Um «gentechnisch veränderte Organismen», die GVOs, tobt seit Jahrzehnten ein Glaubenskrieg. Die Befürworter führen ins Feld, dass sie unverzichtbar seien um gravierende Hungerkatastrophen zu vermeiden. Bis zur Jahrhundertmitte muss die Nahrungsmittelproduktion gemäss Schätzungen von Experten verdoppelt werden. Gleichzeitig betonen sie, dass dank Gentech der Verbrauch von Herbiziden und Pestiziden massiv eingeschränkt werden kann, da GVOs immun gegen Schädlinge werden.
Die Gegner hingegen argumentieren, dass diese Technik viel zu gefährlich sei, da ihre Wirkung nicht abschätzbar sei, weder in der Natur, noch im menschlichen Körper (Stichwort: «Frankenstein»-Food). Zudem führe das gentechnisch veränderte Saatgut zu einer neuen Leibeigenschaft der Bauern von Unternehmen wie Monsanto und Syngenta.
In den USA und Kanada haben die GVO-Befürworter die Oberhand behalten. Vor allem Mais und Soja wächst dort weitgehend gentechnisch verändert. In Europa hingegen ist man Gentech misstrauisch bis feindselig eingestellt. In den meisten Ländern ist der Anbau von GVOs untersagt, auch in der Schweiz.
Die «New York Times» hat kürzlich in einer grossen Reportage die Folgen dieser unterschiedlichen Anbaumethoden untersucht. Das Resultat ist ein klarer Sieg für die gentechfreie Landwirtschaft. GVO sind zwar nicht schlimm für die Menschen – die Angst vor «Frankenstein-Food» ist unbegründet –, aber Gentech steigert die Erträge nicht und reduziert auch den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden nicht.
Im Gegenteil:
Ins Schussfeld der Kritik gerät auch das Unkrautvernichtungsmittel «Roundup» von Monsanto. Einst wurde es als Wunderwaffe angepriesen. Doch jetzt zeigt sich immer deutlicher, dass seine Wirkung nachlässt. In den USA ist der Einsatz von Herbiziden seit der Einführung von Gentech um rund 20 Prozent gestiegen.
Dazu kommt, dass die Wirkung der Pestizide und Herbizide auf den menschlichen Köper heiss umstritten ist.
Kritiker sind überzeugt, dass sie eine krebsfördernde Wirkung haben. Harvard-Professor David Bellinger erklärt deshalb: «Wir führen mit der gesamten Bevölkerung ein Experiment durch und warten, bis etwas Schlimmes geschieht.»
Auch in den Entwicklungsländern ist Gentech beileibe nicht die erhoffte Wunderwaffe gegen den Hunger geworden. Burkina Faso beispielsweise hat vor ein paar Jahren seine gesamte Baumwollproduktion auf GVO umgestellt. Baumwolle ist nach Gold das wichtigste Exportgut dieses afrikanischen Landes.
Dieses Jahr ist Burkina Faso jedoch wieder zur traditionellen Baumwoll-Landwirtschaft zurückgekehrt. Die Gründe hat Aline Zongo von der Swissaid-Partnerorganisation Copagen kürzlich an einem Symposium in Bern erklärt: «Nach drei Ernten wurde die Qualität der Baumwolle spürbar schlechter und die Erträge gingen ebenfalls zurück.» Das GVO-Experiment wurde im ganzen Land eingestellt. «Gentech hat unsere Probleme nicht gelöst», hält Zongo ernüchtert fest.
Anders als Gentech hat die Bio-Landwirtschaft in den Schwellenländern einen positiven Effekt. Das hat eine im Sommer vom Forschungsinstitut für biologische Landwirtschaft (FiBL) in Kenia in Zusammenarbeit mit dem staatlich-kenianischen Agroforschungsinstitut icipe durchgeführte Langzeit-Studie gezeigt. Sie kommt zum Schluss, dass Bauern, die auf organische Produktion umgestellt haben, ihr Einkommen nach sechs Jahren um durchschnittlich 53 Prozent steigern konnten.
David Amudavi, Leiter von Biodivision in Afrika kommentiert den Befund der Studio wie folgt: «Damit ist erstmals wissenschaftlich bewiesen worden, dass biologische Landwirtschaft nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist.»