Meer und nicht – wie bei ostpazifischen Grauwalen üblich – nahe der Küsten.
Dies spreche für die hervorragenden Navigationsfähigkeiten der Wale. Vor allem aber wanderten die westpazifischen Grauwale in Regionen, die eigentlich von den Artgenossen der ostpazifischen Population bewohnt werden.
Die Wissenschaftler vermuten daher, dass es sich bei einigen westpazifischen Grauwalen eigentlich um ostpazifische Tiere handelt, die ihre Wanderziele verändert haben. Es könne sogar sein, dass die westpazifische Gruppe ausgestorben sei, schreiben die Forscher, oder aber, dass sich beide Populationen mittlerweile die gleichen Nahrungsgründe teilen würden. Insofern sei eine genauere genetische Untersuchung der verbliebenen vermeintlichen westpazifischen Population vor Sachalin notwendig. (feb/sda/dpa)