Heute ist es schwer vorstellbar, doch als der Bund in den 50er-Jahren das Autobahnnetz der Schweiz entwarf, plante er Autobahnverbindungen mitten durch die Zürcher Innenstadt mit einem Verkehrsdreieck beim Letten. Die von Süden kommende Autobahn A3 sollte im Bereich des Letten mit der nördlich verlaufenden A1 verknüpft werden.
Die Verbindung zur A3 im Süden der Stadt hätte dabei die Gleise des Hauptbahnhofs über ein Viadukt gequert und danach über die Sihlhochstrasse in die Brunau zu geführt. Wegen seiner Form wurde das Projekt Expressstrassen-Y oder kurz «Ypsilon» genannt.
Gegen das Ypsilon regte sich vor allem in den 70er-Jahren Widerstand. Es wurde in der Folge nie realisiert. Nur die abgeschnittene Sihlhochstrasse beim Sihlhölzli, der Milchbucktunnel, die breit ausgebaute Pfingstweidstrasse oder der Tunnel unter dem HB, erinnern noch an das Bauvorhaben. Letzterer wird aktuell zu einem Velotunnel umgebaut, der nun endgültig bleiben darf.
Im Januar 2022 beantragte der Bundesrat dem Parlament, die ursprünglich gehegten Autobahnträume in Zürich endgültig aus dem Netzbeschluss zu streichen, was im Sommer 2023 passierte. Am 21. Februar 2024 strich der Bundesrat den Lückenschluss zwischen den Autobahnen im Zentrum von Zürich mit dem Ypsilon dann endgültig aus dem Nationalstrassennetz.
Das Ypsilon steht mit seinem Schicksal nicht alleine. Eine ganze Reihe von ambitionierten bis grössenwahnsinnigen Bauprojekten haben es in Zürich nicht über die Planungsphase hinausgeschafft. Die Gründe dafür sind vielfältig. In der Bildergalerie siehst du, was hätte sein können.
(osc/oeb/sda/Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich/baz.e-pics.ethz.ch)