Der Auftritt war schon lange vor dem österlichen WEF-Knall geplant. Umso mehr Aufmerksamkeit zog Nestlé-Doyen Peter Brabeck an der Detailhandelstagung in Horgen ZH auf sich. Denn seit Ostersonntag ist der 80-Jährige nicht mehr nur die «Legende der Nahrungsmittelindustrie», als die er am Branchenkongress vorgestellt wurde. Sondern er hat einen viel beachten neuen Job: Brabeck fungiert als Interimspräsident des WEF-Stiftungsrats. Nachdem Klaus Schwab, 87, mit sofortiger Wirkung zurückgetreten war, übernahm er als dessen Vize das Präsidium.
Der filmreife Machtkampf im World Economic Forum wird von den Weltmedien atemlos begleitet, doch Brabeck gab bislang keinerlei Auskunft. Im Gegensatz zu Klaus Schwab, der eine umfangreiche Stellungnahme publik machte und CH Media ein Interview gewährte. Darin wies er die Vorwürfe des anonymen Whistleblowers zurück. Der hatte behauptet, Schwab habe nicht unterscheiden können zwischen seiner eigenen Kasse und der Kasse des WEF. So hätten er und seine Frau eine WEF-Villa privat benutzt und Reisen auf Kosten des Forums unternommen, die nur von privatem Nutzen gewesen seien.
Die Organisation und ihr interimistischer Präsident schwiegen zu Schwabs Ausführungen – auch als dieser sagte, er sei vom Stiftungsrat nicht einmal angehört worden, bevor dieser einstimmig beschloss, eine externe Untersuchung zu den Whistleblower-Vorwürfen zu starten. Inzwischen ist bekannt, dass die Zürcher Kanzlei Homburger diese durchführt.
In Horgen nun äusserte sich Brabeck auf der Bühne launig zur Affäre. «Ich habe das Gefühl, ich bin nicht so sehr in den Schlagzeilen – das ist jemand anderes», sagte er eingangs, ohne Klaus Schwab namentlich zu erwähnen. Weiter sagte Brabeck, der Stiftungsrat habe sich zur externen Untersuchung entschlossen, da die «Anklage» des Whistleblowers «lang und detailliert» sei. Der Stiftungsrat habe dadurch seine Verantwortung wahrgenommen. Mehr mochte der langjährige frühere Nestlé-Chef auf der Bühne nicht sagen: «Jetzt warten wir auf das Resultat dieser unabhängigen Untersuchung und dann sehen wir weiter.»
Nach der Veranstaltung äusserte sich Brabeck gegenüber CH Media noch etwas detaillierter. Er wies Spekulationen zurück, dass er zwei Jahre lang WEF-Präsident bleibe und dann vorgesehen sei, dass Christine Lagarde das Präsidium übernehme. In zwei Jahren endet das Mandat von Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB). «Das stimmt nicht, es gibt keine solchen Pläne. Vielleicht bin ich drei Monate oder drei Jahre Interimspräsident. Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig», sagte Brabeck. Er wünsche sich, dass die dauerhafte Nachfolge schnell geregelt werde. Er habe das Amt nicht gesucht, sondern sei in seiner Funktion als Schwabs Vize in diese Funktion «nachgerutscht».
Brabeck und Schwab sind langjährige Weggefährten. Doch wer mit Brabeck spricht, bekommt den Eindruck: Das Tuch ist durchschnitten. Kein Satz ist zu vernehmen, in dem er sein Bedauern ausdrückt über die Vorgänge, die zum Ende der 54-jährigen WEF-Karriere Schwabs geführt haben. Auch keine Spur von Mitleid.
Schwab schwebt vor, den Titel eines Ehrenpräsidenten zu bekommen. Darauf angesprochen, sagte Brabeck nur: «So einfach ist das nicht.» Näher wollte er nicht darauf eingehen. Informationen dieser Zeitung aus dem Umfeld des Stiftungsrats zeigen, wo das Problem atmosphärisch liegt: Schwab strebt eine Versöhnung an, die zum Inhalt hätte, dass er Ehrenpräsident würde und im Gegenzug auf rechtlichen Schritte verzichten würde. Einen solchen «Deal» halten einzelne Stiftungsräte für falsch. Sie fühlen sich von Schwab in den letzten Jahren wie «Schulbuben» behandelt, wie es jemand formuliert. Er habe sie kaum je einbezogen, sondern eigenmächtig entschieden. Die Lust sei deshalb klein, ihm nun entgegen zu kommen. Man muss sich bewusst sein: Bei den Mitgliedern handelt es sich beispielsweise um den Präsidenten von Singapur oder um den Chef des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock.
Es ist darum von einem längeren Verfahren und möglichen Rechtsstreitigkeiten auszugehen zwischen Klaus Schwab und der von ihm gegründeten Organisation. Diese Aussicht verunsichert am Hauptsitz des WEF in Cologny am Genfersee viele. Wohl deshalb wurde am Dienstagmorgen «auf Anfrage» ein kryptisches Communiqué verschickt, auf das Brabeck ausdrücklich hinwies. «Der Prozess wird gründlich, sorgfältig und zeitnah durchgeführt. Das Forum beabsichtigt, bis zum Abschluss der Untersuchung keine weiteren Kommentare zu diesem Thema abzugeben.» Weiter wird in der Mitteilung selbstbeschwörend geschrieben: «Die Entwicklungen der vergangenen Wochen ändern nichts an der unerschütterlichen Verpflichtung des Weltwirtschaftsforums gegenüber seiner Mission und seinen Werten.» Man bleibe eine «vertrauenswürdige Plattform für Dialog und Zusammenarbeit».
Und dann werden auch gleich zwei Kongresse beworben, die nicht in Davos stattfinden, sondern in China und in San Francisco. «Sie spiegeln unseren fortwährenden Auftrag und unsere globale Wirkung wider», ist da zu lesen. Zumindest am Sprachstil hat der Wechsel an der WEF-Spitze nichts geändert.
Was für ein Kindergarten.
Den Gründer, dem alle ihren prestigeträchtigen Posten verdanken, wegen angeblich falsch abgerechneter Massagen zum Rücktritt drängen. Das müssen diese hehren Werte sein, die man gemäss Website vertritt.
Bei Nestle hat er den ärmsten der Armen mit einem Hollera und Holleri das Trinkwasser weggenommen.
Ich weiss nicht wie viele Kinder wegen ihm krank wurden oder starben, weil sie nur noch verschmutztes Wasser hatten, weil er Nestle die Quellen hat leerpumpen lassen und das dan teuer in Flaschen abfüllen liess. Die Zahl ist aber deutlich grösser als 0.