Als Donald Trump 2017 seine erste Amtszeit antrat, schrillten im Apple-Hauptquartier in Cupertino (Bundesstaat Kalifornien) die Alarmglocken. CEO Tim Cook wusste, dass der neue Präsident ihm weit mehr Ärger einbrocken konnte als sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping. Trump machte aus seinem Herzen denn auch keine Mördergrube. «Tim, solltest du nicht damit beginnen, Fabriken in diesem Land zu bauen, dann betrachte ich meine Regierung als wirtschaftlichen Misserfolg», sagte der US-Präsident dem Apple-CEO offen ins Gesicht.
Das Letzte, was sich Cook wünschen konnte, war ein offener Streit mit dem Präsidenten. Er begann deshalb, mit ihm alle sechs Wochen zu telefonieren, um ihn darüber zu informieren, wie weit der Bau einer Apple-Fabrik in den USA schon fortgeschritten sei.
Im November 2019 war es so weit. In Texas war ein Apple-Werk in Betrieb, das McBook Pro’s herstellte. Zur feierlichen Eröffnung erschien der Präsident persönlich und tweete danach in seiner bekannt bescheidenen Art: «Heute habe ich eine wichtige Apple Fabrik in Texas eröffnet. Sie wird gut bezahlte Jobs nach Amerika zurückbringen.»
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass an diesem Tweet fast alles falsch war. Die Fabrik gehört nicht Apple, sondern einer Auftragsfertigungsfirma namens Flextronic. Und sie sollte sich bald als totales Desaster herausstellen. In keiner Weise konnte sie mit der Produktivität der chinesischen Fabriken mithalten, was zur grotesken Situation führte, die Patrick McGee wie folgt beschreibt:
«Die Ironie des Ganzen kann man fast nicht übertreiben. Nachdem Apple mehr als zehn Jahre lang Top-Ingenieure nach China geschickt hatte, um dort die Mitarbeiter so auszubilden, dass sie Apple-Qualität herstellen konnten, musste Cupertino jetzt chinesische Ingenieure nach Amerika einfliegen, um das Projekt zu Ende zu bringen.»
Seit mehr als zehn Jahren hatte Apple die USA als Fertigungsstandort aufgegeben und systematisch Fabriken in China gefördert. Mit Foxconn und seinem CEO Terry Gou hatte Steve Jobs einen Partner gefunden, dem er zutraute, Apple-Qualität abzuliefern. Denn die Fertigung eines Laptops oder eines iPhones ist nicht mit der Fertigung eines T-Shirts oder eines Turnschuhs zu vergleichen. Ein iPhone besteht aus rund 1000 Einzelteilen, die nicht nur präzis zusammengefügt werden müssen, sondern auch so, dass sie den hohen ästhetischen Apple-Standards genügen.
Apple ist alles andere als ein bequemer Partner. «Viele Zulieferer betrachteten Apple als eine Schönheitskönigin – schön anzuschauen, aber nicht empfehlenswert, sie zu daten. Zu gross das Drama», schreibt McGee. Mit Gou hatte Jobs jedoch einen kongenialen Partner gefunden. Dieser hatte erkannt, dass, so mühsam und hart es auch war, es sich lohnen würde, mit Apple zusammenzuarbeiten,
Dabei ging es nicht um Profit. Apple bezahlt mehr schlecht als recht. Es ging um etwas ganz anderes, das McGee wie folgt beschreibt:
«Der explizite Deal – nennen wir ihn den Apple Squeeze – bestand darin, dass Teams von Apple-Ingenieuren ihre lokalen Partner rigoros ausbildeten und dabei Fabrikationswissen weitergaben, speziell, wie man die höchsten Qualitätsstandards mit Effizienz verbinden kann. Im Gegenzug waren die lokalen Zulieferer bereit, für zum Himmel schreiende Profitmargen zu arbeiten.»
So knausrig Apple seine Zulieferer abspeist, so grosszügig sind die Auslagen für die Ausbildung der Chinesen. Allein im Jahr 2015 investierte Cupertino 55 Milliarden Dollar in China und wurde so etwas wie eine gigantische Volkshochschule im Reich der Mitte. «Man muss sich die Investitionen von Apple wie ein Regierungsprogramm vorstellen», so McGee. «China hatte zunächst noch nicht die Talente und die Expertise, um die Produkte herzustellen, die Jony Ive (Apples legendärer Designer, Anm. des Verf.) in seinem Labor ausgetüftelt hatte. Aber die Ingenieure, die Apple frisch ab MIT, Caltech oder Stanford anstellte oder Tesla, Dell und Motorola abwarb, brachten sie allmählich auf Vordermann.»
Obwohl Apple die Fertigung auslagerte, verlor es nicht die Kontrolle. Die Maschinen blieben im Besitz von Cupertino und durften nur zur Fertigung von Apple-Produkten verwendet werden.
Der Deal ging für beide Seiten auf. Apple wurde zum wertvollsten Unternehmen der Welt. China wiederum schuf sich dank Apple einen gigantischen Vorsprung in Sachen Fertigungs-Knowhow. Kommt hinzu, dass inzwischen sogenannte Cluster von Zulieferern entstanden sind, die in Stunden liefern können, was andernorts Monate dauert.
«Heute existiert in China ein Ausmass an Raffinesse, das selbst Experten kaum begreifen», so McGee. «Der Laie mag sich vorstellen, dass Foxconn ganz einfach Fabriken in einem anderen Land aufmachen kann; aber Foxconns Fabriken sind in China von hunderten von Unterlieferanten umgeben, die alle jederzeit eine neue Bestellung ausführen können.»
Um die politisch heikle Abhängigkeit von China zu milden, ist Foxconn tatsächlich im Begriff, nach Indien auszuweichen. Für mehr als 2,5 Milliarden wird derzeit in der Stadt Devanahalli eine Fabrik hochgezogen, die dereinst 40’000 Arbeiter beschäftigen und gegen 30 Prozent aller iPhones herstellen soll. Von den Chinesen sind sie jedoch noch weit entfernt. So schreibt die «New York Times»: «Skeptiker verunglimpfen den Erfolg Indiens als ‹Schraubenzieher-Arbeit› und beklagen sich darüber, dass wenige der wertvollen Teile in Indien hergestellt werden.»
Auch McGee ist skeptisch. «Apple will zwar auch Indien vollständig handlungsfähig machen» stellt er fest. «Aber das wird mindestens fünf bis zehn Jahre dauern – wenn überhaupt.»
In seiner zweiten Amtszeit hat Trump den Druck auf Apple nochmals massiv erhöht. Einen Strafzoll für iPhone-Importe aus China hat er zwar auf Eis gelegt, aber bloss vorübergehend. An seinem Plan, die Fabrikation der iPhones in die USA zu verlegen, hält er fest. Wie 2019 wird er sich jedoch wohl mit einzelnen symbolischen Erfolgen begnügen müssen. Die Ehe zwischen Apple und China wird er nicht scheiden können. McGee erklärt, weshalb:
«Die Beziehung des iPhone-Herstellers zu China mag politisch heikel geworden sein, doch die wirtschaftlichen Bande sind unzerstörbar geworden. Kein anderes Land kommt auch nur in die Nähe, eine solche Kombination von Qualität, Menge und Flexibilität zu bieten, die es braucht, um jährlich rund eine halbe Milliarde dieses Luxusprodukts herzustellen.»
Irgendein, glaube Italienischer Luxustaschen Hersteller, wagte dieses Experiment auch einmal, war auch ein Desaster, weil man halt nicht einfach irgendwelche Leute, Irgendetwas tun lassen kann.
Das geht vielleicht in Donalds Gedanken, aber die sind ja bekanntlich sehr weit weg von jeglicher Realität.
Ich denke, dann wird der Mob unruhig werden. Fast das selbe wie beim Benzinpreis, der auch schon so manche Regierung gestürzt hat.
Die letzte Katastrophe, mit 145% Zoll auf Waren aus China, wurde schliesslich nur für kurze Zeit verschoben, ich bin gespannt was da am Ende heraus kommt.
Vielleicht auch wieder nur ein TACO 🌮