Benjamin M. Lawsky ist der Chef der Finanzbehörde des Bundesstaates New York. Letzte Woche hat er ein grosses Hearing zur Frage der Bitcoins durchgeführt. Jetzt will er «Bitlicences» einführen. Nur wer eine solche Lizenz besitzt, soll künftig mit der virtuellen Währung handeln dürfen. Für die «New York Times» ist dies der Anfang einer Zähmung der widerspenstigen Währung. «Die Frage ist nicht, ob die Firmen die neue Zahlungsmittel in Verkehr bringen, bald besser reguliert werden» schreibt das Blatt. «Es geht einzig darum, mit welchem Ausmass von Regulierung sie bald konfrontiert sein werden.»
Ausgelöst worden ist die jüngste Bitcoin-Regulierungs-Diskussion durch die Verhaftung von Charles Shrem. Der 24jährige Unternehmer wurde am vergangenen Freitag im Haus seiner Eltern in Brooklyn kurzfristig festgenommen. Seither steht er unter Hausarrest.
Ihm wird vorgeworfen, mit Bitcoins Gewinne aus dem Drogen- und Waffenhandel gewaschen zu haben. Shrem bestreitet die Anschuldigungen. Er ist der Gründer der Website BitInstant, einem Handelsplatz für die virtuelle Währung. Gemäss «Wall Street Journal» wird sein Vermögen auf 6 Millionen Dollar geschätzt.
Die Verhaftung von Shrem hat auf den ersten Blick den schlechten Ruf der Bitcoins bestätigt, zumal er mit der inzwischen ebenfalls geschlossen Plattform Silk Road – ebenfalls ein virtueller Schwarzmarkt – zusammen gearbeitet haben soll. Der Eindruck trügt. John Gapper beispielsweise, Kolumnist bei der «Financial Times» bescheinigt den Bitcoins im Gegenteil grosses Potenzial für die Zukunft. «Sie werden zu einer Herausforderung für das Bankensystem und könnten vielleicht bald einen schnellen und billigen Wechsel von Währungen ermöglichen, nicht nur in Form von Papiergeld» stellt er fest. «Sie füllen eine grosse Lücke im Internet aus.»
Dieses Potenzial hat man inzwischen auch bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erkannt. SNB-Präsident Thomas Jordan hat deshalb bereits öffentlich darauf hingewiesen, dass Bitcoins primär eine Frage des Investoren- und Konsumentenschutzes seien. Das Volumen ist jedoch noch viel zu klein, als dass Bitcoins die Geldpolitik der SNB beeinflussen könnten. «Wir verfolgen die Situation, haben aber noch keine Beschlüsse gefasst», sagt SNB-Sprecher Walter Meier zu watson.
Kreditkartenfirmen und Banken könnten die Konkurrenz der Bitcoins rascher zu spüren bekommen als ihnen lieb ist. Der Grund dafür ist banal: Die Transaktionskosten fallen weg, und die sind bekanntlich hoch. Daran werden wir jedesmal beim Geldwechsel schmerzlich erinnert. Bei den Kreditkarten sind die Gebühren auch nicht ohne. Nicht nur Bitcoins wollen daher in diese Lücke springen und die Mittelsmänner ausschalten. Rund um den Globus enstehen virtuelle Wechselstuben, mit Safaricom gar in Kenia.
Sollte der Erfolg der Bitcoins anhalten, dann werden die Behörden nicht mehr länger die Augen verschliessen können. So wie die Finanzaufsicht heute schon darüber wacht, dass an den Märkten alles mit den richtigen Dingen zugeht, wird sie bald dafür sorgen müssen, dass mit den virtuellen Währungen keine undurchsichtigen Manipulationen zulasten der Konsumenten durchgeführt werden können.
Peter J. Henning, Professor an der juristischen Fakultät der Wayne State University, stellt daher fest: «Die Tage, an denen Bitcoins anonym und ohne Aufsicht gehandelt werden konnten, sind vorbei. Je mehr sich die virtuellen Währungen ausbreiten, desto mehr werden die Firmen, die damit handeln und vielleicht auch ihre Kunden, von der Regierung überwacht und reguliert werden; und sie werden auch die Kosten tragen müssen, die diese Überwachung verursacht.»