Aufstrecken, wer weiss, was hier abgeht!
Tja, das, verehrte Damen und Herren, sind Vertreter der Polizeibehörde von Los Angeles beim Inspizieren eines beschlagnahmten Fahrzeuges, das einem Alkoholschmuggler gehörte. Zeitpunkt: Irgendwann während der langen, schmerzhaften Ära der Prohibition.
Und ebendiese Alkoholschmuggler und Schnapsbrenner – im Volksmund Bootleggers genannt – zeigten sich zunehmend erfinderisch, wenn es darum ging, ihre illegale Ware an den Augen des Gesetzes vorbeizuschmuggeln. Checkt mal das hier:
Das sind cow shoes, mit denen Spuren von Kuh-Hufen vorgetäuscht wurden. Viele Polizeiaktionen führten in abgelegene Waldregionen, da illegale Schnapsbrennereien und Bierbrauereien vorzugsweise dort verborgen waren. Menschliche Fussabdrücke waren da entlarvend. Gefälschte Hornvieh-Spuren sollten die Behörden auf die falsche Fährte locken.
Und wie wurden die diversen Alkoholika transportiert? In getarnten Lieferwagen wie dem oben abgebildeten, etwa ... oder in geschlachteten Schweinen:
Für die Damenwelt gab es diese gäbigen Behältnisse, die perfekt mit den damaligen Modetrends kombinierbar waren:
Die Logik dahinter war, dass das zarte Geschlecht weniger von der Polizei behelligt würde (was freilich nur teilweise stimmte).
Im Gebiet der Grossen Seen, an der Grenze zu Kanada (das keine Prohibition kannte), war der Alkoholschmuggel besonders intensiv. Hier etwa bietet ein fliegender Händler «frischen Fisch und Früchte» an. Ja, genau.
Und im Winter, wenn der Detroit River zufror, war es nur ein kurzer Weg von der kanadischen Grenzstadt Windsor nach Detroit:
Um die Aussichtslosigkeit zu illustrieren, mit der die Gerichtsvollstrecker bei der Schmugglerjagd konfrontiert waren, betrachte man einmal diese Karte:
Kein Wunder, konnte sich manch ein Bootlegger mit Autofahrten über den vereisten Detroit River eine goldene Nase verdienen.
Diese Überfahrten waren freilich nicht ohne Risiko. Die Schmuggler pflegten mit offener Tür zu fahren, damit sie sofort aussteigen konnten, sollte das Gefährt im Eis einbrechen.
Doch der Verlust von ein paar LKWs und ihrer Ladung war verkraftbar angesichts der ungeheuren Profite, welche das organisierte Verbrechen, an seiner Spitze Mafiabosse wie Al Capone oder «Legs» Diamond, einheimste.
Ausser in den Kreisen der Enthaltsamkeitsbewegung – deren Anteil an der Bevölkerung eher klein war – und in christlich geprägten ländlichen Gemeinden war die Prohibition nie populär. Weder beim Präsidenten (Woodrow Wilson hatte 1919 versucht, den 18. Zusatzartikel per Veto zu blockieren), noch bei den Behörden, die weder fähig noch willens waren, das Gesetz durchzusetzen. Und in der Bevölkerung hatte man je länger je mehr genug vom bewaffneten Kampf um Geschäftsanteile, den die illegale Branche zunehmend auf der Strasse austrug. Ausserdem wollte man sich wieder mal ungestört ein Bierchen gönnen.
Als «The Noble Experiment» («Das ehrenhafte Experiment») wurde die Prohibition bei ihrer Einführung bezeichnet. Anfang der Dreissigerjahre waren sich fast alle einig: Das Experiment war gescheitert. Die Folgen sind bis heute noch spürbar.
John Smith (2)
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