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Meine Freundin schlägt ihr Kind. Wie erkläre ich das meinem?

«Wollte Parfum auftragen, habe erst nachher bemerkt, dass es Zahnspülung war.» 
«Wollte Parfum auftragen, habe erst nachher bemerkt, dass es Zahnspülung war.» 
bild: kafi freitag
FragFrauFreitag

Liebe Kafi. Das Thema Erziehung ist bei uns momentan gerade aktuell, da unsere 4-jährige Ihre Grenzen austestet. 

22.02.2016, 10:42

Und diese sind beim Schlagen bei uns absolut erreicht. Wir schlagen sie nicht, sie soll das bei uns auch nicht tun. Nun ist es jedoch so, dass ich eine Freundin habe, die diese «Erziehungsmassnahme» bei ihren Kindern einsetzt, was meine Tochter natürlich mitkriegt. Wie soll ich mich da verhalten? Bzw. Ihr das erklären?  Merci für deine Meinung. Lieber Gruss. Julia, 32

Kafi Freitag
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Liebe Julia

Wenn man von einem Tag zum anderen Eltern wird und plötzlich für ein kleines Menschli Verantwortung trägt und dieses erziehen soll, dann kann einen das ganz schön unsicher machen. Ich erinnere mich gut an diese Zeit zurück, es ist nicht immer einfach mit den neuen Marotten eines Kindes richtig umzugehen. Da ist es wichtig, dass man gut auf sich selber hört und den eigenen Instinkten folgt.

Wann immer ich von der Erziehungsmassnahme «Schlagen» höre oder lese, kommt mir subito die Jeanette Machhi-Meier in den Sinn. Die frühere E-rotic Sängerin, die anno dazumal gern in knappem Lack und Leder über die Bühne gefüdelet ist und nach ihrer Bekehrung zur ICF-Sekte den Kindern gerne eins ufs Füdeli gibt. Oder auch auf die Händli, je nach Alter, wie sie in der TV-Sendung Club (28:30) zum Besten gibt.

Wann immer ich sowas höre, muss ich fast Kotzen. Und ich bin selber mit ein paar Ohrfeigen aufgewachsen und ich habe an anderer Stelle auch schon gesagt, dass ich es kein Weltuntergang finde, wenn man als Eltern mal im Affekt so eine setzt. Aber wenn Schlagen systematisch in der Erziehung eingesetzt wird, dann sehe ich rot.

Solange Sie mit einer strunzdummen Person befreundet sind, die Schlagen nicht nur als Option, sondern als Erziehungsmethode sieht, wird Ihr Kind davon überzeugt sein, dass es ok ist.

Und darum frage ich mich ehrlich, wie Sie auf die Idee kommen, dieses Vorgehen Ihrem Kind erklären zu wollen. Ich höre Sie Dinge sagen wie «Gell Schätzeli, D'Jeanette haut am Aaron ab und zue eis ufs Füdli, aber mir mached das nöd». Und das geht dann weiter, dass Sie Ihrem Kind erklären, dass Rechtsradikale Ausländern die Fresse polieren, sie das aber nicht machen und etwas später erklären Sie Ihrem Sohn, dass Hitler die Juden hat vergasen lassen, Sie das aber nicht machen.

Ich frage Sie ernsthaft, wohin das Ganze führen soll. Sie können sich den Mund fusslig reden, dass Schlagen keine Option ist: Solange Sie mit einer Person befreundet sind, die Schlagen nicht nur als Option, sondern als Erziehungsmethode sieht, wird Ihr Kind davon überzeugt sein, dass es ok ist. Schliesslich heisst die Mama die Freundin gut und somit auch deren Art, wie diese mit Menschen umgeht. Wir Erwachsenen sind Vorbilder für unsere Kinder. Sie sind eins und Ihre Freundin auch. Sie können nicht von einem 4-jährigen Kind erwarten, dass es aufhört, zu schlagen und gleichzeitig mit einer Mutter, die genau dies tut, gemütlich käfelen.

Entweder Sie tun sich mit der strunzdummen Jeannette zusammen, singen am Sonntag im Chörli bei ICF poppige Lieder und versohlen im Anschluss danach Ihren Kindern den Arsch, oder Sie hinterfragen mal Ihre eigenen Werte und wie sich diese mit so einer Freundschaft vereinbaren lassen.

Mit nachdenklichem Gruss. Ihre Kafi Freitag

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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie lebt mit ihrem 11-jährigen Sohn in Zürich.



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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SusiBlue
22.02.2016 11:51registriert Februar 2016
Hm... Ich frag mich, ob Kafi der Einfachheit halber (bzw. wegen einer beschränkten Anzahl Zeichen für den Artikel) so radikal die Freundschaftsfrage stellt?
Klar, wenn ich die Jeannette erst vor 3 Wochen via Spielgruppe kennengelernt habe, fällt es leichter, den Kontakt wieder abzubrechen. Was aber, wenn man sich auuser in diesem Punkt ansonsten super versteht? Was, wenn es die bester Freundin ist, die man seit 20Jahren kennt und erst durch die Kinder eine Seite entdeckt, die vorher in der Freundschaft kein Thema war? Und was rät Kafi, wenn Jeannette die eigene Schwester ist?
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Bruno Wüthrich
22.02.2016 14:21registriert August 2014
Die Antwort von Frau Freitag wirft Fragen auf:

1.) Gibt es irgendwo eine verbindliche Zahl, wie oft einem die Hand ausrutschen darf, bzw. wie oft ein Ausrutscher noch unter «Ausnahme» durchgehen kann? Als Ratgeberin wissen Sie sicher, ob es umso häufiger zu einer Tat kommen wird, desto mehr Legitimität ihr gewährt wird.

2.) Es stellt sich zudem die Frage, ob Ihr Rat, sich mit der Freundin nicht mehr zu treffen und damit zuzulassen, dass diese ihr Kind weiter schlägt, nicht fast gleichzusetzen ist mit unterlassener Hilfeleistung? Haftet einer solchen Haltung nicht sogar Feigheit an?
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SoOderSo
22.02.2016 12:18registriert Mai 2015
Ich muss sagen, liebe Frau Freitag, dass ich dasselbe wie susiblue gedacht habe. Wo bleibt die Möglichkeit dieses Thema mit der Freundin zu besprechen? Vielleicht ist sie einfach überfordert... Früher habe ich Ihren Blog gerne gelesen, doch in letzter Zeit habe ich das Gefühl, Ihre Antworten fallen immer einseitiger, unsachlicher und kürzer aus. Schade...
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