Zur Veranschaulichung seiner Meinung erzählte der Papst während seiner Generalaudienz zum Thema Väter eine Ankedote:
«Einmal habe ich einen Vater bei einem Treffen mit verheirateten Paaren sagen gehört, ‹ich muss meine Kinder manchmal ein bisschen hauen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen›.»
«Wie schön», fuhr der Papst fort,
Diese päpstliche Aussage hat mächtig für Furore gesorgt. Auch auf Twitter haben sich besorgte Stimmen gemeldet. Was das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche wohl in seinem Tee gehabt hätte, fragte sich eine empörte Userin.
Und dann der #Papst so:
"Es ist ok, #Kinder zu schlagen, wenn sie dabei ihre #Würde nicht verlieren!"
— Wolf Bowk Autor (@AutorWolfBowk) 6. Februar 2015
Ach #Franziskus - was für eine Ohrfeige für die Hoffnung der Veränderung. Nichts rechtfertigt Gewalt an #Kinder n
#Papst #menschenwürde
— Michael (@michaelheute) 6. Februar 2015
Und da wundert sich die #Kirche dass immer mehr #Eltern ihre #Kinder von dieser #Sekte fern halten... #papst #GewaltGegenKinder
— Christian Hubinger (@ChrisHubinger) 6. Februar 2015
Der Vatikan-Vetreter Thomas Rosica hat daraufhin die Thesen des Papstes vehement verteidigt: Es sei Franziskus sicherlich nicht darum gegangen, Gewalt oder Grausamkeit gegenüber Kindern zu propagieren, sondern vielmehr habe er davon gesprochen, «jemanden zu Wachstum und Reife zu verhelfen».
Wer habe nicht schon einmal sein Kind gezüchtigt oder sei von den Eltern gezüchtigt worden, schrieb Rosica in einer E-Mail weiter.
Er warnte vor der Verzerrung der päpstlichen Aussage: Man solle sich doch nur mal anschauen, wie der Papst auf Kinder zugehe.
Davon irgendetwas anderes ableiten zu wollen, enthülle ein grösseres Problem bei jenen, die offensichtlich einen Papst nicht verstanden hätten, der eine Revolution der Normalität eingeläutet habe, was einfache Sprache und Gesten anbelange, erklärte Rosica.
Im vergangenen Jahr regte sich Kritik an der Haltung der katholischen Kirche zur Prügelstrafe. Das UN-Menschenrechtskomitee nahm den weit verbreiteten körperlichen Missbrauch von Kindern in katholischen Schulen und Institutionen unter die Lupe, der vor allem in Irland «endemische Dimensionen» erreicht habe.
Dem Heiligen Stuhl wurde nahegelegt, nicht nur seine eigenen Gesetze zum Verbot der Prügelstrafe anzupassen, sondern Wege zu deren Umsetzung in katholischen Schulen und Einrichtungen in der ganzen Welt zu finden.
In keiner Weise würde er Gewalt an Kindern fördern, liess der Vatikan verlauten. Doch habe man keine rechtliche Handhabe, ein entsprechendes Verbot in katholischen Kirchen durchzusetzen. Im Übrigen sei man nur dafür verantwortlich, die UNO-Kinderrechtskonvention innerhalb des Vatikanstaats umzusetzen, hiess es.
In rund 39 Ländern ist die Prügelstrafe in jeglicher Form verboten: Zu diesen Staaten zählen Deutschland, Schweden, der Südsudan und Turkmenistan. In der Schweiz ist Gewalt in der Kindererziehung nicht explizit verboten. In den USA können Eltern ihre Kinder laut Gesetz schlagen, solange die Gewaltanwendung sich in einem «vernünftigen» Rahmen bewege. In 19 US-Staaten ist dem Schulpersonal das «Versohlen» junger Menschen noch immer gestattet.
(rof/The Guardian/Die Welt/sda/dpa)