Um die Mutter aller Kryptowährungen ist ein Streit entfacht. Ein Streit, der im Moment vor allem sein positives Gesicht zeigt: ein Börsenkurs, der steil nach oben zeigt. Doch die Freude könnte von kurzer Dauer sein.
Bitcoin hat Schwächen und muss sich weiterentwickeln: Zum Beispiel bei den Transaktionskosten oder auch bei der Transaktionsgeschwindigkeit. Andere, ebenfalls auf der Blockchain-Technologie basierende Projekte sind Bitcoin nicht nur in dieser Hinsicht bereits überlegen.
Um den Anschluss nicht zu verpassen, braucht es Updates. Und genau darum geht es bei diesem Streit. Die verschiedenen Parteien sind sich nicht mehr einig, wie dieses aussehen soll.
Genau: Ursprünglich wurde für Bitcoin ein Update-Paket beschlossen. Das sogenannte SegWit2x. Segwit2x besteht aus zwei Elementen, einem Update auf SegWit und einer Erhöhung der Blockgrösse in der Blockchain von einem Megabyte auf zwei Megabyte.
Das Update auf SegWit erfolgte im August – und verlief ebenfalls nicht ohne Streit. Als Folge dieses Zwists entstand die zusätzliche Kryptowährung Bitcoin Cash.
Im November, so will es die ursprüngliche Abmachung (das sogenannte New-York-Protokoll), soll nun die Blockgrössenerweiterung stattfinden. Doch dagegen regt sich Widerstand. Frühere Supporter dieser Idee haben sich plötzlich zurückgezogen. Es herrscht ein Machtkampf.
Eine Anpassung der Blockgrösse ist nur durch eine sogenannte «Hard Fork» möglich – eine radikale Abnabelung von der alten Blockchain. Im Idealfall stirbt die alte Version ab und die neue kann ungestört prosperieren. Die Gegner der Blockchainvergrösserung wollen die alte Blockchain aber am Leben erhalten. Die Folge ist, dass zwei verschiedene Blockchains und damit auch zwei Kryptowährungen weiterexistieren würden.
So einfach ist es nicht. Die wichtigste Frage, die geklärt werden muss, ist, welche der beiden Währungen sich weiterhin Bitcoin nennen darf und wer einen neuen Namen (Bitcoin Gold zum Beispiel oder Bitcoin 2X) annehmen muss? Beide Parteien nehmen im Moment das Label Bitcoin für sich in Anspruch.
Ein weiteres Problem ist, dass das Bitcoin-Netzwerk aus verschiedenen Pfeilern besteht: Miner, Entwickler, User und Business-Leute. Nur ein Zusammenspiel dieser Gruppen ermöglicht das Funktionieren des Netzwerks.
Es sind aber genau Exponenten dieser Gruppen, die unterschiedliche Vorstellungen der Blockgrösse haben. So haben bereits diverse Entwickler angedroht, ihre Arbeit an Bitcoin niederzulegen, sollte sich die Angelegenheit nicht in ihrem Sinne entwickeln.
Das liegt an der Architektur der Blockchains. Eine potentiell neue Kryptowährung basiert auf derselben Blockchain wie Bitcoin. Deshalb werden bei einer Abnabelung aus Bitcoinbesitzern automatisch auch Halter der neuen Währung (sofern man im Besitz der eigenen Schlüssel ist und die Coins nicht auf einer Tauschbörse gelagert werden). Die Annahme ist nun, dass bei einer Koexistenz ohne gegenseitige Kompatibilität diese Coins verkauft werden könnten, ohne den Verlust der Original-Bitcoins zu riskieren. Jetzige Bitcoin-Besitzer kämen quasi zu «Gratis»-Coins.
Unter anderem auch wegen dieser Annahme ist die Nachfrage nach Bitcoin und damit auch der Preis in den letzten Tagen wieder drastisch gestiegen.
Ja, das wäre die logische Konsequenz. Doch logisch ist im Kryptomarkt nicht mehr viel. Die Annahme der jetzigen Investoren ist, dass die Einnahmen mit dem Verkauf des neuen Coins höher liegen, als der Verlust durch den Bitcoin-Kurssturz.
Wie der unlogische Kryptomarkt so spielt, kann es sogar sein, dass der erwartete Kurssturz ausbleibt, das Gegenteil eintrifft und der Kurz explodiert. Das ist Teil der Spekulation, das ist Teil des Spiels, das ist Teil der Faszination. In dem Sinn: Viel Glück in den kommenden Tagen. Es kann noch heiter werden.