Google erweitert seinen bereits jetzt umfangreiches E-Mail-Angebot Gmail und stellt einen neuen Dienst namens Inbox vor. Dieser Posteingang soll mehr können als nur Spam auszusondern. Seinen Nutzern soll er lästige Arbeiten wie die Unterscheidung von wichtigen und unwichtigen Nachrichten abnehmen. Ausserdem sortiert Inbox ankommende E-Mails nach thematischen Kategorien in sogenannte Bundles.
Gmail-Nutzer kennen das bereits im Ansatz, dort wird elektronische Post grob in die Kategorien Allgemein, Soziale Netzwerke und Werbung aufgeteilt. Inbox bietet zusätzliche Kategorien wie Einkäufe und Updates, ausserdem soll es eine Option zur Einrichtung eigener Kategorien geben.
Die Inbox-Features umfassen weitere Funktionen wie die Hervorhebung relevanter Teile einer Nachricht, etwa Flugdetails, Veranstaltungsdaten, Fotos und Dokumente oder enthaltene URLs. Der Empfänger kann Nachrichten auf Wiedervorlage setzen, das ist hilfreich bei der Planung von Meetings, Restaurantbesuchen und anderen Terminsachen. Wichtige Botschaften können oben angepinnt werden, so bleiben sie bis zu ihrer Erledigung immer im Blick des Empfängers.
Derzeit steht die erweiterte E-Mail-Funktion noch nicht allen offen, Google beschränkt den Nutzerkreis zunächst auf Kunden, die eine Einladung erhalten haben. Wer dazugehören will und ungeduldig ist, kann eine E-Mail an inbox@google.com schicken.
Google-Vizepräsident Sundar Pichai versprach am Mittwoch im hauseigenen Blog, sobald Einladungen zur Verfügung stünden, würden die Interessenten jeweils eine erhalten. Inbox solle Gmail nicht ersetzen, es sei «etwas Neues». Was die Frage aufbringt, ob und wie die beiden Dienste miteinander verknüpft werden. Derzeit befindet sich Inbox noch in der Beta-Phase und soll zunächst für Android- und iOS-Nutzer zur Verfügung stehen.
Die ersten Reaktionen der Tech-Blogger fielen nicht besonders enthusiastisch aus. Von der «grössten Enttäuschung» ist etwa bei Cachys Blog die Rede, die Navigation durch die Kategorien sei umständlich. Ob jeweils neue Nachrichten vorlägen, erfahre der Anwender erst, wenn er das betreffende Label aufsuche.
Die britische Nachrichtenseite The Register macht sich über die allzu hilfreichen Zusatzfunktionen lustig und titelt, Googles neue Inbox sei «E-Mail für Leute, die zu doof für E-Mails sind». So interessant die Möglichkeit sei, ankommende Nachrichten thematisch zu sortieren, es bleibe der Zweifel, ob nicht trotzdem wichtige Nachrichten durchs Raster fielen oder in der falschen Kategorie landen würden.
(meu)