Erstmals seit Februar sehen Finanzanalysten die Entwicklung der Schweizer Wirtschaft in den nächsten Monaten wieder etwas weniger optimistisch. Dies zeigt der monatlich erhobene Indikator der Grossbank Credit Suisse (CS) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.
Der ZEW-Indikator misst die Erwartungen von Finanzanalysten für die Schweizer Konjunktur in den kommenden sechs Monaten. Im Juli sank er von 0,1 Punkten auf -5,4 Punkte, wie die CS am Mittwoch mitteilte.
Der Wert von -5,4 Punkten ist eine Zahl, die sich aus dem Saldo der Anzahl positiveren und der Anzahl negativeren Einschätzungen ergibt. Wären alle befragten Analysten optimistischer, würde der Wert bei 100 liegen. Wären alle pessimistischer, würde ein Wert von minus 100 resultieren. Am pessimistischsten waren die Finanzexperten im Februar. Der Index lag damals bei -73.
Die aktuelle Lage, die nur den Befragungsmonat betrifft und nicht die Einschätzung für das nächste halbe Jahr, schätzten die Analysten mit - 21,6 Punkten allerdings etwas besser ein als noch im Juni.
Für 2015 rechnet etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Befragten mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent bis 1,0 Prozent in der Schweiz. Für das Folgejahr erwarten 63 Prozent der Finanzexperten eine langsame Erholung der Wirtschaft mit einem Wachstum zwischen 1,0 Prozent und 1,5 Prozent.
Am zweithäufigsten genannt wurde ein Wachstum zwischen 0,5 Prozent und 1,0 Prozent im Jahr 2016. Dies entspräche einer sehr stockenden Wirtschaftsentwicklung, schreibt die CS.
Auch für die Eurozone und die USA verschlechterten sich die Konjunkturaussichten im Juli. Mit 47,1 und 25,1 Punkten blieb der Ausblick jedoch für beide Regionen positiv.
Die stärkste Dynamik in den kommenden sechs Monaten erwarten die Ökonomen laut CS in der Eurozone. Die gegenwärtige Konjunkturlage in der Eurozone fällt mit -19,4 Punkten aber noch eher schwach aus.
Der Anteil der Analysten, die eine Abwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro erwarten, sank im Juli. Sie liegt mit 32 Prozent nur knapp über dem Anteil derjenigen, die eine Aufwertung erwarten (27 Prozent). So ausgeglichen und damit ungewiss zugleich seien die Erwartungen hinsichtlich der Wechselkursentwicklung zuletzt im Juni 2014 gewesen, schreibt die CS.
Mitte Januar hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Kampf gegen die Franken-Aufwertung aufgegeben und den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken fallen lassen. Die Kurse von Euro und Dollar sackten darauf stark ab.
Rund 78 Prozent der befragten Experten erwarten keine Veränderung der Schweizer Inflationsrate in den kommenden sechs Monaten. Anders in der Eurozone und in den USA: Dort erwarten jeweils 53 beziehungsweise 47 Prozent einen Anstieg. (sda)