Auch wenn es für viele nach einer raffinierten PR-Kampagne riecht: Taylor Swift hat mit ihrer Kritik an Apple einen Nerv getroffen. Wie nur konnte es das wertvollste Unternehmen der Welt wagen, die Künstler nicht für gratis gestreamte Songs zu entschädigen?
Das konnte nicht gut gehen! Und so hat Apple denn auch umgehend auf den Shitstorm reagiert und Besserung versprochen. Wenn Apple Music am 30. Juni in über 100 Ländern startet, erhalten die Musiker ab dem ersten Tag Tantiemen – auch bei kostenlosen Probe-Abos.
Weil die Kalifornier offensichtlich in Spendierlaune sind, hakt watson nach und nennt fünf weitere Verbesserungen, die ganz im Sinn von Taylor Swift möglichst rasch sofort realisiert werden sollten.
Apple hat Erfolg, da ist es nichts als normal, dass die oberste Führungsriege Gewinnbeteiligungen absahnt. Allerdings erblasst angesichts der fürstlichen Managerlöhne jeder Banker.
Das krasseste Beispiel ist Angela Ahrendts, die als Vizepräsidentin für den Einzelhandel (Apple Stores und Online-Geschäft) verantwortlich zeichnet. Sie erhielt letztes Jahr zum Jobantritt ein Aktienpaket, das heute schon mehr als 100 Millionen Dollar wert ist.
Apple-Chef Tim Cook besitzt so viele Aktien und Optionen, dass er dereinst als Milliardär den Infinite Loop 1 in Cupertino verlassen wird. Wobei der bescheiden auftretende Südstaatler bereits angekündigt hat, er werde sein ganzes Vermögen verschenken. Anfang Juni machte er quasi als Warm-up schon mal 6,5 Millionen Dollar locker.
Fazit: Apple soll wie bei den Umweltschutzbemühungen auch bei den Manager-Boni ein Vorbild sein für die ganze Branche.
Im krassen Gegensatz zum Top-Management stehen die einfachen Angestellten, die täglich in den Apple Stores schuften und beträchtliche Umsätze erarbeiten. Die Lohnschere sollte kleiner werden.
Und dann ist da noch das gewaltige Heer von Billig-Arbeitern bei Apple-Zulieferern wie Foxconn und Pegatron. Wobei es sich dabei natürlich nicht um Apple-Angestellte handelt. Genau so wenig wie bei den jungen Leuten, die in Minen wertvolle iPhone-Rohstoffe abbauen.
Fazit: Apple tut bereits einiges – doch als Marktführer ist gut nicht gut genug. Als mächtiger Auftraggeber hat es der US-Konzern in der Hand, mit stärkeren Kontrollen die Verhältnisse weiter zu verbessern.
Apple verfügt über eine mächtige PR-Maschine. Die Kalifornier verstehen es, vor der Lancierung neuer Produkte die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Sei dies, indem gezielt Gerüchte gestreut oder einzelne Journalisten mit exklusiven Vorab-Informationen «versorgt» werden. Oder sei dies mit perfekt inszenierten Shows.
Auch mit über 90'000 Angestellten befindet sich der US-Konzern konstant im Start-up-Modus. Ganz im Sinn von Steve Jobs. Allerdings mangelt es seit dem Tod des charismatischen Firmengründers an Showmännern und erfrischenden Show-Einlagen.
Bei den vor einem Millionenpublikum abgehaltenen Keynotes überlässt Tim Cook (54) gerne anderen das Mikrofon. Das Problem: Fast alle bühnentauglichen Manager sind ebenfalls bereits in ihren 50ern, so dass sich der 45-jährige Craig Federighi als «junger Spund» hervortut.
Unser Wunsch: Apple sollte sein Moderatoren-Team verjüngen und die Suche nach weiblichen Bühnentalenten massiv verstärken. Gefragt sind schlagfertige und glaubwürdige Ingenieure (sorry, Taylor!)
Die Apple Watch aus purem Gold mag ja protzende Promis und neureiche Russen begeistern. Aber Apple hat seinen Erfolg nicht den oberen Zehntausend zu verdanken, sondern den treuen Kunden an der Basis. Und diese Leute haben andere Bedürfnisse als ein Luxus-Computer fürs Handgelenk, der über 10'000 Franken kostet.
«Form Follows Function»: Dieser legendäre Gestaltungsleitsatz gilt seit Jahrzehnten für Apple-Produkte. Ob iMac, iPod oder iPad: Die Computer heben sich immer wieder beeindruckend von der Konkurrenz ab, weil sie so einfach zu bedienen sind. Unter dem britischen Chef-Designer Jony Ive arbeitet ein Team wie besessen an jedem noch so kleinen Detail.
Allerdings machte sich mit der Evolution des iPhones und der Macbooks eine bedenkliche Entwicklung bemerkbar. Apple war schon immer davon besessen, möglichst schlanke und leichte Geräte zu bauen. Das ziemlich dünne iPhone 6 und das bislang dünnste Macbook (12 Zoll) lassen befürchten, dass der Form zu viel Bedeutung beigemessen wird. Die Geräte dürften ruhig wieder ein bisschen «dicker» ausfallen, wenn dadurch die Akkuleistung spürbar erhöht werden kann.
PS. Was Microsoft kann, sollte Apple längst können. Dies gilt für ein iPad, das mit digitalem Stift (Pen) perfekt bedient werden kann. Dies gilt aber auch für ein Emoji, das alle viele iPhone-Nutzer vermissen:
Und jetzt du! Was soll Taylor Swift von Apple verlangen?
Nur weil ich keinen Porsche kaufen kann, muss man Porsche auch nicht abschaffen.
Es ist übrigens ein Irrglaube, dass nur die reichsten 10'000 sich eine Apple Watch kaufen. Gibt ein bisschen mehr als 10'000 Millionäre.