Der Bundesrat hat laut dem Finanzdepartement die von den USA genannten Zusatzzölle «mit grossem Bedauern» zur Kenntnis genommen. Die Schweiz strebt weiterhin eine Verhandlungslösung mit den USA an, wie der Sprecher des Departements mitteilte.
Die Schweiz war und ist im Kontakt mit den verantwortlichen Stellen in den USA. Sie strebt weiterhin eine Verhandlungslösung mit den USA an, die sowohl mit der Schweizer Rechtsordnung als auch den bestehenden völkerrechtlichen Verpflichtungen vereinbar ist.
— Bundesrat • Conseil fédéral • Consiglio federale (@BR_Sprecher) August 1, 2025
Der vom US-Präsident genannte Zusatzzoll von 39 Prozent weiche «deutlich» vom Entwurf einer gemeinsamen Absichtserklärung ab. Das schrieb der Kommunikationsverantwortliche des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD), Pascal Hollenstein, am Freitagmorgen auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Entwurf sei das Resultat intensiver Gespräche zwischen der Schweiz und den USA in den vergangenen Monaten gewesen.
Mitte-Bundesrat Martin Pfister hat sich während seiner 1. August-Rede auf einem Bauernhof in Lütisburg SG zuversichtlich gezeigt, dass die Schweiz in der Zollfrage mit den USA eine Lösung finden wird. Gleichzeitig mahnte der Verteidigungsminister, dass die Schweiz die internationalen Verwerfungen immer mehr zu spüren bekomme.
Die Forderung der Grünen, jetzt die Beschaffung des F35-Kampfjets abzubrechen, lehnte Pfister ab. Wenn das Projekt abgebrochen würde, hätte die Schweiz spätestens ab 2032 keine Kampfjets mehr. Sie brauche aber eine Luftverteidigung, gerade in diesen Zeiten. Aus diesem Grund sei es wichtig, an diesem Projekt festzuhalten.
Wirtschaftsminister Guy Parmelin findet, die Schweiz sei bei den durch die USA angekündigten Zölle «besonders schlecht behandelt» worden. Der Bundesrat werde sich sehr schnell wieder mit der Frage befassen, um zu verstehen, «was nicht funktioniert hat», was die USA und Donald Trump genau wollen, und ob es einen Handlungsspielraum gibt.
In einem Interview mit dem Westschweizer Fernsehen RTS am Rande der 1. August-Feierlichkeiten räumte der Wirtschaftsminister ein, dass die Situation für die Schweiz «extrem schwierig» sei.
Er verwies auf die Höhe der Steuern, die auf Schweizer Produkte erhoben werden, aber auch auf den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu den wichtigsten Partnern wie der Europäischen Union oder dem Vereinigten Königreich. Ihnen gehe es dabei viel besser.
Der Bundesrat erklärte aber auch, dass die Schweiz schon sehr viele Krisen durchlebt und immer überwunden habe: «Die Behörden und die Bevölkerung haben immer gemeinsam Lösungen gefunden», sagte der Waadtländer. Nun sei es an der Zeit, «die Reihen zu schliessen».
Auch Verkehrsminister Albert Rösti hat sich am Nationalfeiertag im Wallis zur Zollfrage geäussert. «Ich möchte namens des Bundesrates versichern, dass wir die Verhandlungen weiterführen. Es ist noch nicht aller Tage Abend», sagte er gemäss Blick.
Bundespräsidentin Keller-Sutter sagte vor ihrer Rede auf dem Rütli, als sie von den Organisatoren der Feier danach gefragt wurde, dass die Schweiz schon viele Stürme erlebt habe. Es gelte dann aufzustehen und zu arbeiten.
Sie habe Trump am Telefon erklärt, dass die Schweiz heute Nationalfeiertag habe. Nachdem sie ihm gesagt habe, wie alt das Land sei, habe er dies kaum glauben können.
Bundesrat Beat Jans (SP) hat in seiner 1.-August-Rede in Schaffhausen die Schweiz mit einer Tinguely-Maschine verglichen. Sie sei ein kreatives Ganzes aus verschiedensten Einzelstücken. Die Heimat der Schweiz sei in Europa, sagte er.
«Wenn zum Beispiel die USA willkürlich Zölle von 39 Prozent gegen Schweizer Produkte einführen wollen, spüren wir das umso mehr», sagte Jans. Die Schweiz sei in Europa eingebettet und vernetzt, «wer weiss das besser, als Sie in Schaffhausen, auf der deutschen Seite des Rheins». Als Kleinbasler teile er diese besondere Grenzerfahrung, erklärte Jans, es gäbe schlechtere Nachbarn als die der Schweiz.
Dass die USA – trotz der Fortschritte in den bilateralen Gesprächen und der «von Beginn weg sehr konstruktiven Haltung der Schweiz» – die unilateralen Zusatzzölle «in erheblicher Höhe gegenüber Importen aus der Schweiz anwenden wollen», nehme der Bundesrat mit grossem Bedauern zur Kenntnis.
Die Schweiz stehe weiterhin mit den verantwortlichen Stellen in den USA in Kontakt. Sie strebe eine Lösung mit den USA an, die «sowohl mit der Schweizer Rechtsordnung als auch den bestehenden Verpflichtungen vereinbar ist», teilte der EFD-Sprecher mit. Der Bundesrat werde die neue Sachlage analysieren und über das weitere Vorgehen entscheiden.
Trump hatte den Schweizer Zollsatz in einer Liste in der Nacht auf Freitag bekanntgegeben. Vor Veröffentlichung der Liste hatte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter im Kurznachrichtendienst X mitgeteilt, dass sie im «letzten Gespräch» vor Ablauf der zunächst festgesetzten Verhandlungsfrist vom 1. August um 6 Uhr Schweizer Zeit mit Donald Trump keine Einigung gefunden habe. Für Trump stehe das Handelsdefizit im Vordergrund.
Die höheren Zölle würden die exportorientierten Unternehmen und ihre Zulieferer belasten. Um Arbeitsplätze zu erhalten, setze die Schweiz weiterhin auf die Kurzarbeitsentschädigung, so Hollenstein.
Insbesondere die Industrie spüre die zusätzliche Zollbelastung. Dazu gehört laut dem EFD-Sprecher unter anderem die Schweizer Uhrenindustrie, Produzenten von Maschinen und Präzisionsinstrumenten sowie die Schweizer Lebensmittelindustrie.
Am Donnerstag, ebenfalls vor der Publikation der Liste der US-Zölle, sagte Keller-Sutter zum Schweizer Radio und Fernsehen: Alles, was an höheren Zöllen komme, sei ein Schaden für die Wirtschaft. Sie sagte zu SRF aber auch, dass es sich immer weiterverhandeln liesse und in der Regel «nie ganz das letzte Wort gesprochen sei».
Die Entwicklung in der Exportwirtschaft war in den letzten Monaten massgeblich durch die US-Zollpolitik geprägt. Im Mai rauschten die Exporte nach Nordamerika um 39,6 Prozent oder um weitere 2,3 Milliarden Franken in die Tiefe. Das sei der tiefste Wert seit Ende 2020, erklärte das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit Mitte Juni.
Das Weisse Haus veröffentlichte in der Nacht auf Freitag eine Liste mit neuen Zollsätzen auf Importe. Die Schweiz ist darauf mit 39 Prozent erwähnt. Der Zollsatz liegt damit höher als der im April von US-Präsident Donald Trump angekündigte Zollsatz von 31 Prozent.
Die Schweiz hat damit nach Brasilien (50 Prozent), Syrien (41 Prozent), Laos und Myanmar (je 40 Prozent) weltweit den fünfthöchsten Zoll erhalten. In Europa ist es der höchste Ansatz. Wieso es zu diesem hohen Prozentsatz kam, war noch unklar. Die Europäische Union konnte einen Zollsatz von 15 Prozent aushandeln.
In Kraft treten sollen die Zölle am 7. August – und nicht wie zunächst angekündigt bereits an diesem Freitag. Das bestätigte ein US-Regierungsbeamte der deutschen Nachrichtenagentur DPA. Der Regierungsbeamte antwortete der DPA auf die Frage, weshalb das Startdatum nun doch nicht an diesem Freitag sei: Man wolle mehr Zeit dafür lassen, die neuen Regeln umzusetzen.
(sda/vro)
Ah- einfach.
Denn jeder versucht nur, “das Wasser auf seine eigene Mühle zu tragen”.
Wir Schweizer sind - wie die svp es sich wünscht - eher GEGEN Europa. Aber immer devot und unterwürfig gegenüber den USA.
Es lohnt sich auch! Ironie Off