Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat zahlreiche Anträge für sogenannte Spot-Bitcoin-ETFs genehmigt – ein Schritt, der so erwartet wurde. Mit der Entscheidung werden in den USA börsennotierte Fonds zugelassen, die direkt in Bitcoin investieren (Bitcoin-Spot-ETFs).
Mit den Genehmigungen wird die einst von der traditionellen Finanzwelt belächelte Mutter aller Kryptowährungen schon in Kürze indirekt an den grössten Börsen der Welt handelbar. Warum «indirekt»? Diese und andere brennende Fragen sollen nun geklärt werden.
ETF, «Exchange-Traded Fund», heisst übersetzt «börsengehandelter Fonds». Ein Fonds ist eine Art Topf, in den eine Vielzahl von Anlegern Geld einzahlen kann. Die Manager des Fonds kaufen dann mit dem gesammelten Geld bestimmte Wertanlagen/Waren und verwalten diese. Nimmt der Preis für die erstandene Ware mit der Zeit zu, profitieren die Anleger.
Bei einem ETF gibt der Fonds zusätzlich Investmentzertifikate heraus, die wie Aktien an Börsen gehandelt werden können. Der Preis dafür steigt und fällt mit dem Kurs der darunterliegenden Güter. Im Falle eines Spot-Bitcoin-ETFs also mit dem Bitcoin-Kurs. Das «Spot» in diesem fürchterlichen Wort bedeutet, dass es sich dabei um den aktuellen Wert der Ware handelt.
Der Kauf und die Verwaltung von Bitcoins sind zwar einfacher, als viele glauben, trotzdem ist es nicht jedermanns Sache. Der Handel mit ETFs ist hingegen für viele traditionelle Anleger eine Routineangelegenheit.
Tatsächlich haben ETFs aber noch andere Vorteile: Sie sind auch für Grossinvestoren, Finanzdienstleister sowie Vorsorgeinstitute interessant. Damit wird Bitcoin für Anleger eine Option, die vorher (aufgrund gesetzlicher Auflagen) keinen Zugang dazu hatten (zum Beispiel Pensionskassen) – oder eher skeptisch eingestellt waren. Denn auch das Image und die gesellschaftliche Akzeptanz der Mutter aller Kryptowährungen wird sich durch die ETFs verbessern. Die Zeiten, als Bitcoin als Gaga-Projekt von ein paar Cypherpunks verschrien war, sind definitiv vorbei.
Insgesamt gingen beim SEC 13 Anträge für Spot-Bitcoin-ETFs ein. 11 davon hat das SEC heute genehmigt. Die Hände reiben dürfen:
Beide Fragen können nur mit höchst spekulativen Prognosen beantwortet werden – und diese gehen weit auseinander. Die meisten Chronisten antizipieren eine wilde Achterbahnfahrt. Gerüchten zufolge sollen allein bei BlackRock Anlegergelder von über zwei Milliarden Dollar für den ETF bereitliegen. Der weltgrösste Vermögensverwalter betreut Kundengelder von über zehn Billionen (engl.: Trillions) Dollar. watson will sich nicht an den kurzfristigen Spekulationen über den Bitcoin–Preis beteiligen.
Die 11 Anbieter der ETFs arbeiten nicht für die Wohlfahrt. Für sie sind die Produkte in erster Linie ein Geschäft. Und wie jedes andere Produkt (mit Konkurrenzprodukten) muss dieses beworben, verkauft und den Kunden schmackhaft gemacht werden.
Experten rechnen deshalb gleich zu Beginn mit einer Werbeoffensive – die es in der Art und in dem Umfang für Bitcoin noch nie gab. Zusätzlich gilt: first come, first served. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die 13 Anbieter zeigten sich deshalb bemüht, die nötigen Formalitäten möglichst schnell einzureichen. In einem Interview mit FoxBusiness gab sich ein Vertreter von VanEck selbstbewusst. Er rechne damit, dass bereits am Donnerstag die Produkte an den Börsen in den Handel kommen.
Gleichzeitig fand in den letzten Tagen unter den designierten ETF-Anbietern eine Gebührenschlacht statt. Noch vor der ersten Genehmigung kam es zu massiven Reduktionen, sodass diese weit unter ETF-übliche Standards fielen. Bitwise kommt dabei mit 0,24 Prozent am günstigsten weg, gefolgt von VanEck und Ark (0,25 Prozent). Ark hatte ursprünglich 0,8 Prozent geplant. BlackRock verlangt 0,3 Prozent.
Das ist so: Die Käufer der ETF-Investmentzertifikate sind nicht im Besitz von Bitcoin, sondern profitieren (oder eben nicht) nur von der Kursbewegung. Anders verhält es sich aber mit den ETF-Anbietern. Sie haben sich gegenüber dem SEC verpflichtet, Bitcoins im Gegenwert der Investmentzertifikate zu halten. Sollten viele Anleger Geld in die ETFs pumpen, fliesst dieses weiter in Bitcoin.
Zur Erinnerung: Die Anzahl Bitcoins ist auf 21 Millionen beschränkt. Ein paar Millionen (25 bis 30 Prozent) davon gingen bereits auf Nimmerwiedersehen verloren. Bleiben noch 15 Millionen – oder 0,00184 Bitcoins pro Person. Aktuell stehen weniger als zwei Millionen Bitcoins zum tatsächlichen Kauf zur Verfügung.
Das ist Auslegungssache. Bitcoin ist primär einmal ein Buchungs- und Zahlungssystem, das aufgrund seiner dezentralen Architektur die Verwaltung eines digitalen Guts ermöglicht, ohne dass dabei auf Institutionen wie Banken vertraut werden muss. Es liegt in der Natur dieser dezentralen Architektur, dass niemand davon ausgeschlossen wird. Bitcoin ist das erste und ultimative Jekami (Jeder kann mitmachen) der Finanzwelt – und somit inhärent wertfrei.
Dass einige Bitcoin-Anhänger versuchen, der Mutter aller Kryptowährungen eine politische Ausrichtung anzuhängen, liegt wohl in der Natur des Menschen. Ändern tut sich deswegen nichts. Genauso wenig, wie wenn nun nach 15 Jahren auch die Wall Street Bitcoin als ernstzunehmendes Asset entdeckt. Das Elegante an diesem System ist ja: Man kann noch so viele Bitcoins besitzen – mehr institutionelle Macht kriegt man deshalb nicht.
Eine Person, die aufgrund von Misstrauen, Freude an diesem eleganten System, Neugierde oder warum auch immer Bitcoins besitzen will, ist mit einem ETF nicht korrekt bedient. Wer aber einfach nur – wie so viele – vom steigenden Kurs profitieren will, für den tun sich nun auch in den USA neue Welten auf.
Es bleibt aber hochspekulativ, denn Bitcoin ist kein brauchbares Zahlungssystem. Sein Wert hängt allein davon ab, wie viel andere dafür bereit sind zu bezahlen. Genau wie bei Gold oder früher einmal Tulpenzwiebeln.
Ich investiere lieber in Firmen, die aktiv Gewinn erwirtschaften.
Bin ja mal gespannt, was Lagarde jetzt machen wird.
🤣😂