Ruedi Hediger hat über die Feiertage frei. Doch heuer ist er alles andere als in besinnlicher Stimmung – genauso wie alle Einwohner Rupperswils. Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, wurden vier Menschen in einem ruhigen Quartier am Dorfrand ermordet. Kerzen, Blumen und Briefe liegen vor dem Tatort.
Herr Hediger, wie ist die Stimmung in der Gemeinde?
Ruedi Hediger: Man merkt, dass die Betroffenheit sehr gross ist. Egal, wen man auf der Strasse antrifft, es ist immer das erste Thema. Zum Teil ist auch eine Verunsicherung zu spüren, weil man noch nicht weiss, wer die Täterschaft war und welches Motiv sie hatte.
Haben Sie die Opfer gekannt?
Die Opfer selbst waren mir nicht bekannt. Ich kenne aber den Vater von Carla Schauer. Bei der Freundin des älteren Sohnes kenne ich die Grosseltern gut. Ich bin sehr betroffen und in Gedanken bei den Angehörigen.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie kurz vor Weihnachten die tragische Nachricht erhielten?
Ich war schlicht erschüttert und dachte vor allem an die Angehörigen. Es ist wichtig, dass sie jetzt nicht alleine gelassen werden.
Wie reagierten Sie?
Ich war in Davos, als ich es erfuhr. Ich nahm sofort mit dem Gemeindeschreiber Kontakt auf. Die Kommunikation lief über ihn, bis ich zurück war. Am nächsten Tag fuhr ich sofort nach Hause und berief den Gemeinderat zu einer Krisensitzung ein.
Was wurde besprochen?
Wir mussten uns zuerst Klarheit verschaffen, uns der Tragweite bewusst werden. Dann stellte sich die Frage, wie wir kommunizieren wollen. Wir entschieden uns der Klarheit halber dafür, dass ich alleiniger Ansprechpartner bin.
Sprachen Sie seither mit Angehörigen?
Unser Gemeindeschreiber hatte heute Kontakt mit den Familien, um ihnen unsere Anteilnahme auszudrücken und Unterstützung anzubieten. In der schweren Situation möchten wir alle wissen lassen: Unsere Türen stehen offen. Wer Unterstützung braucht, kann auf uns zukommen.
Vor wenigen Wochen war Rupperswil in den Schlagzeilen, weil ein Mörder hier gewohnt hatte und die Gemeinde bis heute für seine Verwahrung zahlen müsste. Jetzt wird international über einen Vierfachmord in Ihrem Dorf berichtet. Wie sehr belastet das die Gemeinde?
Das sind zwei völlig verschiedene Fälle. Es gibt keine Verbindung. Ja, es passierte ein Vierfachmord in Rupperswil – aber dass es genau hier war, kann auch nur Zufall sein. Es hat auf jeden Fall nichts mit dem Dorf Rupperswil zu tun. Momentan spielt das aber überhaupt keine Rolle. Wir sind einfach nur traurig und tief betroffen.
Ist eine öffentliche Trauer- oder Gedenkfeier in Planung?
Darüber haben wir vergangene Woche im Gemeinderat noch nicht gesprochen. Wir wollten zuerst die Identität der Opfer kennen. Jetzt warten wir ab, wann die Beerdigungen stattfinden. Wir werden die Idee aber sicher im Rat diskutieren.
Wie erleben Sie die Ermittlungen?
Wir haben grosses Vertrauen in die Kantonspolizei und sind dankbar dafür, wie sie an den Fall herangegangen ist und die Verantwortung übernommen hat, für Klarheit zu sorgen. Es ist ein grosser Einsatz und die Polizeiangehörigen, denen mein ganzer Respekt gehört, leisten gute Arbeit. Wir hoffen, dass sie den Fall bald aufklären werden. (aargauerzeitung.ch)