An vielen Orten in Europa herrscht eine Gluthitze. Die hohen Temperaturen sorgen auch dafür, dass sich das Mittelmeer immer weiter erwärmt. Das ist keine Momentaufnahme, in den letzten Jahren massen Forschende immer wieder überdurchschnittlich hohe Temperaturen im Mittelmeer – und sind deshalb alarmiert.
Besonders um die Balearen, an der spanischen Küste und vor Südfrankreich liegen die Wasser-Oberflächentemperaturen heuer zum Teil deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Es werden Werte gemessen, die ansonsten nur im Hochsommer – und nicht zu Beginn des Sommers – vorkommen. Das schreibt der Spiegel in einem ausführlichen Bericht.
Erstaunlich dabei ist, dass vor allem das westliche Mittelmeer im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt hohe Temperaturen aufweist. Im Osten liegt der Wert momentan sogar unter dem Mittel. Dies hat vor allem zwei Gründe:
Allerdings zeigen historische Daten: Die Temperaturen steigen auch im östlichen Teil des Mittelmeeres im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt.
Hinzu kommt, dass auch der Atlantik immer wärmer wird. Normalerweise gelangt kühles und weniger salziges Wasser über die Strasse von Gibraltar ins Mittelmeer. Wenn allerdings die Wassertemperaturen des Atlantiks hoch sind, fällt dieser Effekt weniger stark aus.
Die überdurchschnittlich warmen Wassertemperaturen haben denn auch Auswirkungen auf die marine Flora und Fauna.
Während sich einige Tiere an die neuen Begebenheiten anpassen können (zum Beispiel Quallen oder manche Krebstiere), kämpfen andere Arten mit den höheren Temperaturen.
Für Korallen, Seegräser oder manche Muschelarten kann dies eine existenzielle Bedrohung darstellen. Karina von Schuckmann, Meereswissenschaftlerin von Mercator Ocean International in Frankreich, sagt dem Spiegel:
Auch Menschen spüren die Folgen der Meereserwärmung. Wenn das Meer wärmer ist, speichert sich mehr Energie und es verdunstet mehr Wasser. Diese feuchte und warme Luft kann – je nach Wetterlage – zu Stürmen, Starkregen oder Überschwemmungen führen:
»Durch hohe Meeresoberflächentemperaturen verursachte Küstenstürme sind gut bekannt, insbesondere am Ende des Sommers, wenn das Meer wärmer als üblich war. Mit einem heisseren Mittelmeer können derlei Stürme intensiver – sogar katastrophal – werden und früher sowie über längere Zeiträume auftreten», sagt der Meeresforscher Justino Martinez gegenüber dem Spiegel.
Ob ein warmes Mittelmeer künftig der Normalzustand sein wird, ist in der Forschung derzeit aber noch unklar. Prognosen deuten allerdings darauf hin. Von Schuckmann sagt daher:
Warum es immer noch Menschen gibt, die nichts dagegen tun wollen, verstehe ich nicht. Sind ihnen ihre eigenen Kinder egal? Wollen die Jüngeren keine lebenswerte Zukunft?