Die Kontroverse um den freigelassenen US-Soldaten Bowe Bergdahl hat seinen Heimatort erreicht. Hailey im US-Bundesstaat Idaho, eine Ortschaft mit 8000 Einwohnern, hat eine geplante Willkommensfeier abgesagt. Seit Bergdahls Gefangennahme in Afghanistan vor fünf Jahren fand am 28. Juni in einem Park jeweils eine Zusammenkunft unter dem Motto «Holt Bowe zurück» statt.
Die diesjährige Veranstaltung war nach dem Austausch des 28-jährigen Unteroffiziers gegen fünf in Guantánamo inhaftierte Taliban zunächst zu einer «Welcome Party» umdeklariert worden. Die Behörden von Hailey teilten am Mittwoch mit, wegen des Medienechos auf Bergdahls Freilassung seien wesentlich mehr Besucher zu erwarten – sowohl Unterstützer als auch Gegner des Austauschs. Man verfüge jedoch nicht über die Infrastruktur für einen Grossanlass.
Der Polizeichef von Hailey, Jeff Gunter, sagte, die Veranstaltung sei in den Medien falsch dargestellt worden. Etliche Leute gingen davon aus, Bergdahl solle ein Heldenempfang bereitet werden. «Wenn wegen der nationalen Aufmerksamkeit 10'000 Leute kommen, 5000 auf der einen und 5000 auf der anderen Seite, dann weiss man nicht, was zu erwarten ist», sagte Gunter.
Die anfängliche Freude über die Freilassung von «Amerikas letztem Kriegsgefangenen» ist längst in eine heftige Debatte umgeschlagen. Der Austausch habe Amerika erpressbar gemacht, heisst es. Umstritten sind auch die Umstände, unter denen Bergdahl in die Gefangenschaft der Taliban geriet. Konservative Kritiker und ehemalige Kameraden werfen ihm Desertion vor. Ausserdem seien mindestens sechs Soldaten bei der Suche nach Bergdahl ums Leben gekommen.
Der Infanterist befindet sich derzeit in einem US-Militärspital in Deutschland. Der Zeitpunkt seiner Heimkehr steht noch nicht fest. Verteidigungsminister Chuck Hagel hat vor einer Vorverurteilung Bergdahls gewarnt. «Wir tun so etwas nicht in den USA», sagte Hagel am Mittwoch bei einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel. «Wir verlassen uns auf Fakten.» (pbl)