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Blick: Chefredaktor Christian Dorer muss sechs Monate Zwangspause nehmen

Knall beim «Blick»: Chefredaktor Christian Dorer muss sechs Monate Zwangspause nehmen

08.03.2023, 10:3308.03.2023, 12:19
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HANDOUT - Christian Dorer, Handout vom 18. Mai 2016. Christian Dorer wird Chefredaktor des SonntagsBlick. Christian Dorer, derzeit Chefredaktor der Aargauer Zeitung/az Nordwestschweiz, wird Chefredakt ...
Christian DorerBild: RINGIER

Der Chefredaktor der Blick-Gruppe, Christian Dorer, muss für die Dauer von sechs Monaten eine Auszeit nehmen. Er soll gegen den «Code of Conduct» verstossen haben. Ob er zurückkehrt, ist noch nicht entschieden, wie der «Blick» in eigener Sache am Mittwoch mitteilte.

Die Entscheidung für die Auszeit ab Montag, 13. März, habe das Management der Ringier-Gruppe in Übereinstimmung mit Dorer getroffen. Im Raum stehen Vorwürfe von bevorzugter Behandlung einer bestimmten Mitarbeitenden-Gruppe und eine zu wenig klare Differenzierung von Privat und Geschäft, wie es weiter heisst.

Dorer sagt dazu: «Für mich stand und steht das Wohl der Blick-Gruppe und ihrer Mitarbeitenden immer im Zentrum. Sollte ich durch mein Handeln ohne Absicht dem Wohl der Gruppe oder Einzelner geschadet haben, so bedaure ich dies über alle Massen. Mir ist es ein Anliegen, dass der Sachverhalt geklärt wird. Meine Abwesenheit wird die Aufklärung vereinfachen, daher ist diese Auszeit auch in meinem Sinn – obwohl mir der Schritt enorm schwerfällt.»

Ringier werde den Meldungen und Beobachtungen nachgehen, sie lückenlos aufklären und aufarbeiten.

Die publizistische Verantwortung wird interimistisch an Steffi Buchli (Chefredaktorin Blick Sport) und Andreas Dietrich (Chefredaktor Blick) in Co-Leitung übergeben, heisst es in der Mitteilung.

Medienkonzerne in der Kritik

Bereits Anfang des Monats hatte sich das Medienhaus Ringier Axel Springer von Werner de Schepper, Co-Chefredaktor der Zeitschrift «Interview by Ringier», wegen «Differenzen» und «unterschiedlichen Auffassungen» getrennt.

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Werner de SchepperBild: KEYSTONE

2017 hatte der «Tages-Anzeiger» einen Artikel über mutmassliche sexuelle Belästigungen de Scheppers am Arbeitsplatz veröffentlicht. Die Medienstelle von Ringier Axel Springer Schweiz gab damals an, sie habe keine Kenntnis von solchen Vorfällen. De Schepper äusserte sich öffentlich nicht dazu. Strafrechtliche Konsequenzen hatten die Vorwürfe nicht.

Anfang Januar hatte der Verwaltungsrat von Ringier bekannt gegeben, dass er eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines «publizistischen Leitbildes einsetzen will. Zuvor hatte der angebliche direkte Draht des Sprechers von Gesundheitsminister Alain Berset zum Ringier-Chef Marc Walder für Schlagzeilen gesorgt, der sich auf die Berichterstattung des »Blicks« ausgewirkt haben soll.

Mit Kritik sieht sich auch der Tamedia-Konzern konfrontiert. Eine ehemalige Mitarbeiterin hatte dem früheren «Magazin»-Chefredaktor Finn Canonica Machtmissbrauch, Mobbing und Sexismus vorgeworfen. Canonica wehrte sich gegen die Vorwürfe, räumte aber auch teilweise Fehler ein. Auch Tamedia gab Versäumnisse zu. Die Aufklärung des Falles habe zu lange gedauert. (sda)

(red/sda)

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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
08.03.2023 10:50registriert März 2021
Code of conduct --> Verhaltensregeln.

Wäre natürlich interessant zu wissen, inwiefern er diese verletzt hat - aber dazu müsste man ja recherchieren.

Anyway... Ein Bruch des code of conduct hört sich natürlich eleganter an als, sagen wir, sexuelle Belästigung, Mobbing oder ähnliches.

So viel Bauernschläue hätte ich Blick gar nicht zugetraut ^^
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Hosesack
08.03.2023 10:54registriert August 2018
6 Monate Auszeit soll eine Strafe sein?
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D.Enk-Zettel
08.03.2023 11:52registriert Oktober 2021
Ein BLICK auf die Story genügt um festzustellen, dass der Gerüchteküche Tür und Tor geöffnet wurden. Nimmt diese Firma nur intern Beteiligte in Schutz? Üblicherweise wird sonst ja auch alles medial ausgeschlachget.
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