Das waren noch Zeiten! Als die gesammelte Familie in der guten Stube vor dem Fernseher sass. Die Anzahl der Kanäle war noch überschaubar, in den Shows gab's noch Assistentinnen und Aschenbecher und die Sendungen hiessen «Dalli Dalli» (ab 1971), «Am Laufenden Band» (ab 1974) oder «Teleboy» (dito).
Hans Rosenthal und Rudi Carrell, die alte Garde des Spielshow-Genres, wurde von den damals jungen Wilden abgelöst, die den Samstag zum Familienfest werden lassen sollten. So wie Kurt Felix, der aus «Teleboy» 1980 kurzerhand «Verstehen Sie Spass» bastelte, um nun auch deutschen Haushalten das Wochenende zu versüssen.
Das Konzept war dasselbe wie das der Unterhaltungsshow «Wetten, dass.. ?», die am 14. Februar 1981 erstmals über den Bildschirm flimmerte: Am Samstag gibt es harmlose Spässe, Mainstream-Musik und lockere Gäste, die der Papi lustig findet, die auch die Kinder mögen und die Grosi nicht vergrätzen. «Benissimo» sendet ab 1992 ebenfalls in diesen Sphären.
Doch diese Zeiten sind vorbei, geschätzter Freund der Samstagabend-Unterhaltungsshow. Vielleicht noch nicht jetzt, aber das Ende ist nahe. Nicht weil Markus Lanz als Nachfolger des «Wetten, dass.. ?»-Berufsjugendlichen Thomas Gottschalk versagt, sondern weil sich unsere Seh-Gewohnheiten ändern werden.
Der samstägliche TV-Abend ist deshalb vom Aussterben bedroht, weil der lineare samstägliche TV-Termin der Digitalisierung zum Opfer fallen dürfte. Indizien gefällig?
Das Serien-Genre zeigt, wohin die Reise geht: Schon heute besorgen sich findige Jugendliche ihre Lieblingsserien im Netz, schon heute reagieren einige Sender, indem sie ganze Staffeln am Stück versenden und schon heute werden ganze Serien wie «House of Cards» nur noch für das Internet produziert.
«Verstehen Sie Spass?» und «Benissimo» sind am Ende, das unehrenhafte Ausscheiden von «Wetten, dass.. ?» steht (hoffentlich) bevor. Unterhaltung finden Jugendliche heute bei zielgruppenorientierten Sendern wie «Joiz» oder bei Sendungen wie «Circus Halli Galli». Wenn sie nicht auf YouTube surfen oder gamen. Das Genre sucht seine Rettung im Casting-Konzept.
Somit bleiben wohl nur noch zwei Formate, die Herr und Frau Schweizer – nebst den Kindern Reto und Regula sowie Grosi Priska und Grosspapi Heiri – am Samstagabend zusammenbringen können: «Die grössten Schweizer Talente» und «The Voice of Switzerland». Sie sind der letzte gemeinsame Nenner, auf den sich Generationen einigen, bevor auch sie «verbohlisiert» werden.
Geniessen wir also die letzten Jahre, während denen Kinder noch mit den Alten fernsehen, ohne sich zu langweilen, und wo die Alten noch mitgucken, ohne sich fremdzuschämen oder aufzuregen.