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Die rund 15'000 isländischen Fans, was knapp fünf Prozent der heimischen Bevölkerung entspricht, hatten nur vor der Partie im Stade de France etwas zu feiern, als sie mit Unterstützung des französischen Publikums mehrmals den berühmt gewordenen isländischen Schlachtruf zelebrierten.
Auf dem Feld jubelten ihre Landsleute dann mit Ausnahme der beiden Ehrentreffer von Kolbeinn Sigthorsson (56.) und des Baslers Birkir Bjarnason (84.) nicht mehr – die Anhänger unterstützen und feierten ihre Helden dennoch bis zum Schlusspfiff lautstark.
Im Gegensatz zu England, das im Achtelfinal Island sensationell 1:2 unterlegen war, beging Frankreich den Fehler nicht, den spielerisch limitierten, aber kampfstarken und sehr solidarisch auftretenden EM-Neuling zu unterschätzen.
Das Team von Didier Deschamps war nach vier nicht über alle Zweifel erhabenen Auftritten auf der Höhe seiner Aufgabe und zeigte in der ersten Halbzeit die mit Abstand beste Leistung an diesem Turnier. Die zwei, drei Mängel in der Defensive nach der Pause fielen nicht ins Gewicht.
Den Auftakt zur französischen Gala machte Olivier Giroud in der 12. Minute. Der Mittelstürmer von Arsenal erwischte nach einem herrlichen Steilpass von Blaise Matuidi Islands Torhüter Hannes Halldorsson zwischen den Beinen. Paul Pogba erhöhte nach einem Corner von Antoine Griezmann auf 2:0 (19.), indem er sich mit Dynamik und Wucht im Luftduell gegen John Dadi Bödvarsson durchsetzte.
BREAKING: #FRA 4-0 #ISL pic.twitter.com/DYby6pM8k0
— BBC Sporf (@BBCSporf) 3. Juli 2016
Dimitri Payet und Griezmann beendeten mit einer Doublette unmittelbar vor der Pause den isländischen Traum von einer weiteren Überraschung endgültig, ehe Giroud kurz vor seiner Auswechslung nach einer Stunde mit dem bereits fünften Kopfballtreffer der Franzosen an diesem Turnier zwischenzeitlich auf 5:1 erhöhte.
Neben dem Doppeltorschützen Giroud und dem starken Payet ragte bei den Franzosen erneut Griezmann heraus. Der Stürmer von Atletico Madrid bereitete zwei Treffer vor und erzielte mit einem herrlichen Lupfer sein viertes Turniertor.
Der 25-Jährige, der in einem 4-2-3-1-System als hängende Spitze hinter Giroud agierte, übernahm damit die alleinige Führung im Torschützenklassement. Beim 2:1 im Achtelfinal gegen Irland war Griezmann mit einer Doublette der Matchwinner Frankreichs gewesen.
Im Halbfinal kommt es für Frankreich nun am Donnerstag im Stade Vélodrome in Marseille zum Gipfeltreffen mit Deutschland. Das Team von Didier Deschamps hat mit dem Weltmeister noch eine Rechnung offen. Vor zwei Jahren an der WM in Brasilien unterlag Frankreich im Viertelfinal im Maracanã in Rio de Janeiro Deutschland nach einem Kopfballtreffer von Mats Hummels in der 13. Minute 0:1.
Für die Isländer endete im Norden von Paris das von ihnen geschriebene Sommermärchen mit einem leicht bitteren Ende. Die mit 330‘000 Einwohnern kleinste Nation, die jemals an einer Endrunde teilgenommen hat, hatte mit ihren Auftritten nicht nur in der Heimat, sondern auf dem ganzen Kontinent eine Welle der Begeisterung ausgelöst.
Die Geschichten der 23 Freunde, die vor dem Turnier nur den Insidern ein Begriff gewesen waren, verbreiteten sich in ganz Europa. Weniger mit ihren spielerischen Mitteln, dafür mit Kampfgeist, Herz und Solidarität eroberten Gunnarsson, Halldorsson und Co. die Herzen der Fussball-Fans. Der 2:1-Sieg im Achtelfinal gegen England war das Highlight für Island, dessen märchenhaftes Turnier-Debüt erst von einem in allen Belangen überlegenen Gastgeber beendet wurde.
Als Fazit können wir heute festhalten:
Frankreich blamiert gerade nicht Island, Frankreich blamiert gerade England. #FRAISL
— Fabi B (@HSVFabi) 3. Juli 2016
Frankreich – Island 5:2 (4:0)
Stade de France, Saint-Denis. - 76'833 Zuschauer. - SR Kuipers.
Tore: 12. Giroud (Matuidi) 1:0. 19. Pogba (Griezmann) 2:0. 43. Payet (Griezmann) 3:0. 45. Griezmann (Giroud) 4:0. 56. Sigthorsson (Gylfi Sigurdsson) 4:1. 59. Giroud (Payet) 5:1. 84. Bjarnason (Skulason) 5:2.
Frankreich: Lloris; Sagna, Koscielny (72. Mangala), Umtiti, Evra; Pogba, Matuidi; Sissoko, Griezmann, Payet (80. Coman); Giroud (60. Gignac).
Island: Halldorsson; Saevarsson, Arnason (46. Ingason), Ragnar Sigurdsson, Skulason; Gudmundsson, Gunnarsson, Gylfi Sigurdsson, Birkir Bjarnason; Bödvarsson (46. Finnbogasson), Sigthorsson (83. Gudjohnsen).
Bemerkungen: Frankreich ohne Kanté und Rami (beide gesperrt), Island komplett. Verwarnungen: 58. Bjarnason (Foul). 75. Umtiti (Foul). (sda/fox)