Tom Lüthi nach seinem Sturz: «Ich muss meinen Ärger irgendwo raus lassen. Ich weiss noch gar nicht wie»
Was ist passiert?
Tom Lüthi: Ich bin gestürzt.
Ja klar, das habe ich gesehen. Die Frage ist, was passiert ist.
Ich wollte sofort einen Abstand zwischen mich und meine Verfolger 
legen und dieses Rennen gewinnen. Dabei habe ich es übertrieben. Erst ist 
das Hinterrad weggerutscht und als das überstanden schien, klappte das 
Vorderrad ein.
Da war auch eine kleine Bodenwelle.
Ja, aber das kann keine Ausrede sein. Ich bin ich schon unzählige 
Male drüber gefahren. Das Problem war, dass ich es zu schnell gefahren bin.

Sie sind zu grosse Risiken eingegangen?
Ja, ganz offensichtlich. Aber diese Risiken sind notwendig. Das ist 
hier kein Kindergeburtstag. Wenn ich vorne fahren will, dann muss ich Risiken 
eingehen und am Limit fahren. So ist der Rennsport. Ich fühlte mich so gut, 
alles stimmte und ich war sicher, dass ich das Rennen gewinnen kann. Ich 
ärgere mich sehr über mich selber. Erst recht, wenn ich sehe, welche 
Rundenzeiten dann gefahren worden sind. Da wäre ich dabei gewesen. Und es 
tut mir auch leid für meine Jungs im Team, die einmal mehr super für mich 
gearbeitet haben.
Sie haben den zweiten WM-Zwischenrang wieder verloren.
Wenn ich die Situation in der WM anschaue, dann wird mein Ärger 
noch grösser. Ich muss meinen Ärger irgendwo noch raus lassen. Ich weiss 
noch gar nicht wie. Vielleicht mit meinem elektronischen Schlagzeug.
Aber der Titel ist immer noch möglich?
Ja, natürlich. Erst ein Drittel der Saison ist vorüber.
Sie sind seit dem Sieg in Le Mans so schnell wie seit ihrer letzten Titelsaison
2005 nie mehr. Ist dieses Selbstvertrauen nun durch diesen Sturz 
angeknackst?
 Nein, überhaupt nicht. Ich weiss, warum ich gestürzt bin und ich 
lag an erster Stelle. Das ist etwas ganz anderes als ein Sturz auf dem 20. 
Platz. Ich fühle mich super und ich würde am liebsten schon am Montag 
wieder ein Rennen fahren.
Sie nehmen Ihr Selbstvertrauen also zum nächsten Rennen in zwei Wochen in 
Barcelona mit?
Ja, klar und ich bin sicher, dass ich auch dort wieder ganz vorne 
fahren kann.
Der Start war perfekt. Dominique Aegerter übernahm die Führung und Sie 
brausten auf der Innenseite gleich auf Position zwei.
Ja, das ist wirklich perfekt gelaufen.

War es so abgesprochen?
Wir haben uns vorher schon unterhalten. Aber dass es gleich so 
klappen würde, war nicht vorhersehbar. Es ist cool, dass Domi den dritten 
Platz geholt hat. Ich habe einen Fehler gemacht und trotzdem steht ein 
Schweizer, einer aus unserem Team, auf dem Podest.
Die Positionen sind jetzt auch klar: Dominique Aegerter kann nicht mehr 
Weltmeister werden. Wenn es in der Endphase der WM im Herbst um den 
Titel gehen sollte, dann kann er für Sie fahren.
Nun wollen wir nicht gleich übertreiben. Das ist alles noch sehr, 
sehr weit weg.


