Nordkorea hat nach Angaben der südkoreanischen Behörden am Dienstag Teile zweier wichtiger Strassen und Schienen, die das autokratisch regierte Land mit dem Nachbarn im Süden der Halbinsel verbanden, in die Luft gesprengt.
Pjöngjang hatte zuvor angekündigt, sein Gebiet vollständig von Südkorea abzuschneiden. In der Folge wurden Teile der sogenannten Gyeongui-Linie an der Westküste und der Donghae-Linie an der Ostküste gegen 12 Uhr koreanischer Ortszeit durch Sprengsätze zerstört, wie South Korea's Joint Chiefs of Staff (JCS) in Seoul mitteilten. Die Behörden haben dazu auch Videomaterial von den Sprengungen veröffentlicht:
Ein vom südkoreanischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Video zeigt mehrere Explosionen auf Strassen auf der Nordseite der militärischen Demarkationslinie, die die beiden Koreas trennt. Danach wurden auf mindestens einer der Strassen Baumaschinen, darunter Lastwagen und Bagger, eingesetzt. Die JCS erklärten, der Norden führe «zusätzliche Arbeiten mit schwerem Gerät» am Ort des Geschehens durch, machte aber keine näheren Angaben.
In praktischer Hinsicht macht die Zerstörung der Verbindungswege kaum einen Unterschied – die beiden Koreas sind nach wie vor durch eine der am stärksten befestigten Grenzen der Welt getrennt. So waren auch die Schienen und die Strassen schon jahrelang nicht mehr in Betrieb.
Symbolisch hat die Sprengung jedoch durchaus eine Wirkung und reiht sich als jüngstes Ereignis in eine sich verschärfende Beziehung zwischen dem Norden und dem Süden ein. So beschuldigt etwa Nordkorea den Süden, Propagandadrohnen über seiner Hauptstadt Pjöngjang fliegen zu lassen, während Südkorea den Norden beschuldigt, mit Müll beladene Ballone über die Grenze steigen zu lassen.
Hello Kitty, parasites: inside North Korea trash balloons according to South https://t.co/CdPGyNNTKS pic.twitter.com/jdwzkpuIxK
— Reuters (@Reuters) June 24, 2024
Bereits gestern Montag hatte Südkorea gemeldet, es habe Anzeichen dafür entdeckt, dass Nordkorea die Sprengung von Verbindungsstrassen zwischen den beiden Ländern vorbereite, und warnte, die Explosionen könnten unmittelbar bevorstehen. Ein Sprecher des JCS sagte, das südkoreanische Militär habe Personen entdeckt, die hinter den an den Strassen auf der nördlichen Seite der Grenze installierten Barrieren arbeiteten.
Letzte Woche warnte die nordkoreanische Armee, dass sie den «substanziellen militärischen Schritt» der vollständigen Abtrennung ihres Territoriums von Südkorea unternehmen würde, nachdem der nordkoreanische Führer Kim Jong-un Anfang des Jahres eine langjährige Politik der friedlichen Wiedervereinigung mit dem Süden aufgegeben hatte.
Nord- und Südkorea sind seit der Beendigung des Koreakriegs im Jahr 1953 durch ein Waffenstillstandsabkommen getrennt. Technisch gesehen befinden sich beide Seiten immer noch im Krieg, aber beide Regierungen hatten lange Zeit das Ziel verfolgt, sich eines Tages wiederzuvereinigen. Im Januar erklärte Kim, dass Nordkorea nicht länger eine Versöhnung und Wiedervereinigung mit Südkorea anstreben würde, und bezeichnete die innerkoreanischen Beziehungen als «eine Beziehung zwischen zwei feindlichen Ländern und zwei Kriegsparteien», wie KCNA damals berichtete.
Als Reaktion auf die Explosionen beschoss das südkoreanische Militär das Gebiet südlich der militärischen Demarkationslinie mit Artillerie und beobachtet die Bewegungen des nordkoreanischen Militärs genau, wobei es in Zusammenarbeit mit den USA in voller Bereitschaft bleibt, so die JCS. (lzo)