Amerikanische Ärzte haben nach eignen Angaben eine Frau heilen können, die an HIV und Leukämie erkrankt war. Sie ist eine von nur drei Fällen einer erfolgreichen Behandlung von HIV-Kranken. Bei zwei weiteren Patienten hatte es eine Selbstheilung gegeben.
Die Behandlung fand unter Federführung von Dr. Yvonne J. Bryson, eine Spezialistin für pädiatrische Infektionskrankheiten an der David Geffen School of Medicine der UCLA-Universität sowie ihren Kollegen JingMei Hsu, Koen Van Besien und Marshall J. Glesby statt. Es ist der erste Fall, dass eine lateinamerikanische Frau, die als «New York Patientin» bezeichnet wurde, so behandelt werden konnte, dass ihre HIV-Infektion verschwunden ist. Ausserdem wurde erstmals ein neues Verfahren angewandt. Insgesamt zehn Forschungsinstitute und Universitäten aus den USA waren an der Studie zu dem Fall beteiligt.
Anders als bei vorherigen Versuchen wurde eine «Haplo-/ Nabelschnurtransplantation» durchgeführt. Sie besteht aus Stammzellen eines Verwandten und Stammzellen aus der Nabelschnur eines Säuglings. Das besondere: Die Säuglingsstammzellen enthielten ein natürlich vorkommendes, aber seltenes Gen-Merkmal, das Menschen gegen HIV resistent macht. Konkret geht es um eine Funktion im sogenannten CCR5-Gen, die es dem HI-Virus unmöglich macht, Zellen zu infizieren. Diese Besonderheit tritt vorwiegend bei Menschen nordeuropäischer oder kaukasischer Abstammung auf.
Nach der Transplantation nahm die Frau noch Medikamente ein, die sie aber vor 14 Monaten abgesetzt hat. Bis heute ist die HIV-Infektion nicht wiedergekommen. «Die Viruskonzentration in ihrem Blut war während dieser ganzen Zeit nicht nachweisbar», sagte Forscherin Yvonne J. Bryson bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse auf der «Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections».
Im Jahr 2009 hatten Wissenschaftler erstmals verkündet, dass ein Mann mit Leukämie, der als «Berliner Patient» bekannt war, möglicherweise durch eine Transplantation von HIV-resistenten Stammzellen von HIV geheilt wurde. Er starb allerdings später an Leukämie. Ein Jahrzehnt später wurde der Ansatz beim «Londoner Patienten», einem südamerikanischen Mann mit Hodgkin-Lymphom, angewendet. Ein Mann in Düsseldorf soll sich seit einer Transplantation im Jahr 2019 ebenfalls in einer HIV-Remission befinden, gilt aber noch nicht als vollständig geheilt.
Der neue Fall gibt Grund zur Hoffnung, ist aber weit von einer Standardtherapie entfernt. «„Eine Knochenmarktransplantation ist keine praktikable massentaugliche Strategie zur Heilung von HIV, aber sie stellt einen 'Proof of Concept' dar, dass HIV geheilt werden kann. Es stärkt auch die Nutzung der Gentherapie als praktikable Strategie für eine HIV-Heilung“, zitiert die 'Washington Post» Sharon Lewin, Präsident der internationalen AIDS-Gesellschaft.
((t-online,wan))