Es ist ein Zitat für die Ewigkeit, das Christoph Daum von sich gibt. Am 9. Oktober 2000 tritt der Trainer von Bayer Leverkusen vor die Medien und verkündet, er habe freiwillig eine Haarprobe eingereicht, die beweisen soll, dass er keine Drogen konsumiere.
Das hatte ihm Uli Hoeness, der Manager von Bayern München und Daums erklärter Intimfeind, in der Öffentlichkeit vorgeworfen. Daum sitzt Christoph Daum also da auf seinem Podest und sagt:
Keine zwei Wochen später fliegt ihm dieser Satz um die Ohren. Denn das Resultat der Haarprobe beweist: Daum hat gekokst. Leverkusen entlässt den Trainer fristlos und der DFB löst den ab Juli 2001 geltenden, aber bereits vereinbarten Vertrag als Bundestrainer auf. Daum flüchtet nach Florida.
Zwei Monate lang ist Daum von der Bildfläche verschwunden, dann kehrt er nach Deutschland zurück – und gibt wieder eine Medienkonferenz. An dieser gesteht Christoph Daum: «Ich habe Kokain zu mir genommen.»
Seine Taktik ist es offensichtlich, locker zu bleiben. Er lacht selber, als er sagt: «Die Haaranalyse, die ich habe machen lassen, muss man im Nachhinein sagen, das war ein Fehler. Ich hab's mir auch anders vorgestellt.»
Die Reporter lachen ebenfalls und vielleicht ist diese Aussage der Grund dafür, dass die Trainerkarriere des Christoph Daum noch nicht beendet ist. Auch wenn es sechs Jahre dauert, bis er beim 1. FC Köln wieder einen Job in Deutschland erhält.
Nach der Kokainaffäre trainiert Daum zunächst Besiktas Istanbul, das er schon einmal gecoacht hatte, Austria Wien und Fenerbahce Istanbul. Drei Meistertitel und ein Cupsieg in dieser Zeit zeigen: an seiner Fähigkeit, ein guter Trainer zu sein, hat der Skandal nichts verändert.
Seit dem Jahr 2006 zeigt die Erfolgskurve jedoch abwärts. Einzig ein Aufstieg mit Köln in die 1. Bundesliga und ein Supercupsieg mit Fenerbahce stehen noch in seinem Palmarès.
Sein letzter Job endete 2017, als Trainer Rumäniens verpasste er die WM-Qualifikation. Ein 0:1 gegen Montenegro war das bislang letzte Pflichtspiel einer Mannschaft unter Christoph Daum. Kein Ruhmesblatt, aber dafür hat er ein absolut reines Gewissen.
«Ich habe lange gebraucht, um Fehler einzugestehen», sagt Christoph Daum zehn Jahre nach dem Auffliegen der Kokainaffäre. «Das tut mir auch heute noch leid. Aber ich kann sagen, dass ich aus diesen Dingen gelernt habe.»
Am 24. August 2024 verstarb Christoph Daum im Alter von 70 Jahren an Lungenkrebs.