Kaffee ist ein zentraler Pfeiler für den Schweizer Nahrungsmittelkonzern. Nescafé gehört immer noch zu den weltweit stärksten Marken überhaupt, Nespresso zu den erfolgreichsten Neulancierungen der letzten Jahrzehnte. Doch das Kaffee-Imperium des Schweizer Multis hat bisher ein grosses Loch aufgewiesen: die USA.
Dieses Loch will Nestlé-CEO Mark Schneider nun stopfen, und er lässt sich das auch etwas kosten. 7,15 Milliarden Dollar blättert er auf den Tisch, um von Starbucks das Kaffeegeschäft zu übernehmen, nur das Geschäft, nicht die Restaurants, wohlgemerkt. Vor rund einem halben Jahr hat Nestlé bereits die Mehrheit des amerikanischen Kaffee-Rösters Blue Bottle Coffee erworben.
Mit Starbucks hat man jetzt einen grossen Fisch an Land gezogen. «Diese Transaktion ist ein bedeutender Schritt für unser Kaffeegeschäft, Nestlés grösster Wachstums-Kategorie», begründet Schneider den Deal. «Mit Starbucks, Nescafé und Nespresso vereinen wir drei Ikonen in der Kaffeewelt.»
Der Deal kommt nicht überraschend. Schon im vergangenen Herbst hatte Schneider einen Strategiewechsel des Nahrungsmittelkonzerns angekündigt: Nestlé will die Bereiche Kaffee, Säuglingsnahrung, Wasser und Haustiernahrung ausbauen. Trennen will man sich von Zucker und Pizza: Im Januar hat man das amerikanische Süsswarengeschäft an Ferrero (Nutella, Kinderschokolade) verhökert.
Nestlé will auf den Gesunde-Nahrung-Zug aufspringen. In Kalifornien hat man sich Sweet Earth unter den Nagel gerissen, ein Unternehmen das vegetarische und vegane Lebensmittel herstellt. Auch beim Start-up Freshly, das gesunde Mahlzeiten direkt an die Kunden liefert, ist man mit einer Minderheitsbeteiligung eingestiegen.
Nestlé will nicht nur gesünder, sondern auch profitabler werden. Die Margen auf den traditionellen Produkten geraten unter Druck, wie der nun beendete Streit mit Coop gezeigt hat. Der Gewinn im Kaffeegeschäft ist hingegen überdurchschnittlich gewachsen.
Druck verspürt Nestlé auch von Seiten der Aktionäre. Unilever, der schärfste Konkurrent, hat versprochen, die Rentabilität markant zu erhöhen. Und Mark Schneider hat Daniel Loeb im Nacken. Der gefürchtete amerikanische Hedge-Fund-Manager hat letztes Jahr Nestlé-Aktien für drei Milliarden Dollar gekauft.