Wissen
coachfrog

Das Zauberwort heisst «Neurofeedback»: Damit sollen Depressionen, Migräne und sogar Sucht geheilt werden können

MRI-Aufnahme: Das menschliche Gehirn lässt sich trainieren.
MRI-Aufnahme: Das menschliche Gehirn lässt sich trainieren.bild: shutterstock

Das Zauberwort heisst «Neurofeedback»: Damit sollen Depressionen, Migräne und sogar Sucht geheilt werden können

Es klingt verheissungsvoll: Mit Neurofeedback können wir unser Gehirn trainieren. Dahinter steckt die Idee, dass Gehirn-Muster, die sich in Form von Stress, Angst oder Depressionen äussern, mit neuen Mustern «überschrieben» werden können. 
03.05.2015, 13:1630.07.2015, 17:22
theresia marty / coachfrog
Mehr «Wissen»
Ein Artikel von
Branding Box

Das Gehirn schläft nie, sondern steht in einem andauernden Lernprozess. Es gleicht Wechselwirkungen mit der Umwelt ab. Wir stellen uns die Fragen: Was habe ich verursacht? Wie könnte es besser funktionieren? Dadurch lernen wir. 

Diese Eigenschaften können wir uns zunutze machen mit einem Feedback-Training für das Gehirn.

Was ist Neurofeedback?

Neurofeedback ist ein wissenschaftlich anerkanntes computergestütztes Gehirntraining. Dabei werden in unserem Gehirn auf nicht-invasive und nicht-medikamentöse Art Selbstregulierungs- und Selbstheilungskräfte geweckt. 

Animiertes GIFGIF abspielen
Über Coachfrog
Suchst du einen Experten aus den Bereichen Gesundheit und Wohlbefinden? Auf coachfrog.ch findest du über 500 qualifizierte Fachpersonen, die in verschiedene Kategorien gegliedert und mit Kundenbewertungen ausgezeichnet sind. Die Webseite gibt dir eine Übersicht und Transparenz im schnell wachsenden Gesundheitsmarkt.

Innerhalb des letzten Jahrzehnts wurde viel Forschung am Gehirn betrieben. Neue Erkenntnisse aus Neurowissenschaft und Neuropsychologie fliessen in diese Methode ein, die sich momentan sehr stark entwickelt. Neurofeedback ist eine Form von Biofeedback und wird deshalb auch «EEG-Biofeedback» genannt. 

Die Methode wurde seit den 60er Jahren vor allem in USA entwickelt und hat jetzt seit der Jahrtausendwende in Europa Fuss gefasst. Dem «Geo»-Magazin war das Neurofeedback in seiner April-Ausgabe sogar die Titelstory wert.

Wie funktioniert Neurofeedback?

Das Neurofeedback-Training findet am Bildschirm statt. Jede der hundert Milliarden von Gehirnzellen entlädt sich elektrisch in einer bestimmten Frequenz. Diese elektrischen Aktivitäten werden mittels Sensoren vom Kopf abgeleitet und dann auf dem Bildschirm des Therapeuten aufgezeichnet.

Der Klient erhält sein Feedback über Lautsprecher oder ebenfalls über einen Bildschirm. Er sieht eine Animation, die durch seine Hirntätigkeit beeinflusst wird. Über das Feedback wird dem Gehirn gezeigt, wohin sich seine Aktivitäten bewegen sollen, welche neuen Muster erlernt werden sollen. Das Hirn lernt selber, dieses Ziel zu erreichen. 

Was passiert beim Neurofeedback?

Neurofeedback ist eine sanfte Heilmethode, in der das Gehirn lernt, auf die gewünschten Frequenzbereiche umzuschalten, so dass es sich – je nach Ziel des Klienten – beruhigend, stabilisierend oder auch anregend auf das zentrale Nervensystem auswirkt – ohne dabei die Persönlichkeit zu verändern. 

Die Methode basiert auf der Tatsache, dass ein Verhalten, das belohnt wird, in der Folge verstärkt auftritt. 

Animiertes GIFGIF abspielen
quelle: giphy

Biofeedback ermöglicht die Kontrolle über bestimmte Körperfunktionen und Befindlichkeiten. Das Gehirn wird sozusagen über Belohnung konditioniert, am gewünschten Ort Hirnwellen zu produzieren, die weg vom Problem, hin zu mehr Leistungsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Lebensqualität führen. 

Wo wird Neurofeedback bereits angewendet?

  • In der Psychotherapie: Zahlreiche Wissenschafter beschäftigen sich mit Neurofeedback: So möchte Uwe Herwig von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich mit Neurofeedback Ängste kontrollieren zur Erhöhung der Erfolgsquote in der Psychotherapie. An der Universität Tübingen untersucht Niels Birbaumer die Behandlung von Psychopathen mit Neurofeedback im Gefängnis
  • Bei der Behandlung von Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten wie ADHS wird die Neurofeedback-Therapie schon länger eingesetzt. Aktuell werden die Ergebnisse der derzeit umfangreichsten Neurofeedback-Studie der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgewertet. Es geht darum, den Einfluss, den das Neurofeedback-Training auf die Symptome der ADHS ausübt, genau zu messen. 
  • An der diesjährigen BrainFair der Universität Zürich wurde Neurofeedback als nicht-invasive Methode – dieses Mal für die Behandlung von Tinnitus – erwähnt.
  • Bereits sind Überlegungen im Gange, wie durch Neurofeedback Einsparungen im Gesundheitswesen erzielt werden können und somit ein volkswirtschaftlicher Nutzen daraus gezogen werden kann. 

Was lässt sich mit Neurofeedback behandeln?

  • Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität (ADD/ADHD)
  • Konzentrations- und Lernschwierigkeiten
  • Stress und Burnout
  • Depressionen / depressive Verstimmungen
  • Ängste: Prüfungsangst, Besorgtheit
  • Essstörungen, Sucht
  • Tinnitus
  • Gedankenkreisen, Ruhelosigkeit
  • Epilepsie
  • Autismus
  • ODD (Oppositional Defiant Disorder): Störung des Sozialverhaltens
  • Funktionelle Störungen: Migräne, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme etc.
  • Muskuläre Verspannungen wie Zähneknirschen, Rückenschmerzen, Schleudertrauma, chronische Schmerzen, etc. 
  • Leistungssteigerung (Peak-Performance)

Kann ich Neurofeedback selber machen?

Nein. Der Heilungsprozess geschieht nicht über bewusste Prozesse, kann aber gewinnbringend durch bewusste Prozesse begleitet werden, z.B. durch Coaching oder Psychotherapie. Selbstbehandlungen durch Laien haben sich bis jetzt nicht bewährt, da dies einiges an Fachwissen erfordert. 

Es gibt jedoch Möglichkeiten, dass Betroffene durch den Einsatz ihres   Vorstellungsvermögens den Prozess beim Neurofeedback-Training beschleunigen können. 

Das könnte dich auch interessieren:

7 Fakten über Brain-Food – hier findet man die Schlaumacher

1 / 9
7 Fakten über Brain-Food – hier findet man die Schlaumacher
Avocados sind eine gute Quelle für Lecithin. Das Lecithin soll Gehirnzellen schützen und ist dafür bekannt, Blockaden zu umgehen, um die Konzentration zu steigern.
quelle: shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Diese Traditionen gehören neu zum Unesco-Kulturerbe der Menschheit

Die Unesco hat eine ganze Reihe von Kulturpraktiken neu in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Dazu zählen unter anderem Pysanka, die ukrainische Kunst des Eierverzierens, die Reitkunst aus Portugal, die Henna-Tradition aus dem arabischen Raum und die Herstellung von Jang – fermentierten Sossen – in Südkorea.

Zur Story