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Wie Herr Maag die Post dazu brachte, den Briefkasten wieder sonntags zu leeren

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Bild: zVg

Wie Herr Maag die Post dazu brachte, den Briefkasten wieder sonntags zu leeren

Vor knapp einem Jahr hatte die Post die Briefkastenleerung am Sonntag in Oerlikon eingestellt. Gegen diese Situation wehrte sich ein Mitglied des Quartiervereins – mit Erfolg.
21.02.2022, 16:1321.02.2022, 16:13
Maurus Held / ch media
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Auf dem gelben Post-Briefkasten beim Bahnhof Oerlikon, gegenüber der Confiserie Sprüngli, steht es schwarz auf weiss: «Leerungen Sonn- und Feiertage: 15.00.» Briefe können in Oerlikon seit neuestem also auch wieder sonntags abgeschickt werden. Ein Instagram-Post des Accounts «i_love_oerlikon» weist ebenfalls daraufhin. Diverse Kommentare unter dem Bild zeigen: Die Oerlikerinnen und Oerliker begrüssen die wiedereingeführte Dienstleistung der Post.

Bedanken können sie sich bei Christoph Maag, der Mitglied des Quartiervereins Oerlikon ist. Im vergangenen Frühling hatte die Post die sonntägliche Briefkastenleerung in Oerlikon aufgehoben. Maag war damit nicht einverstanden. Wie Monika Wicki, die Präsidentin des Quartiervereins, gegenüber ZüriToday schildert, habe sich der 87-Jährige daraufhin bei dessen Vorstand gemeldet: «Der Briefkasten am Bahnhof war sonntags um die Mittagszeit jeweils derart gefüllt, dass Herr Maag nur mit Mühe seinen Brief einwerfen konnte.» Der Grund: Die letzte Leerung am Freitagabend lag zu diesem Zeitpunkt bereits 43 Stunden zurück.

Herr Maag rechnet Post Luftdistanzen vor

Der Verein habe die Relevanz von Maags Anliegen sofort erkannt. «Wir waren ebenfalls der Auffassung, dass das Wegfallen einer Sonntagsleerung für die Oerliker, ja für die ganze Bevölkerung von Zürich Nord, eine grosse Hürde darstellt.» Es gäbe schliesslich immer wieder Dokumente, die man nicht digital versenden könne und bei denen es schnell gehen müsse. «Dafür von Zürich Nord an den Hauptbahnhof oder an die Sihlpost fahren zu müssen, wäre fast schon eine Zumutung.» Tatsächlich hatte die Post an Sonn- und Feiertagen auf diese zwei Filialen verwiesen.

So entschied sich Maag schliesslich, der Post in Bern einen persönlichen Brief zu schreiben. Für ihn war klar, dass die Streichung der sonntäglichen Leerung im Zuge einer gesamtschweizerischen «Hauruckaktion» erfolgt war. «Nun musste ich schlagfertige Argumente finden, um dem entgegenzuwirken.» So rechnete Maag der Post die jeweiligen Luftdistanzen von den grössten Nordzürcher Bahnhöfen zum Hauptbahnhof vor. Vom Bahnhof Oerlikon aus betrug diese Distanz 3'625 Meter. Andere Bahnhöfe wie etwa der Stadelhofen, der näher beim HB liegt, würden auch sonntags geleert, hielt Maag zudem fest.

Herr Maag kämpft nicht allein

«Die Unverhältnismässigkeit war also ganz offensichtlich.» Die Post schien dies offenbar einzusehen: Sie zeigte Verständnis für Maags Anliegen – und hat nun die Sonntagsleerung am Oerliker Bahnhof wieder eingeführt. Wie sie auf Anfrage mitteilt, sei die Menge aller Briefeinwürfe in den letzten Jahren konstant zurückgegangen, seit 2002 um ganze 40 Prozent. «Aus diesem Grund entschieden wir, die Leerungszeiten schweizweit per Ende Mai 2021 anzupassen», sagt Markus Werner, Spezialist Politik und Kommunikation Zürich Nord.

In der Folge hätten sich mehrere Kunden bei ihnen gemeldet. «Wir haben diese Kundenanliegen geprüft und dabei auch die in diesem Gebiet aufgegebene Menge an Briefen berücksichtigt», so Werner weiter. So seien sie zum Schluss gekommen, dass an Sonntagen eine Briefkastenleerung am Bahnhof Oerlikon notwendig sei – und zwar um 15 Uhr. Christoph Maag freuts, sein Einsatz hat sich ausbezahlt. Und die Nordzürcher Bevölkerung freut sich mit ihm.

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