Schwergewichts-Champion Joe Louis gilt eigentlich als unbesiegbar, als er im New Yorker Yankee Stadium auf den Deutschen Max Schmeling trifft. «Der schwarze Ulan vom Rhein» kennt jedoch die Schwachstelle im Kampfstil des «Braunen Bombers»: Nach einem Schlag lässt Louis jeweils seine Linke immer etwas zu tief sinken. So bearbeitet Schmeling die linke Schläfe des Gegners, bis Louis in der 12. Runde k.o. geht. Für die deutsche Nazi-Propaganda ein gefundenes Fressen: Sie feiert Schmelings Sieg als «Beweis für die Überlegenheit der arischen Rasse».
Zwei Jahre später kommt es zum Rückkampf zwischen Schmeling und Louis. Und diesmal ist der Amerikaner vorbereitet. Vor 70'000 Zuschauern im Yankee-Stadion verprügelt Louis den Deutschen brutal und knockt ihn in der 1. Runde nach nur 124 Sekunden aus. Hitler tobt, Amerika jubelt.
Es ist bereits das sechste Duell: Die Kämpfe der beiden gelten als Sinnbild für den klassischen Kampf zwischen Techniker (Robinson) und «Brawler» (LaMotta). Doch acht Jahre nach seinem einzigen Sieg wird erlebt LaMotta, dessen Leben 1980 in «Wie ein wilder Stier» mit Robert De Niro verfilmt wird, ein totales Desaster.
LaMotta ist im «St. Valentines Day Massacre» chancenlos und wird von Robinson brutal verprügelt. In der 13. von 15 Runden wird der Kampf nach einer Serie von harten Kopftreffern abgebrochen.
Weil Sonny Liston in der 7. Runde aufgibt, wird Muhammad Ali (damals noch als Cassius Clay) im Februar 1964 überraschend Schwergewichts-Weltmeister. «I am the Greatest», schreit er danach mit weit aufgerissenen Augen.
Dass er tatsächlich der Grösste ist, beweist Ali beim Rückkampf. Er knockt seinen Gegner bereits in der ersten Runde aus. Viele Zuschauern glauben jedoch an ein abgekartete Spiel – Alis Linke scheint den Gegner nämlich verfehlt zu haben. Erst die Zeitlupe zeigt, dass Liston hart an der Schläfe und am Kiefer getroffen wird. Als «Phantom Punch» geht der Schlag in die Geschichte ein.
Ein Jahr nach Ablauf von Muhammad Alis Sperre – ihm wird 1967 die Boxlizenz entzogen, weil er die Einberufung in den Vietnam-Krieg verweigert – kommt es im New Yorker Madison Square Garden zum Kampf der Giganten. Der unbesiegte Ali trifft auf den unbesiegten Weltmeister «Smokin' Joe» Frazier.
Ali dominiert das zum «Kampf des Jahrhunderts» hochstilisierte Duell zunächst dank seiner feinen Technik – doch je länger der Kampf dauert, desto besser kommt Frazier in Fahrt. In der 15. Runde muss Ali nach einem knallharten Punch zum dritten Mal in seiner Karriere auf die Bretter.
Zwar kann sich «The Greatest» noch einmal aufrappeln, am Ende wird jedoch Frazier zum Sieger nach Punkten erklärt. Trotzdem gewinnt Ali: Dank seines Kampfgeistes erobert er sich die verlorene Gunst des Publikums zurück.
In Kinshasa will George Foreman – bis dato in 40 Kämpfen unbesiegt – sich sein eigenes Denkmal bauen und die lebende Legende Muhammad Ali zerstören. Doch der für unbesiegbar gehaltene Weltmeister hat die Rechnung ohne Ali und das Publikum gemacht. Ein Foto an der Seite eines belgischen Schäferhunds bringt die Zuschauer komplett gegen ihn auf:« Ali, boma ye!», schreien die 100'000 im Stadion. Ali, töte ihn.
Im Kampf erweist sich die Taktik des körperlich klar unterlegenen Ali dann als goldrichtig. Immer wieder lässt er sich in die Seile fallen («Robe-a-Dope») und provoziert seinen Gegner verbal. «Ist das alles George?», fragt er Foreman, der wie wild auf Ali einprügelt. Erst als Foreman immer müder wird, kommt Ali aus der Deckung und schlägt seinen Gegner in der 8. Runde k.o..
Das dritte Duell zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier steigt in Manila auf den Philippinen und gilt als bester und härtester Boxkampf aller Zeiten. Während 132 Minuten bekriegen sich die beiden Erzrivalen bis aufs Blut, teilen aus und stecken ein.
Im gnadenlosen Abnützungskampf stossen Ali und Frazier an ihre körperlichen Grenzen oder darüber hinaus. Frazier kann kaum noch aus seinem aufgeschwollenen Gesicht sehen, weshalb sein Betreuer Eddie Futch nach 14 Runden das Handtuch wirft und damit den Kampf aufgibt. Wie Frazier muss auch Ali ins Krankenhaus eingeliefert werden, beide tragen vom «Thrilla in Manila» bleibende Schäden davon.
Es ist Mike Tysons erster WM-Kampf, doch «Iron Mike» ist bereits eine Legende: Von 27 Kämpfen gewann er bis dato 22 durch K.o., 15 davon in der ersten Runde. Auch Trevor Berbick ist chancenlos.
Tyson prügelt wie ein von der Kette gelassenen Kampfhund auf seinen Gegner ein. In der 2. Runde geht Berbick auf die Bretter und steht nicht wieder auf, obwohl er es immer und immer wieder versucht. Tyson wird mit 20 Jahren und 144 Tagen jüngster Schwergewichts-Champion aller Zeiten.
Drei Jahre nach seinem Rücktritt kehrt Sugar Ray Leonard, der nach Muhammad Alis Rücktritt als bester Boxer gilt, noch einmal in den Ring zurück. Mit Schauspieler Michael J. Fox schaut er sich im März 1986 den Kampf von Mittelgewicht-Weltmeister «Marvelous» Marvin Hagler an und sagt plötzlich: «Den kann ich schlagen.»
Gesagt, getan. Hagler ist zwar der haushohe Favorit, seit sieben Jahren Weltmeister und seit 11 Jahren unbesiegt, doch Leonard holt sich im Caesers Palace von Las Vegas schliesslich mit einem höchstumstrittenen Punktsieg den Titel. Einen Monat später tritt er wieder zurück.
Es ist der Tag an dem die Box-Welt erstarrt: Mike Tyson gilt eigentlich als unbesiegbar. Nicht filigran, aber effektiv. Als 42:1-Aussenseiter steigt der 29-jährige James «Buster» Douglas in Tokio gegen die «Mensch gewordene Bestie» in den Ring und schafft die Sensation.
Zwar geht der dominierende Douglas in der 8. Runde zu Boden, doch er kehrt zurück und schickt Tyson in der 10. Runde auf die Bretter. Unvergessen, wie der geschlagene Champ sichtlich benommen auf allen Vieren vergebens seinen herausgefallenen Mundschutz sucht. Der Mythos des Unbesiegbaren ist endgültig gestorben.
Nachdem Tyson im ersten Duell im November 1996 klar unterlegen ist und durch technischen K.o. verliert, kommt es sieben Monate später zum legendären Rückkampf. Boxerisch hat der Fight nicht viel zu bieten: Erst fügt Holyfield Tyson mit einem Kopfstoss eine schwere Platzwunde am Kopf zu, dann revanchiert sich «Iron Mike».
In der 3. Runde beisst Tyson seinem Gegenüber ein Stück des rechten Ohrs ab und spuckt es auf den Boden. So etwas hatte es noch nie zuvor gegegen. Tyson wird sofort disqualifiziert und für ein Jahr gesperrt. Auch die Busse ist rekordverdächtig. Drei Millionen Dollar muss Tyson für seine grobe Unsportlichkeit zahlen.
Tyson kehrt nach der Ohrbiss-Sperre in den Ring zurück und verdient sich dank einigen Siegen den WM-Kampf gegen Lennox Lewis. Bei der Pressekonferenz im Januar bereits der erste Skandal: Tyson provoziert mit einem Biss in Lewis' Bein eine Massenschlägerei und muss 335'000 Dollar Busse bezahlen.
Im Kampf macht der Brite dann kurzen Prozess mit «Iron Mike». In der ausverkauften Pyramid Arena von Memphis dominiert Lewis nach Strich und Faden und schlägt Tyson in der 8. Runde k.o.. Tysons Karriere ist damit endgültig zu Ende.
Weil Lennox Lewis' eigentlicher Gegner verletzt absagen muss, springt der in Amerika noch relativ unbekannte ehemalige WBO-Weltmeister Vitali Klitschko ein, der eigentlich nur im Vorprogramm hätte auftreten sollen. Klitschko boxt unerwartet aggressiv und bringt Lewis einige Male in Schwierigkeiten. In der 3. Runde verpasst der Brite seinem Gegner aber einen bösen Cut über dem linken Auge. Eine Verletzung, welche den Kampf entscheiden sollte.
Obwohl Klitschko gut mithält und in der sechsten Runde leichte Vorteile hat, bricht der Ringrichter den Fight in der folgenden Pause ab. Klitschko protestiert vehement gegen den Abbruch, es hilft aber nichts. Lewis wird zum Sieger durch technischen K.o. erklärt, obwohl Klitschko nach Punkten auf allen drei Ringrichter-Zetteln mit 58:56 führt.
Shannon Briggs spuckt vor dem Kampf mit Vitali Klitschko grosse Töne, doch im Ring dominiert der Ukrainer das in die Jahre gekommene Grossmaul in der mit 14'000 Zuschauern ausverkauften Hamburger Arena von A bis Z. Wie wild prügelt der Ukrainer auf seinen überforderten Gegner ein, der immer wieder harte Treffer hinnehmen muss.
Trotzdem geht der Kampf, den Klitschko klar nach Punkten gewinnt, über die volle Distanz. Denn Briggs geht einfach nicht K.o., bleibt wie eine Eiche stehen. Erst bei der Dopingprobe klappt «The Cannon» schliesslich zusammen. Mit einer schweren Gehirnerschütterung, Frakturen unter beiden Augen sowie einem Sehnen- und Muskelriss im linken Arm wird der Amerikaner in den Spital eingeliefert.