Viking River Cruises ist eine Firma, die wirklich grosses Glück gehabt hat.
Diese Woche wurde bekannt, dass die Firma mit Sitz in Basel die Löhne per sofort in Euro ausbezahlt. Die per Mail angekündigte Vertragsänderung betrifft vor allem nautisches Personal, also Matrosen und Schiffsführer, die einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit einem in Franken festgelegten Lohn und einen Wohnsitz in einem EU-Land haben.
Was bisher nicht bekannt war: Viking River Cruises behauptet in einem Antwortmail auf den Protest betroffener Mitarbeitender, man habe die Änderung des Lohnregimes bereits im Dezember beschlossen und den Wechselkurs für die Löhne damals auf 1.21 Franken festgelegt. Am 14. Januar sei das Kader über die Umstellung informiert worden. Dann heisst es im Mail: «Dass die Schweizer Nationalbank ausgerechnet am Tag darauf über die negative Kursveränderung orientiert hat, war ein unglücklicher Zufall, der uns sehr überrascht hat.»
Die betroffene Belegschaft ist am Morgen des 15. Januar per Mail darüber informiert worden, dass ihr Lohn künftig in Euro ausbezahlt wird. Exakt 26 Minuten später hob die SNB den Euro-Mindestkurs offiziell auf. Und damit auch mehr als 10 Prozent des Lohnes der Viking-Schiffsleute.
Denn obwohl der Euro aktuell nur noch rund 1.05 Franken kostet, passt Viking die Löhne der Festangestellten aus dem Euro-Raum nicht an und überweist weiterhin zu einem Kurs von 1.21 Franken pro Euro. Mit dem Wegfall des Mindestkurses und dem gleichzeitigen Wechsel von Franken- auf Eurolohn haben die Viking-Leute also eine sofortige Lohneinbusse von rund 13 Prozent zu verkraften. Dazu erklären Viking-Verwaltungsrat Thomas Bogler und HR-Chef Hans Gabi in einem Reaktions-Mail auf Reklamationen aus der Belegschaft mit folgendem Satz: «In einem gewissen Sinn haben Sie mit dem Kurswechsel eine kräftige Salärerhöhung verpasst.» Und weiter schreiben sie: «Richtig ist, dass Ihre Kaufkraft im Euro-Raum nicht kleiner geworden ist.»
Dass Viking River Cruises mit der einseitig angekündigten Lohnregime-Änderung die bei ihr angestellten EU-Bürger diskriminiert und nicht einmal das Einverständnis für eine Arbeitsvertragsänderung abwartet, ist gleich doppelt illegal, wie der Fall der Baselbieter Logistikfirma Stöcklin 2012 gezeigt hat.
Noch mehr regen sich die Schiffsleute und ihre Gewerkschaft Nautilus International aber darüber auf, dass das Unternehmen wirtschaftlich überhaupt keinen Grund hat, bei den Löhnen auf die Bremse zu treten. Viking River Cruises rekrutiert seine Reisegäste fast ausschliesslich auf dem amerikanischen Markt und verkauft die Reisen in Dollar. Die Einkäufe für den Hotelbetrieb werden zu einem grossen Teil im billiger gewordenen Euro abgewickelt und die Diesel-Preise sind seit 2012 schon nur in der Schweiz um rund 20 Prozent gefallen.
«Dieses Unternehmen floriert und schwimmt im Geld, noch vor kurzem hat Viking elf neue Schiffe bestellt und angekündigt 800 neue Mitarbeiter einzustellen», sagt Gewerkschafter Holger Schatz von Nautilus International. Schatz prangert auch die Einschüchterungsmethoden von Viking an. «Ein erfahrener Schiffsführer, der gegen die Einführung des Eurolohnes protestiert hat, ist gleich entlassen worden mit der Begründung, das Vertrauensverhältnis sei gestört», sagt Schatz.
Dessen Trumpf im Kampf um bessere Löhne ist die Personalknappheit. Das durch amerikanische Babyboomer im Rentenalter verursachte massive Wachstum im Flusskreuzfahrt-Markt hat zu akutem Mangel an Schiffsführern und Matrosen mit den im EU-Markt nötigen Patenten geführt. «Deshalb können sie nicht im grossen Stil entlassen», sagt Schatz, der mit dem geschassten Schiffsführer gegen Viking vor Arbeitsgericht gehen wird.
Viking River Cruises äussert sich zu den Vorgängen nicht.
Andererseits, wenn ich mir das Wahl- und Stimmverhalten der Bürger in der Schweiz anschaue, scheinen die meisten Aktionäre und CEOs zu sein...