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Trio infernal: Trump, Putin – und die Deutsche Bank

Trump und Putin mit der Deutschen Bank
Bild: watson/keystone/deutsche bank
Analyse

Trio infernal: Trump, Putin – und die Deutsche Bank

Der russische Geheimdienst hat in Afghanistan ein Kopfgeld auf amerikanische Soldaten ausgesetzt. Warum reagiert der US-Präsident nicht? Und welche Rolle spielt die Deutsche Bank?
29.06.2020, 16:23
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Am vergangenen Freitag hat die «New York Times» einmal mehr eine News-Bombe platzen lassen: Gemäss einer streng vertraulichen Einschätzung sind die amerikanischen Geheimdienste zur Überzeugung gelangt, dass eine russische Spionageeinheit den Taliban ein Kopfgeld für getötete amerikanische Soldaten und andere Nato-Militärs versprochen hat.

Präsident Donald Trump soll bereits im März darüber informiert worden sein. In den vergangenen drei Jahren sind gegen 30 US-Soldaten getötet worden. Ob für sie Kopfgeld bezahlt wurde, ist nicht bekannt.

Der Tatbestand ist inzwischen von mehreren anderen News-Organisationen bestätigt worden. Der Präsident hingegen tweetete:

«Alle bestreiten es und es hat nicht viele Attacken gegen uns gegeben. Niemand ist härter mit den Russen umgegangen als die Trump-Regierung. (…) Wahrscheinlich eine weitere Verleumdung der unehrlichen Times, wie die angebliche Russland-Affäre. Wer ist die Quelle?»

Selbstredend haben inzwischen die russische Regierung und die Taliban den Bericht ebenfalls dementiert.

In den USA hingegen wirft die Affäre immer höhere Wellen, zumal der Tatbestand des russischen Kopfgeldes selbst vom Weissen Haus nicht ausdrücklich bestritten wird. Auch die Republikaner fordern daher Aufklärung. Senator Lindsey Graham, ein enger Vertrauter von Trump, tweetete:

«Ich erwarte, dass die Trump-Regierung diese Anschuldigungen ernst nimmt und den Kongress umgehend darüber informiert, wie zuverlässig diese Meldungen sind.»

Liz Cheney, Tochter des ehemaligen Vizepräsidenten und republikanische Abgeordnete, will wissen, «wie das Weisse Haus die Soldaten schützen und Putin zur Verantwortung ziehen will».

FILE - In this Sept. 30, 2019, file photo, former National security adviser John Bolton gestures while speakings at the Center for Strategic and International Studies in Washington. A federal judge ha ...
Stellt die naheliegende Frage: John Bolton.Bild: keystone

Der ehemalige Sicherheitsberater John Bolton stellt derweil die naheliegende Frage:

«Was motiviert den Präsidenten, nichts zu unternehmen, denn es sieht nicht gut aus, wenn Russen dafür bezahlen, dass Amerikaner getötet werden?»

Oppositionsführerin Nancy Pelosi deutet die Antwort auf diese Frage bereits an. In einem Interview mit dem TV-Sender ABC erklärte sie, dass die Russen etwas gegen den Präsidenten in der Hand haben, «politisch, persönlich, finanziell – was auch immer».

Diese Frage drängt sich tatsächlich auf. Wie ist es sonst zu erklären, dass der Präsident keine Massnahmen – beispielsweise verschärfte Sanktionen – gegen Russland ergriffen hat? Warum wollte er sogar Wladimir Putin an das inzwischen abgesagte Treffen der G7 einladen?

Schon lange wird darüber gerätselt, ob und womit die Russen Trump unter Druck setzen können. Die These der sogenannten Pipi-Tapes – Videos von perversen Sexspielen Trumps mit russischen Prostituierten – ist inzwischen in den Hintergrund getreten. Nicht vom Tisch sind hingegen dubiose Geschäfte mit russischem Schwarzgeld und der Deutschen Bank (DB). Diese werden im Buch «Dark Towers» von David Enrich, einem Investigativ-Journalisten der «New York Times», ausgeleuchtet.

Die DB war die einzige Bank, die Trump nach dem Finanzcrash noch Geld geliehen hat. Sie hat auch beste Beziehungen zur VTB, einer russischen Bank mit engem Kontakt zu Putin. «Diese guten Beziehungen haben reichen Russen geholfen, Geld in den Vereinigten Staaten zu waschen», schreibt Enrich.

People leave Deutsche Bank in New York, Monday, July 8, 2019. Germany's struggling Deutsche Bank said Sunday it would cut 18,000 jobs by 2022, downsizing its volatile investment banking division  ...
Eingang zum Sitz der Deutschen Bank in New York. Bild: AP

Wegen illegaler Geldwäscherei ist die DB bereits zur einer 100-Millionen-Dollar-Busse verknurrt worden. Es besteht der Verdacht, dass Trump davon profitiert hat. «Gemäss Angaben von Leuten, die in diese Geschäfte verwickelt waren, hat die Deutsche Bank sehr reiche Russen in Unternehmungen von Trump geleitet», stellt Enrich fest.

Eine Schlüsselrolle in der Beziehung zwischen Trump und der DB spielte die Privatbankerin Rosemary Vrablic. Gegen den Willen der DB-Wachhunde gelang es ihr immer wieder, Trump Kredite in dreistelliger Millionenhöhe zu vermitteln.

Vrablic war auch in engem Kontakt mir Jared Kushner. Auch Trumps Schwiegersohn war in dubiose Geschäfte involviert. Enrich schreibt:

«Die Kushners – sie verfügten über langjährige Beziehungen nicht nur zur DB, sondern auch zur Bank Leumi, die eine problematische Geschichte mit russischen Klienten hat – haben russisches Geld zu einer Zeit herumgeschoben, als die Russen versucht haben, den amerikanischen Wahlkampf zu manipulieren.»

Dank den engen Beziehungen zu Trump und den Kushners verfügt die DB über intime Informationen über den Präsidenten und seine Geschäfte. «Um das Geld zu erhalten, hat Trump der DB persönliche finanzielle Garantieren geliefert», schreibt Enrich.

FILE - In this April 2, 2020, file photo, White House adviser Jared Kushner speaks about the coronavirus in the James Brady Press Briefing Room of the White House, in Washington. The White House said  ...
Verfügt ebenfalls über beste Beziehungen zur Deutschen Bank: Jared Kushner.Bild: AP

Das könnte Trump nun zum Verhängnis werden. Zwei verschiedene Begehren verlangen, dass die DB ihre Unterlagen der Geschäfte mit Trump offen legen muss.

Der Präsident will das um jeden Preis verhindern. Doch bisher haben alle Richter gegen ihn entschieden. Nun muss der Oberste Gerichtshof wahrscheinlich noch in diesem Sommer das letzte Wort sprechen.

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Trump und Bolton - eine Feindschaft in Bildern
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Trump und Bolton - eine Feindschaft in Bildern
Aussenpolitik nach Bauchgefühl, gefährliches Unwissen und ein unbändiger Wunsch nach einer zweiten Amtszeit - so beschreibt der frühere nationale Sicherheitsberater John Bolton den Regierungsstil von US-Präsident Donald Trump.
quelle: ap/ap / pablo martinez monsivais
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Amerikaner müssen beinahe Fenster einschlagen, um wählen zu können
Video: watson
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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TanookiStormtrooper
29.06.2020 16:36registriert August 2015
Man hätte den Geldfluss von Trumps Familie schon vor vielen Jahren überprüfen müssen. Wie kann es sein, dass ein Mann der so oft Pleite ging (auch noch mit einem Kasino!), noch von irgendwem Geld bekommt? Der normale und sehr viel intelligentere Geschäftsmann bekommt nach so vielen Pleiten doch keinen Cent mehr. Die Sache stinkt doch zum Himmel.
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petrolleis
29.06.2020 17:22registriert August 2017
Alles nur Schein, nichts ist echt... 🤷‍♂️
Hält das teflon-beschichtete Kartenhaus noch, wenn die DB alles offenlegt?
Bin schon gespannt, wie es weitergeht... wie wenn eine neue folge rauskommt😂😂😂
Bin eigentlich kein schadenfreudiger Mensch aber hier mach ich mal ne Ausnahme...
Das Popkorn 🍿 ist schon bereit 🤭
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Ivan se Terrible
29.06.2020 17:06registriert März 2018
Interessant dass man Nichts von der deutschen Regierung hört ...
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