Der WWF schlägt Alarm: Seit 1970 ist der Fischbestand im Meer um die Hälfte zurückgegangen, so das Ergebnis der aktuellen Studie. Doch es gibt auch good news: Umweltschutz, Verbesserung der Wasserqualität und nachhaltige Fischerei können bedrohte Fischarten vor dem Aussterben retten. Das zeigen diese sieben Erfolgsgeschichten.
Auf dem Weg zu den Laichplätzen: Lachse kämpfen sich flussaufwärts. Bild: Shutterstock
Einst war der Rhein der bedeutendste Lachsfluss Europas. Jedes Jahr kehrten rund eine Million Lachse von ihrer Reise nach Grönland in die oberen Rheinzuflüsse zurück. In den Schweizer Flüssen war der Lachs noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts heimisch. Doch dann machte dem beliebten Speisefisch die Wasserqualität zu schaffen, und Kraftwerk-Sperren verhinderten seine Reise flussaufwärts. Vor allem acht französische Kraftwerke im Oberrhein versperren den Fischen heute noch den Weg.
Die Internationale Kommission zum Schutze des Rheins (IKSR) beschloss 1991, den Lachs wieder anzusiedeln. Die Wasserqualität hat sich seit dem Chemieunglück von Schweizerhalle 1986 stark verbessert, zudem sind in den letzten Jahren grosse Flussabschnitte des Rheins und seiner Zuflüsse mit Millionenaufwand fischdurchgängig gemacht worden. Mittlerweile kehrt eine kleine Anzahl von Lachsen regelmässig bis Iffezheim südlich von Karlsruhe zurück.
Bis 2020 soll der Fisch Basel erreichen. Mindestens einer hat es schon geschafft: Im Oktober 2008 schlug sich ein Lachs bis Basel durch – der erste Fang seit über 50 Jahren in der Schweiz.
Dorsch
Wichtiger Speisefisch: Dorsch. Bild: Shutterstock
Der wichtige Speisefisch, der im Atlantik Kabeljau und in der Ostsee Dorsch genannt wird, wurde in der Ostsee stark überfischt. Doch dank dem Einsatz von Fisch-Managementplänen haben sich die Bestände deutlich erholt. In der östlichen Ostsee waren sie 2012 mit einer Populationsgrösse von fast 400'000 Tonnen so stark wie 20 Jahre zuvor. In der westlichen Ostsee wird der Fisch nach wie vor überfischt. Dennoch haben sich die Bestände auch hier erholt.
Seit 2012 gehen die Bestände jedoch wieder leicht zurück. Immer mehr Fische zeigten seither Anzeichen von Mangelernährung. Die Fangquote für den Dorsch in der westlichen Ostsee wurde daher um 6,7 Prozent, in der östlichen Ostsee um 22 Prozent gekürzt.
Ein unerwünschter Nebeneffekt der Erholung der Dorsch-Population liegt freilich darin, dass mittlerweile der Sprotten-Bestand in der Gegend um die dänische Insel Bornholm unter Druck gekommen ist. Diese bis 15 Zentimeter grossen Schwarmfische sind die Lieblingsspeise des Dorschs.
Meerforellen
Wieder heimisch in englischen und deutschen Gewässern: Meerforelle. Bild: Shutterstock
In den 70er-Jahren war der Bestand an Meerforellen deutlich zurückgegangen. Der beliebte Angelfisch war in vielen Fliessgewässern Europas ausgestorben, weil Wehre ihrer Laichwanderung den Weg versperrten. Bereits vor zehn Jahren hatten sich die Bestände in gewissen Gebieten aber wieder erholt: 2004 kamen die Wander-Salmoniden wieder in einem Viertel aller englischen Flüsse vor; in Wales sogar in der Hälfte der Fliessgewässer.
Auch in deutschen Gewässern – so in der Nidda, einem Nebenfluss des Mains – ist der Fisch jetzt wieder heimisch, nachdem mehrere Renaturierungsprojekte erfolgreich umgesetzt wurden. Zu den Massnahmen, die dem Fisch die Rückkehr ermöglichten, gehörte insbesondere der Umbau von Wehren, damit die Fische sie auch flussaufwärts überwinden können.
Jungfische leben zuerst im Süsswasser in den Fliessgewässern, wo der Fisch ablaicht. Nach 1 bis 5 Jahren wandern sie ins Meer ab. Auch dort gibt es zunehmend Schutzmassnahmen für den Salmoniden: Dänemark hat zum Beispiel die gewerbliche Stellnetzfischerei in einem riesigen Areal verboten, was dem Bestand weiter Auftrieb geben dürfte.
Hering
In der Nordsee und Ostsee haben sich die Bestände erholt: Heringschwarm. Bild: Shutterstock
Die Bestände dieses enorm wichtigen Speisefischs in der Nordsee brachen durch die starke Überfischung in den 70er-Jahren massiv ein und erreichten Mitte der 90er-Jahre ihren Tiefpunkt. Danach nahmen sie aufgrund der Einführung von Fangquoten bis 2002 kontinuierlich wieder zu – doch dann ging die Produktion von Nachwuchs erneut zurück und die Bestände nahmen wieder etwas ab.
Vermutlich waren verschlechterte Umweltbedingungen dafür verantwortlich und nicht die Fischerei. Nachdem die erlaubte Höchstfangmenge um mehr als 50 Prozent gekürzt wurde, erholte sich die Population wieder.
In der Ostsee ging die Sterblichkeit des Herings in den letzten Jahren durch die Reduzierung der Fangquote zurück und ist nun so niedrig wie nie zuvor. 2014 erreichten sie wieder den grünen Bereich, so dass die Fangquote für 2015 wieder erhöht werden konnte.
Flussneunauge
Nach wie vor geschützt: Flussneunauge. Bild: Shutterstock
Erwachsene Flussneunaugen kommen in den Küstengewässern und Flüssen des nordwestlichen Mittelmeeres, entlang der europäischen Atlantikküste, in der Nordsee und Ostsee vor. In den Flüssen und Seen Deutschlands und der Schweiz ist das geschützte Rundmaul dagegen eher selten zu finden.
Der Oregon Chub (Oregonichthys crameri), ein Süsswasserfisch aus der Familie der Karpfenfische, kommt einzig im Einzugsgebiet des Willamette Rivers im US-Bundesstaat Oregon vor. 1993 stand der Fisch wegen der Kanaliserung des Flusses und dem Bau von Dämmen vor dem Aus und wurde auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur noch rund 1000 Exemplare.
Die Fischerei-Behörde von Oregon arbeitete daraufhin mit privaten Landbesitzern zusammen, um den Lebensraum der bedrohten Art zu schützen. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den sogenannten «Safe Harbor Agreements» (SHA) – Vereinbarungen mit Landbesitzern, gegen Entschädigung auf ihrem Land geeignete Habitats für den Fisch zu schaffen.
Die Massnahmen waren von Erfolg gekrönt. 2010 nahm die US-Fischereibehörde den Oregon Chub von der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten und setzte den Status nur noch auf «gefährdet». Heute gibt es wieder rund 160'000 Chubs in 78 verschiedenen Populationen und der Fisch ist 2015 auch von der Liste der gefährdeten Arten gestrichen worden.
Kurznasenstör
Rettung durch Fangverbote und Schutzzonen: Kurznasenstör.
Der Kurznasenstör, dessen natürliches Verbreitungsgebiet die Atlantikküste Nordamerikas ist, steht unter strengstem Schutz, denn die Wildbestände
umfassen nur noch wenige zehntausend Tiere. Überfischung, Beifang, Dammbau, Zerstörung des Habitats und verschlechterte Wasserqualität brachten den Fisch an den Rand der Ausrottung.
1967 wurde der Kurznasenstör deshalb in die Liste der gefährdeten Arten aufgenommen. Mittlerweile haben sich mindestens fünf Populationen des Fischs wieder erholt. Am deutlichsten ist dies im Hudson River im US-Staat New York der Fall, wo Massnahmen wie Fangverbote und die Einrichtung von Schutzzonen die Zahl der Fische von 12'600 im Jahr 1979 auf über 60'000 ansteigen liessen. Bereits gibt es Biologen, die die Hudson-Population der Kurznasenstöre von der Liste der gefährdeten Arten streichen will.
Nachhaltiges Fischangebot zum Schutz der Meere
Lachs aus Zuchten in Irland, die von Bio Suisse zertifiziert sind. Handleinenfischerei von Thunfisch in den Philippinen. Enge Zusammenarbeit mit Schweizer Berufsfischern. Nur drei von vielen Projekten und Massnahmen, damit 100 Prozent der frischen und tiefgekühlten Fische sowie Meeresfrüchte von Coop aus nachhaltigen Quellen stammen.
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Google kündigt Leistungssprung bei Quantencomputer an
Google ist nach eigenen Angaben ein entscheidender Schritt zur Überwindung einer der grössten Herausforderungen im Quantencomputing gelungen. Mit dem neuen Spezialchip «Willow» und einer neuen Anwendungsmethode habe man den Weg für die Entwicklung praktisch nutzbarer Quantencomputer geebnet, sagte der deutsche Informatiker Hartmut Neven, Gründer und Leiter des Quantum Artificial Intelligence Laboratory von Google.