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Anschlag in London: Täter war Brite

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Vier Menschen sterben bei Anschlag vor dem britischen Parlament
Der mutmassliche Täter wird von der Polizei gestoppt.
quelle: ap/pa / stefan rousseau
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«IS» bekennt sich zum Londoner Anschlag ++ 52-Jähriger als Attentäter identifiziert

23.03.2017, 03:5023.03.2017, 16:39
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Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Terroranschlag in London für sich beansprucht. Ein «Soldat» des IS habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak am Donnerstag unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitskreise über das Internet.

Die Londoner Westminster-Brücke ist weniger als 24 Stunden nach dem Terroranschlag wieder für den Verkehr freigegeben worden. Das teilte die Londoner Verkehrsorganisation am Donnerstag auf Twitter mit.

Attentäter der Polizei bekannt

Der Attentäter von London stammt aus Grossbritannien und war der Polizei bekannt. Das berichtete die britische Premierministerin Theresa May am Donnerstag vor dem Parlament in London.

Wie britische Medien mit Bezug auf Scotland Yard berichten, handelt es sich beim mutmasslichen Attentäter um den 52-jährigen Khalid Masood.

Der Mann sei in Grossbritannien geboren und vor einigen Jahren bei einer Untersuchung des Inlandgeheimdiensts MI5 zu «gewalttätigem Extremismus» im Visier der Ermittler gewesen.

«Wir haben keine Angst, und unsere Entschlossenheit wird angesichts des Terrorismus niemals wanken», sagte May, nachdem sie mit den Abgeordneten eine Schweigeminute im Gedenken an die Opfer abgehalten hatte.

An der Parlamentssitzung nahm auch der französische Aussenminister Jean-Marc Ayrault teil. Er hatte zuvor die Angehörigen von drei französischen Schülern getroffen, die bei dem Anschlag ebenfalls verletzt wurden.

Ein Einzeltäter

Die Polizei geht davon aus, dass der Anschlag am Mittwoch von einem Einzeltäter verübt wurde. Er war zunächst auf der Westminster-Brücke mit einem Auto in die Passanten gerast.

Später krachte der Wagen in den Zaun des Parlaments, wo der Attentäter einen Polizisten niederstach, bevor er von Sicherheitskräften erschossen wurde. Neben dem Polizisten kamen auf der Brücke eine Frau Mitte 40 und ein Mann Mitte 50 ums Leben.

Bei dem Anschlag seien Menschen aus mindestens elf Ländern betroffen, sagte May weiter. Unter den Verletzten seien zwölf Briten, drei französische Schüler, zwei Rumänen, vier Südkoreaner, zwei Griechen und jeweils eine Person aus Deutschland, Polen, Irland, China, Italien und den Vereinigten Staaten.

Wegen der drei verletzten französischen Schüler ermittelt auch die Pariser Anti-Terrorstaatsanwaltschaft. Es gehe um den Vorwurf eines Mordversuchs in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben, hiess es in Justizkreisen.

Frankreich solidarisch

Frankreich und Grossbritannien bekräftigten nach dem Anschlag in London ihre Partnerschaft. Beide Länder stünden «absolut Schulter an Schulter», sagte der Staatssekretär im britischen Aussenministerium, Alan Duncan auf einer gemeinsamen Medienkonferenz mit dem französischen Aussenminister Ayrault. Dieser ergänzte, sein Land wolle eine Botschaft der «Solidarität und Barmherzigkeit» an das Vereinigte Königreich senden.

Der russische Präsident Wladimir Putin forderte nach dem Anschlag in London eine engere Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus. «Um die terroristische Bedrohung zu bekämpfen, muss es eine echte Zusammenarbeit der gesamten Weltgemeinschaft geben», hiess es in einem Schreiben Putins an die britische Premierministerin May. Die Kräfte des Terrors würden immer «heimtückischer und zynischer». (sda/dpa/afp/reu)

Britain's Prime Minister Theresa May makes a statement at Downing street in London, Britain, March 22, 2017 following the attack in Westminster. REUTERS/Richard Pohle/Pool TPX IMAGES OF THE DAY
Theresa May bestätigte am Abend, dass es sich beim Angreifer um einen Einzeltäter handelte.Bild: POOL/REUTERS

Keine Schweizer Opfer

Unter den Verletzten in London sind mindestens drei französische Schüler, wie das französische Aussenministerium in Paris mitteilte. Auch zwei rumänische Staatsbürger sollen verletzt worden sein.

Schweizerinnen und Schweizer seien nach ersten Erkenntnissen keine unter den Opfern, teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten auf Nachfrage der Nachrichtenagentur sda mit.

Mehrere Opfer hätten «katastrophale Verletzungen» erlitten, zitierte die Nachrichtenagentur Press Association einen Arzt aus dem nahe dem Parlament gelegenen St. Thomas Spital.

Emergency services respond after an incident on Westminster Bridge in London, Britain March 22, 2017. REUTERS/Eddie Keogh
Grossaufgebot von Ambulanz und Polizei: Viele Opfer erlitten «katastrophale Verletzungen».Bild: EDDIE KEOGH/REUTERS

Fotos und Filmaufnahmen von Zeugen

Die Polizei rief Zeugen auf, Filmaufnahmen und Fotos an die Ermittler zu senden. Zugleich bat sie Augenzeugen um Zurückhaltung. Sie sollten keine Bilder und Videos von Verletzten in Umlauf bringen.

Verbündete Grossbritanniens wie US-Präsident Donald Trump, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande reagierten bestürzt und sicherten den Briten Unterstützung zu.

Auch Bundespräsidentin Doris Leuthard verurteilte den Anschlag, wie das Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation auf Twitter mitteilte.

Beim letzten Terroranschlag in London hatten im Juli 2005 vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt. (sda/dpa/reu)

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76 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wilhelm Dingo
23.03.2017 12:54registriert Dezember 2014
Er war bereits im Fokus...wie immer.
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SuicidalSheep
23.03.2017 07:18registriert August 2015
Egal was der Hintergrund des Terrors war, es ist feige und eine Schande.

Viel Kraft den Opfern und ihren Angehörigen...🕯
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Stromer5
23.03.2017 12:59registriert Juli 2015
Wenn ich so die Bilder durchschaue...
...bei all der Tragik muss ich trotzdem sagen, die Briten haben schon Stil. Mindestens was die Uniform anbelangt.
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«Man sieht allmählich ein, wie töricht es war, so viele Wähler zur AfD zu vertreiben»
Nur wenige kennen die politische Landschaft Ostdeutschlands so gut wie Werner Patzelt. Dass die AfD in den nächsten Jahren absolute Mehrheiten in Ländern wie Sachsen erringt, hält der Politologe für wahrscheinlich. Darauf müsse sich die CDU vorbereiten.
Herr Patzelt, im Januar 2019, als wir uns zuletzt trafen, kritisierten Sie die deutschen Christdemokraten, die Wähler «bis hin zum rechten Narrensaum» nicht mehr an sich binden wollten und so die AfD stark gemacht hätten. Damals war Angela Merkel Kanzlerin. Ist die CDU unter Friedrich Merz wieder auf dem richtigen Weg?
Werner Patzelt: Zumindest sieht man in der CDU und in der Öffentlichkeit allmählich ein, wie töricht es war, so viele Wähler zur AfD zu vertreiben, weil man Politik mit kenntlich üblen Nebenwirkungen einfach nicht korrigieren wollte. Jetzt bezahlt die Strafgebühr nicht bloss die Union, nämlich durch ihre Abhängigkeit von SPD und Grünen, sondern auch unser Land, das von einander gern blockierenden Koalitionären regiert wird. Doch solange die Union keine begehbaren Brücken hin zur Partei ihrer verlorenen Wählerschaft bauen will, muss sie eben weiterhin mit Grünen, Sozialdemokraten und Linken zusammenarbeiten. Dadurch riskiert sie aber weitere Machtverluste zugunsten der AfD. Braucht es wohl einen ersten Landtag mit absoluter AfD-Mehrheit, bevor die Unionsführung das begreift?
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