Häuser an guten Lagen dienen zunehmend nicht mehr dazu, dass darin Menschen wohnen. Sie werden zu Anlageobjekten von Superreichen, also einer Art Banktresore für den neuen Geldadel. Das gilt für Städte wie New York, London und Paris, aber auch zunehmend für die Schweiz. Die Folge: In den letzten zehn Jahren sind Immobilienpreise und Mieten rund um den Genfer- und den Zürichsee und in der Innerschweiz förmlich explodiert.
Marktfetischisten haben ein einfaches Rezept gegen dieses Übel. Möglichst wenige Einschränkungen für das Bauen und möglichst tiefe Steuern. Dann, so die neoliberale Logik, wird mehr gebaut, das Angebot steigt und die Preise sinken.
Diese Milchbüchlein-Rechnung geht nicht auf, und zwar im doppelten Sinne nicht. Sie übersieht, dass in der Schweiz Boden ein sehr knappes Gut geworden ist und das Angebot daher nicht beliebig ausgedehnt werden kann. Ein ungeregelter Bauboom würde zudem die Schweizer Landschaft noch übler verschandeln als dies durch die bereits bestehende Zersiedelung der Fall ist.
Man kann billigen Wohnraum auch per Gesetz erzwingen. Die Mieten werden eingefroren. New York beispielsweise kennt diese technokratische Lösung. Sie ist unbefriedigend und führt ebenfalls zu ungerechtfertigten Privilegierungen. Wer zufällig oder mit rechtlich zweifelhaften Mitteln eine solche Wohnung ergattert hat, wird sie mit ebenfalls zwielichtigen Mitteln mit Zähnen und Klauen verteidigen. Das wiederum hat zur Folge, dass der Wohnungsmarkt abgewürgt wird.
Die Explosion der Immobilienpreise hat einen banalen Grund: An attraktiven Lagen hat die so genannte Bodenrente ein Ausmass erreicht, das nur noch unanständig genannt werden kann. Nicht nur das beschränkte Angebot ist daran Schuld, sondern die nach wie vor boomende Nachfrage.
Pensionskassen, Versicherungen und Immobilienfonds buhlen um den knappen Boden und treiben die Preise in die Höhe. Einen Schutz gegen ausländisches Kapital mit einer Verschärfung der Lex Koller hat der Ständerat vor ein paar Monaten abgelehnt.
Die Zürcherinnen und Zürcher haben anders entschieden. Sie haben sich dafür ausgesprochen, dass die Gemeinden künftig Gebiete für den günstigen Wohnraum reservieren müssen. Auch im traditionellen Steuerparadies Nidwalden sollen künftig nicht bloss Luxusvillen für Superreiche, sondern auch bezahlbare Wohnungen für Otto Normalverbraucher gebaut werden. Zustände wie im Kanton Zug, wo unbezahlbare Mieten die eigenen Bürgerinnen und Bürger in die Nachbarkantone vertreiben, sollen so vermieden werden.
Zürich und Nidwalden haben sich für kooperative Lösungen entschieden. Ein altbewährtes Mittel wird damit wieder brandaktuell: die Baugenossenschaft. Sie macht es möglich, dass die Gemeinschaft ihren Mitgliedern hilft, mit vertretbarem finanziellem Aufwand im selbst genutztem Wohneigentum zu leben.