Am Mittwoch soll erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ein von Menschen geschaffenes Gerät auf einem Kometen landen. Nach zehnjähriger Reise der «Rosetta»-Sonde soll das Landegerät «Philae» auf die Kometenoberfläche herabschweben und sich mit Harpunen auf dem «Agilkia» getauften Landeplatz festzurren. Mit «Rosetta» betreten die Wissenschaftler Neuland. Sieben Fragen und Antworten zu dieser einzigartigen Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA.
Kometen gelten als Zeitkapseln, da sie aus der Entstehungszeit des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren stammen. Sie bestehen aus Eis, gefrorenem Gas und Staub. Ihre Zusammensetzung birgt neue Erkenntnisse über die Frühzeit von Sonne, Erde und anderen Planeten. Manche Forscher glauben zudem, dass ein Teil des Wassers auf der Erde von Kometen-Einschlägen stammt - und wahrscheinlich auch viele organische Moleküle, die Bausteine des Lebens.
Nein. Forschungssonden sind bereits mehrfach nahe an Kometen vorbeigeflogen, beispielsweise am berühmten Halleyschen Kometen 1986. 2005 feuerte die US-Kometensonde «Deep Impact» ein Projektil auf den Kometen Temple 1 ab. Der japanischen «Hayabusa»-Sonde gelang es 2005 sogar, Bodenproben auf dem Asteroiden - die wie Kometen zu den Kleinkörpern im Sonnensystem zählen - Itakawa zu nehmen.
Die am 2. März 2004 gestartete «Rosetta» ist die erste Sonde, die einen Kometen umkreist und nicht nur an ihm vorbeifliegt. «Philae» wiederum ist der erste Forschungsroboter, der zu einem «Ritt auf dem Kometen» gebaut wurde.
«Rosetta» musste auf ihrer komplizierten Bahn mehrfach Schwung holen - dreimal bei Umrundungen der Erde, einmal beim Mars. Ausserdem begegnete sie zwei kleinen Asteroiden. Seit ihrem Start hat «Rosetta» mehr als 6,4 Milliarden Kilometer zurückgelegt.
Wegen einer Raketenpanne konnte das ursprüngliche Ziel von «Rosetta», der Komet 46P/Wirtanen, nicht angeflogen werden. Als Ersatz suchten die Forscher dann Churjumov-Gerasimenko als Ziel aus, den Wissenschaftler Chury getauft haben.
Chury wurde 1969 von den Forschern Klim Churjumov und Svetlana Gerasimenko entdeckt. Schon die ersten «Rosetta»-Bilder zeigten, dass der Brocken von wenigen Kilometern Durchmesser aus zwei deutlich getrennten Teilen besteht - gleichsam einem «Kopf» und einem «Körper». Der Komet erinnert daher an eine Gummiente. Auf seiner Oberfläche gibt es steile Felsen und Brocken. Berner Wissenschaftler haben ausserdem herausgefunden, dass Tschuri unter irdischen Bedingungen streng riechen würde - nach faulen Eiern, Pferdestall und beissendem Formaldehyd.
Die imposanten Exemplare unter den Schweifsternen hatten für unsere Vorfahren etwas Bedrohliches - weil sie plötzlich auftauchen, stellten sie aus damaliger Sicht die kosmische Ordnung in Frage. Heute wissen die Forscher, dass Kometen vom Rand des Sonnensystems stammen und sich ihre Gas- und Staubschweife bei der Annäherung an die heisse Sonne bilden.
(whr/sda/afp)