Frédéric Lalanne ist erst seit Anfang Jahr Chef des Winterthurer Industriekonzerns. Nun muss er bereits wieder gehen. Wie Sulzer am Montag bekannt gab, hat der CEO per Ende Oktober seinen Rücktritt erklärt. Der Verwaltungsrat begründet den Schritt gemäss Mitteilung mit dem sich «nachhaltig verändernden Marktumfeld und der damit einhergehenden strukturellen Nachfrageverschiebung im Energie- und Infrastrukturbereich».
Der Verwaltungsrat hat deshalb entschieden, «die aktuelle Unternehmensstrategie auf den Prüfstand zu stellen und das Unternehmen entlang der sich nachhaltig verändernden Nachfrage neu auszurichten.» Um die Kontinuität in der Konzernführung sicherzustellen, wird Präsidentin Suzanne Thoma zur Exekutiven Präsidentin ernannt und mit der Gesamtführung von Sulzer beauftragt.
Sie habe «als CEO von BKW bewiesen, dass sie solche strategischen Neuausrichtungen und die entsprechenden Transformationen, wie sie Sulzer nun braucht, sehr erfolgreich führen kann», lässt sich Matthias Bichsel, Vizepräsident des Verwaltungsrates, in der Mitteilung zitieren. Die ehemalige Chefin des Berner Energiekonzerns werde die zusätzliche Funktion nur bis zur abgeschlossenen Entwicklung der neuen Strategie und der ersten Phase der Implementation wahrnehmen. Mit ersten Erkenntnissen ist im ersten Halbjahr 2023 zu rechnen.
Dem abtretenden Konzernchef spricht der Verwaltungsrat seinen Dank aus - wie auch die «Anerkennung für seine Arbeit für Sulzer während den vergangenen sieben Jahren». Angesichts der «gegenwärtigen geopolitischen Konflikte» habe Frédéric Lalanne in seiner Rolle als CEO von Sulzer «Umsicht und Standhaftigkeit» bewiesen.
Sulzer hatte zuletzt mit Lieferengpässen und den Folgen des Ukraine-Krieges zu kämpfen. Zwar meldete der Konzern für das ersten Halbjahr 2022 einen deutlichen Anstieg bei den Bestellungen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag trotzdem mit -25.5 Millionen Franken im negativen Bereich.
Der Konzern begründete den Verlust mit dem Ausstieg aus dem Russlandgeschäft als Folge des Ukraine-Kriegs und der Schliessung der Standorte in Polen. Ohne diese Abschreibungen wäre das Ebit im ersten Halbjahr zehn Prozent höher gelegen als im Vorjahr.