
Sag das doch deinen Freunden!
Eigentlich dürfen Maschinen am Flughafen Zürich nicht zwischen 23.30 Uhr und 6.00 Uhr starten und landen – das besagt die Nachtflugsperre, die am 29. Juli 2010 in Kraft trat. In der Nacht auf den 26. Dezember landeten gleich drei Flugzeuge der Königsfamilie des Emirats Katar während dieses Zeitfensters in Zürich.
Weil es sich offenbar um einen medizinischen Notfall handelte, erhielten sie dafür von der Schweizer Luftwaffe eine Sondergenehmigung. Der Tages-Anzeiger, der die Meldung zuerst publik machte, berichtete, die Bewilligung kam vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl). Diese Information kam aber durch ein Missverständnis zustande – das Bazl ist in solchen Fällen nicht zuständig.
Auf Anfrage teilt die Schweizer Luftwaffe mit, es bestehe mit Katar keine Vereinbarung, wie solche Fälle gehandhabt werden. «Die Prozesse zur Erteilung von Bewilligungen für Überflüge und Landungen von Staatsluftfahrzeugen sind international standardisiert», sagt Luftwaffe-Sprecher David Marquis. Es gäbe auch keinen definierten Kriterienraster für Sonderbewilligungen. «Anfragen werden von Fall zu Fall beurteilt», so Marquis.
Die Königsfamilie hat offenbar fest damit gerechnet, dass ihr Gesuch bewilligt wird. Am 25. Dezember um 21.50 hat die Botschaft von Katar die Luftwaffe um die Bewilligung ersucht – rund zehn Minuten zuvor war die erster Maschine in Marrakesch gestartet. Die Bewilligung wurde daraufhin gegen 23 Uhr erteilt.
Bei ausserplanmässigen Landungen von Staatsflugzeugen in der Nacht handle es sich um Einzelfälle, so David Marquis. Ein Blick auf die Statistik des Bazl zeigt: Im Jahr 2014 wurde die Nachtflugsperre in Zürich 21 Mal für Staatsflugzeuge aufgehoben. Dabei muss es sich aber nicht zwingend um Landungen handeln – auch nächtliche Starts, wie sie etwa im Rahmen des World Economic Forum (WEF) vorkommen können, fallen darunter.
Um was für einen medizinischen Notfall es sich handelt, und wer nun in Zürich behandelt wird, ist nicht bekannt. Es dürfte sich jedoch um einen hochrangiges Mitglied der Königsfamilie handeln. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, seien am Samstag und Sonntag noch ein halbes Dutzend weitere grosse Maschinen aus Katar eingetroffen.
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um ein Familienmitglied des Emirs Tamim bin Hamad al-Thani – oder um den Emir selbst – handelt. Die Familie weilte im marokkanischen Ifrane in den Skiferien. Wenige Tage zuvor verbreitete sich ein Foto im Netz, das den Emir in einem traditionellen marokkanischen Gewand zeigt.
Das Bild habe auf Sozialen Medien Tausende Likes und Kommentare erhalten, berichtet Marocco World News in Berufung auf die arabische News-Seite «Goud». Ihr zufolge hätte der Emir acht Tage in Ifrane verbringen sollen. Er besitze dort ein zehn Hektar grosses Anwesen, das er im Januar 2014 gekauft habe.
Für welches Spital in Zürich die Katari sich entschieden haben, ist unklar. Gemäss «Tages-Anzeiger» wären das Uni-Spital oder die Klinik Hirslanden gut für VIP-Patienten ausgerüstet.