Er war verantwortlich für Kultspiele wie «Thief: The Dark Project», «System Shock 2» oder «Bioshock». Am Dienstag gab der Creative Director von Irrational Games, Ken Levine, die Schliessung des Studios bekannt. Die Koryphäe wird der Spieleindustrie aber erhalten bleiben. Zusammen mit 15 Mitarbeitern plant er mit einem kleinen Studio weiterhin unter dem Publisher Take Two tätig zu sein.
Dennoch ist es ein Tiefschlag für die Gamelandschaft. Nach der Auflösung von THQ, der faktischen Schliessung von Lucas Arts und den regelmässigen Entlassungen stellt sich die Frage nach dem Warum? Obwohl die Branche wächst, reissen die Negativ-Meldungen nicht ab. Watson hat sich mit dem Branchenexperten und IT-Analyst Sundeep Gantori von der UBS über den Zustand der Spielebranche unterhalten.
Herr Gantori, geht es mit der Gameindustrie den Bach ab?
Sundeep Gantori:
Nein. Das würde ich nicht sagen. Die Industrie wächst jährlich um zehn Prozent und hat im letzten Jahr fast 90 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt. Aber der Markt befindet sich im Wandel. Der Einfluss von Mobile-Games hat markant zugenommen und das Gewicht verschiebt sich auf Smartphone-, Tablet- und Online-Games.
Dann graben Mobile-Games dem traditionellen Markt das Wasser ab?
Durch die kürzliche Markteinführunge von Xbox One und PS4, sowie Chinas Öffnung gegenüber dem Konsolen-Markt, wird auch der traditionelle Bereich fürs Erste weiter zulegen. Weil aber im App-Geschäft dreiviertel aller Gewinne aus Spielen stammen, hat sich eine neue lukrative Nische aufgetan, die nun von vielen ausgiebig bedient wird.
Wieso werden Studios geschlossen und Leute entlassen, wenn es der Branche gut geht?
Die Unternehmen versuchen sich neu zu positionieren. Die Veränderung des Marktes mit dem Aufkommen der Smartphones und Tablets führt dazu, dass Ressourcen umverteilt werden. Das hat zur Folge, dass es im Konsolen- oder Handheld-Bereich (3DS, PS Vita) zu Entlassungen kommt und im Mobile-Bereich eingestellt wird.
Heisst das, es wird tendenziell nur noch wenige grosse Studios geben, die sich auf Blockbuster-Spiele konzentrieren und daneben die Indieszene, die mit bescheidenen Mitteln auskommen muss?
Danach sieht es aus. Dabei sehe ich aber auch eine Chance. Die Indiebranche liegt zurzeit stark im Trend und ist mächtig am wachsen. Dadurch schafft sie viele neue Arbeitsplätze, was möglicherweise zu einer höheren Beschäftigungsrate führt. Statt viele grosse Studios wird es einfach mehr kleine geben.
Wo sehen Sie die Zukunft der Branche?
Für Handhelds besteht das grösste Risiko. Sie werden durch Smartphones und Tablets verdrängt. Potential sehe ich dafür in Cloud-basierten Lösungen – beispielsweise Sonys Playstation-Now-Service (dabei werden Spiele gestreamt und nicht vom Gerät selbst berechnet). Spiele können damit auf x-beliebigen Geräten wie Fernseher, Smartphone oder Konsole gespielt werden.