Tödliche Kuh-Attacke auf Wanderin: Staatsanwaltschaft eröffnet Untersuchung
Auf dem Weg zur Bergstation Grauberg, oberhalb von Laax, ist es zu einem Unfall gekommen, den viele nicht für möglich hielten: Mutterkühe griffen eine 77-jährige Touristin an; sie warfen sie zu Boden und trampelten sie zu Tode.
Drei Tage nach der Attacke eröffnet die Staatsanwaltschaft Graubünden jetzt eine Untersuchung. «Dabei geht es darum herauszufinden, wie es zum Vorfall kommen konnte», sagt Maurus Eckert von der Staatsanwaltschaft Graubünden gegenüber watson. Vorläufig richte sich die Untersuchung nicht gegen eine bestimmte Person.
Was sich genau abspielte auf der Alp am Freitag, ist nicht klar. Sicher ist, dass sich die Frau aus Berlin auf einem offiziellen Wanderweg befand, der durch eine umzäunte Weide mit Mutterkühen führte. Die Wanderin lief durch die Herde durch. Beim Eingang zur Weide stand eine Warntafel.
Wie ist die rechtliche Situation?
Grundsätzlich haftet der Tierhalter, wenn eines seiner Tiere eine Person verletzt. Dies gilt auch, wenn Hinweis- und Warnschilder aufgestellt wurden. Der Tierhalter kann eine Haftung nur ausschliessen, wenn er nachweisen kann, dass er seine Sorgfaltspflicht erfüllt hat. Während des Aufenthalts auf einer Alp sind der Betreiber der Alp und sein Personal haftbar.
Kälber nie berühren
Mutterkühe, die ihre Kälber verteidigen, sind ein bekanntes Problem. Deshalb hat der Kanton Graubünden diesen Frühling sämtlichen «Alpbewirtschaftern» eine Information verschickt. Darin heisst es, die Wege seien in gutem Zustand zu halten. Sie sollen möglichst durchgehend begehbar sein. Die Sicherheit der Wegbenutzer sei ohne Einschränkung zu gewährleisten.
Gefordert sind aber auch die Wanderer selber: Für sie gilt:
- Immer Distanz zum Rindvieh halten, wenn möglich Herden umgehen
- Kälber auf keinen Fall berühren
- Hunde an der Leine führen, im Notfall – wenn der Hund die Kühe angreift, oder umgekehrt – aber die Leine loslassen
Behörden handeln
Mittlerweile hat die Gemeinde Laax gehandelt. Der Wanderweg wurde gesichert und so verlegt, dass die Mutterkuhherde nicht mehr mit Wanderern in Kontakt kommen kann.
Beim Verband Schweizer Wanderwege reagiert man ebenfalls auf den Unfall. Geschäftsführer Michael Roschi sagt, man werde mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) erneut zusammensitzen und zusätzliche präventive Massnahmen prüfen. Zudem will der Verband die Wanderer noch besser auf das Thema sensibilisieren.
In den vergangen Jahren gab es mehrere Zwischenfälle mit Kühen. Eine Statistik wird allerdings nicht geführt. Meistens blieb es bei Verletzungen. Nur in einem weiteren Fall, in dem ein Stier involviert war, starb ein Mensch.