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Sie läuft zehn Stunden lang durch New York – und wird über 100 Mal angemacht

«Ich erlebe das jeden Tag»

Sie läuft zehn Stunden lang durch New York – und wird über 100 Mal angemacht

29.10.2014, 05:3629.10.2014, 15:57
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Wie fühlt es sich an, als Frau auf der Strasse ständig angemacht zu werden? Die Frage können nur Betroffene selbst beantworten – doch ein simples Video bringt uns die Erfahrung auf beklemmende Art näher.

Die Schauspielerin Shoshana B. Roberts spaziert zehn Stunden lang in T-Shirt und Jeans durch Manhattan, in jeder Hand ein Mikrofon, ohne einen Mucks zu machen. Vor ihr geht der Filmemacher Rob Bliss, eine im Rucksack versteckte GoPro-Kamera zeichnet alles auf.

Über hundert Sprüche muss sich Roberts von Männern anhören: «Hey Baby», «Gott segne dich» und «wunderschön» gehören zu den harmlosen. Unangenehmer wird es, als ein Mann sagt: «Jemand nimmt deine Schönheit wahr. Du solltest dich öfter bedanken.» Andere gehen unaufgefordert mehrere Minuten lang neben der Schauspielerin her.

«Ich werde belästigt, wenn ich lächle, und ich werde belästigt, wenn ich nicht lächle. Es vergeht kein Tag, an dem ich das nicht erlebe.»
Shoshanna B. Roberts

Roberts sagt zur Organisation Hollaback, die das Video in Auftrag gegeben hat: «Ich werde belästigt, wenn ich lächle, und ich werde belästigt, wenn ich nicht lächle. Ich werde von Weissen, Schwarzen und Latinos belästigt. Es vergeht kein Tag, an dem ich das nicht erlebe.»

Offenbar haben mehrere Männer Vergewaltigungsdrohungen auf YouTube geäussert. «Das zeigt, dass wir einen Nerv getroffen haben», sagt Emily May von Hollaback zu den Kommentaren, die laufend gelöscht werden. 

Doch auch sonst wird das Video heiss diskutiert. Die einen finden, die Bemerkungen können zwar unangenehm sein, doch es sei übertrieben, von Belästigung zu sprechen. Andere argumentieren, es zeige, wie Frauen in der Öffentlichkeit als Sexobjekte gesehen werden, und das sei ein Problem. (rey) 

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zeit_Genosse
29.10.2014 07:50registriert Februar 2014
Ein you-tube-Aufmerksamkeitsprojekt mehr. Wenn jemand seine Ruhe haben möchte, nicht angesprochen werden will, dann ist NYC nicht the place to be. Dort wird man ziemlich oft angesprochen. Auch als Objekt Mann. Das ist eine andere Auswirkung von Dichtestress. Menschen sind unter Menschen einsam. Dann kommt da noch der multi-culture-Mix dazu, wo die Strassenansprache zur sreet-culture dazugehört. Viele dieser Ansprachen sind ja keine echte Anmache (eher eine Art von street-rap), können aber störend sein, wenn man sie alle ernst nimmt und hinhört. Bei uns kriegt man ja bereits schlaflose Nächte, wenn mal von einer Baustelle her nachgepfiffen wird (sich aber möglicherweise doch insgeheim freut, weil man wahrgenommen wird). Es geht um die Grenze, die ist in NYC tiefer als im stillen Zürich. Nicht wahrgenommen werden kann auch unangenehm sein. Auf dem Lande sagt man noch fast zu jedem "grüezi" und schaut einander kurz in die Augen. In der Stadt kapselt man sich mit Kopfhörer ein und hält ein Starbucksbecher schützend vor sich und schaut weg oder zu boden.
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Kasi
29.10.2014 15:25registriert Februar 2014
Ähhm sorry ich habe glaubs das flasche Video geschaut. Von den nicht harmlosen Sprüchen habe ich keine gehört. Irgendwie stimmt der Text einfach nicht mit dem Video überein.

Wie zur Hölle soll man denn eine Frau ansprechen, wenn man sie nicht ansprechen darf. Oder darf "Mann" Frauen prinzipiell nicht ansprechen weil sie Frauen sind?
Bitte um Aufklärung.
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