«Jeopardy!» (dt. «Gefahr!») ist ein Klassiker. Die amerikanische Quizshow läuft seit 1964 und hat mittlerweile Ableger in mehreren Ländern. Und sie hat ihre Quizgötter. Zum Beispiel Ken Jennings (45), der die Show 2004 sage und schreibe 74-mal in Folge gewann und damit etwas mehr als 2,5 Millionen US-Dollar einstrich. Alle Spiele eingerechnet, sind es sogar 3,4 Millionen. Oder Brad Rutter (41), der mit Jeopardy! insgesamt 4,8 Millionen Dollar gewann und derzeit den amerikanischen Allzeit-Rekord für den höchsten Gewinn in Gameshows hält.
Beide Rekorde könnten demnächst purzeln. Den beiden Rekordhaltern sitzt ein neuer Brainiac im Nacken, der einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hat: James Holzhauer. Wenn der demnächst 35-jährige Profi-Spieler so weitermacht, wird er die Jeopardy!-Könige Jennings und Rutter bald entthront haben.
Holzhauer ist – so sieht es aus – nicht aufzuhalten. Bisher hat er 27 Jeopardy!-Spiele in Serie gewonnen (Stand 24. Mai). Und das ist nicht alles: «Jeopardy James» verdient auch deutlich mehr Geld als jemals ein Spieler zuvor. Während Jennings pro Spiel durchschnittlich 34'000 Dollar gewann, sackte Holzhauer 76'500 Dollar ein, wie die «New York Times» ausgerechnet hat.
Falls er seine Gewinnsträhne mit diesem Schnitt durchhalten kann, wird er Jennings' Gewinnsumme nach sechs weiteren Spielrunden übertroffen haben – in weniger als der Hälfte der Spiele, die Jennings dafür benötigte. Falls er ebenfalls 74 Spiele in Serie gewinnt wie Jennings – es fehlen ihm noch 47 –, wird er bei dieser Gewinnrate mehr als 5,6 Millionen Dollar holen.
Am 17. April gewann Holzhauer in einem Spiel 131'127 Dollar und brach damit den Rekord für den höchsten Einzeltagesgewinn in der Geschichte von Jeopardy! – notabene seine eigene Bestmarke. Im bisher letzten Spiel am 24. Mai knackte er dann die Marke von 2 Millionen Dollar in einer einzigen Spielserie. Bisher war Jennings der einzige Spieler, der über diese Marke hinausgekommen war. Derzeit fehlen Holzhauer nur noch rund 455'000 Dollar zu Jennings' Rekord.
Holzhauer hat Mathematik studiert, aber sein Leben bisher hauptsächlich als Profispieler mit Sportwetten in Las Vegas verdient. Sein Erfolg in der Gameshow basiert zum einen auf einem breiten Allgemeinwissen, zum andern aber auch auf seiner aggressiven Strategie: Er sucht sich die gewinnträchtigen Fragen aus und setzt bei einem «Daily Double» – hier können die Spielteilnehmer so viel von ihrem Gewinn setzen, wie sie wollen – durchwegs hohe Beträge. Überdies ist er beim «Buzzern» so schnell, dass seine Konkurrenten in der Show nur noch verblüfft zuschauen können.
Da die Kandidaten für Jeopardy! ohnehin alle einen Test absolvieren müssten, sei das Niveau des Allgemeinwissens durchgehend recht hoch. Deshalb sei die Schnelligkeit beim Buzzern entscheidend – sie mache etwa 60 Prozent aus, sagte «Jeopardy James» der «New York Times». Warum sich seine aggressive Spielweise nicht für alle Kandidaten der Spielshow eignet, erklärte er wie folgt:
Allerdings sei die traditionelle Spielweise bei Jeopardy! zu wenig risikofreudig, führt Holzhauer weiter aus. Seine Strategie minimiere sogar das Risiko, ein Spiel zu verlieren. Manchmal müsse man ein Risiko eingehen, andernfalls gewinne man nicht:
Der Erfolg hat auch seine Kehrseite: Etwa die Hälfte der Wettbüros in Las Vegas hat ihn – wie auch andere professionelle Spieler – von der Teilnahme an Sportwetten ausgeschlossen, weil er zu viel gewinnt. Mit den anderen bemühe er sich um ein gutes Auskommen, sagt er, auch wenn er nicht so viel einsetzen dürfe wie irgendein Unbekannter von der Strasse.
Er sei übrigens kein fleissiger Student gewesen, betont Holzhauer. Und er habe seine eigene Methode, um sein Allgemeinwissen möglichst auszubauen: In der Bibliothek suche er zielstrebig die Kinderabteilung auf und vertiefe sich dort in Sachbücher mit eingängigen Infografiken. Nur in der Kinderabteilung, glaubt der Profispieler, gebe es Bücher, die so gestaltet seien, dass sie Dinge auch für uninteressierte Leser interessant machen.
(dhr)