Die Saison 2010/11 beginnt für Moreno Costanzo glänzend. Der Toggenburger ist eben erst vom Stammklub FC St. Gallen zu den Berner Young Boys gewechselt und in der Hauptstadt schlägt er ein wie ein Bombe. Wie zuvor in der Ostschweiz trifft er auch bei YB.
Als sich Costanzo, damals 22-jährig, am Montagmorgen nach einem Freistosstreffer gegen GC in sein Auto setzt, steuert er Winterthur an. Dort findet am Mittwoch ein U21-Länderspiel gegen Griechenland statt. Doch weil Xavier Margairaz für die A-Nati kurzfristig absagt, erhält Costanzo auf der Fahrt die Information, umgehend an den Flughafen zu fahren. Nicht die Schützenwiese wird am Mittwoch sein Arbeitsplatz sein, sondern das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt. Dort spielt die Nati gegen den Nachbarn Österreich.
71 Minuten sind in Klagenfurt gespielt, als Ottmar Hitzfeld den Spielmacher wechselt: Routinier Hakan Yakin raus, Moreno Costanzo rein. Und der Debütant kann das Spiel, in dem es zu diesem Zeitpunkt noch 0:0 steht, tatsächlich entscheiden.
Keine zwei Minuten braucht Costanzo dazu. Er spekuliert nach einem Abwehrfehler richtig, hält geschickt den rechten Fuss hin und lenkt den Ball an Ösi-Keeper Gratzei vorbei ins Tor. Es bleibt der einzige Treffer des Spiels.
Schneller als dem 22-Jährigen gelang nie zuvor einem Nationalspieler ein Tor gleich beim ersten Einsatz. «Ich habe auf ein Tor gehofft», sagte Costanzo nach dem knappen Schweizer Sieg. «Dass es auch geklappt hat, ist einfach ein Traum.»
Die weitere Karriere verläuft dann weniger traumhaft. In der Nati kann er sich nicht etablieren, dem Debüt folgen nur sechs weitere Teileinsätze. 140 Minuten steht Moreno Costanzo insgesamt im rot-weissen Dress auf dem Rasen. Am 15. November 2011 bei einem trostlosen 1:0-Sieg in einem Testspiel in Luxemburg endet seine Nationalmannschafts-Karriere.
Ob es das endgültige Ende ist oder ob der mittlerweile 26-Jährige noch einmal einen Zacken zulegen und sich wieder für ein Aufgebot aufdrängen kann? Sicher kein Nachteil ist, dass Hitzfelds Nachfolger als Nationaltrainer Vladimir Petkovic heisst. Schliesslich war er es, der Costanzo einst zu YB holte. Damals im Sommer 2010, als der Himmel für Moreno Costanzo noch voller Geigen hing.