Urs Birrer, der CEO der Datenverarbeitungs- und verwaltungsfirma RR Donnelley Schweiz (RRD), muss seinen Hut nehmen. Er stolperte über ein Schreiben, das er an den Solothurner SVP-Kantonsrat Manfred Küng gemailt hatte.
Küng hatte im November 2013 eine Interpellation eingereicht, in der er kritische Fragen über die Firma RR Donnelley stellte. Diese in Urdorf ZH ansässige US-Firma scannt im Auftrag der Solothurner Steuerverwaltung seit sieben Jahren sämtliche Steuerdaten ein, damit die Veranlagungen anschliessend vom Steueramt auf elektronischem Weg erstellt werden können.
Der Vorstoss war schon längst erledigt, als sich Donnelley-Chef Urs Birrer letzten Dezember in einem Mail an den Interpellanten wandte, ihn darin beschimpfte und subtil bedrohte. «Ihre Interpellation verstehe ich bestenfalls als schlechter Witz», schrieb Birrer, wie die «Solothurner Zeitung» damals aufdeckte.
«Zudem habe ich jetzt Google-Alert mit ihrem Namen aufgeschaltet und werde sie aus der Ferne beobachten», hiess es im Schreiben des Donnelley-CEO weiter. Ausserdem liess sich Birrer zur Bemerkung hinreissen: «... nur kann man halt damit keine dümmliche SVP-Politik machen».
Inzwischen hat sich die Firma RR Donnelley Schweiz von Urs Birrer getrennt, wie die Solothurner Regierung am Dienstag mitteilte. Das Management der Firma habe den Solothurner Landammann Roland Heim über die Freistellung Birrers orientiert. Eine Zweier-Delegation des Managements habe zudem persönlich beim Landammann vorgesprochen und sich für das Verhalten des ehemaligen CEO entschuldigt.
Der 52-jährige Urs Birrer war seit Januar 2004 Managing Director von RR Donnelley Schweiz und Österreich. Zuvor war er sechs Jahre lang Präsident der Swisslog Software Division und neun Jahre lang Vizepräsident bei der Unisys Europe Africa Division. (whr/sda)