Was lernt man, wenn man eine Woche lang tagtäglich einen wunderschönen Alfa-Romeo-Sportwagen fährt? Der Lenker macht wichtige Erfahrungen über die Auto-Schweiz, wie sich herausstellt. Etwa ...
Watson darf den Alfa 4C fahren.
Yay. Guckt ihn euch schon nur mal an!
Gemäss dem ungeschriebenen Gesetz des Auto-Journalismus ist klar, was nun folgen muss: ein süffig geschriebener – dennoch aber seriös fundierter – Fahrbericht, der ehrbietungsvoll genug ist, um beim nächsten Autotest vom Hersteller wieder auf die Überholspur geschickt zu werden.
Dabei gilt: Keine Angst vor der Klischeeschleuder! Etwas von den «schön geschwungenen Formen der temperamentvollen Italienerin» zu faseln ist durchaus angebracht. Oder: «In der Kurvenlage spiegelt sich die typische Italianità wider». Ebenfalls beliebt sind kulinarische Gleichnisse: «Die Beschleunigung fährt ein wie ein kräftiger Espresso an einem Montagmorgen.»
So. Das hätten wir also erledigt. Nun zu praktischeren Befunden:
Bliebe noch die Frage nach der Verhältnismässigkeit ...
Der Wocheneinkauf geht aber erstaunlich gut. Schau – drei ganze Migros-Säcke:
Die erste Reaktion so ziemlich genau aller beim Anblick des 4Cs: «Das ist ein Frauenauto!»
Soso. Und was, bitte sehr, ist denn genau ein «Frauenauto»? Eine brettharte Rennmaschine, bei der man jedes Kieselsteinchen auf der Strasse spürt, die eine schwere, servofreie Lenkung hat und die 0-100 km/h in 4,5 Sekunden schafft?
«Frauenauto» haut in die ewig gleiche sexistische Kerbe: hübsch und süss, nicht aber kraftvoll. Form vor Funktion. Eine Handtasche.
Ihr seid alle Klischeeaffen.
Hör' dich mal um und du wirst feststellen: Die meisten Menschen, die ein extravagantes Auto besitzen, rechtfertigen dies mit angeblich praktischen Attributen des Gefährts. Die SUV-Besitzerin wird dir vorschwärmen, dass ihr 4x4-Monster «total gäbig und bequem» sei – «man bringt dort alles rein, so viel Platz hat der!» Und der BMW-M3-Fahrer wird etwas von «problemlos im Alltag» faseln. In Wahrheit aber geniesst Frau Viermalvier die Grösse und das damit einhergehende Gefühl von Überlegenheit und Status, während Mister Midlifecrisis sich daran aufgeilt, dass er ein so sauschnelles Teil fährt.
Beim 4C gibt es kein Verstecken. Die Alltagstauglichkeit ist lächerlich. Das Geschoss ist für Menschen konzipiert, die Freude an sportlichem Fahren, am schicken Design, der überlauten Auspuforgel und der – okay, okay, ich gebe es ja zu! – Italianità haben. Für Menschen, die auch dazu stehen können.
Überwachungsstaat allüberall! Heutzutage ist selbst ein Alfa so bevormundend wie ein Volvo!
Aber vermutlich würde das auch in einem Ferrari passieren.
In der internationalen Fachpresse wird überall der Vergleich zum Porsche Cayman gezogen. Und nach den Tests kommen die meisten zum Schluss: Bei fast identischen Fahrleistungen ist am Schluss der Cayman das rundum bessere Fahrzeug.
Und auch das langweiligere. Er hat vermutlich besser verstellbare Sitze und einen praktischeren Kofferraum. Dafür ist er 500 Kilo dicker und muss deshalb um die 90 PS mehr mitbringen, um gleich flink zu sein. Ausserdem kostet er um die 30’000 Franken mehr.
Und: Wenn einem in seinem kompromisslosen Alfa 4C sitzt und an jeder Ecke einem all diese Caymans entgegenkommen, kommt man nicht umhin zu denken: Memmen.
watson hat hier mit viel sarkasmus gearbeitet und das finde ich geil! und trotzdem die wichtigsten fakten zum auto aufgezeigt. wer nichts damit anfangen kann soll zu 20min. :)
PS: bin absolut kein Alfa fan, aber der 4C ist GEIL