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Zum Auftakt des Playoff-Klassikers demonstrierten die Lions ihr meisterliches Timing. Sie setzten ihren seit dem 1:2-Zwischenstand gegen Genève-Servette eingeleiteten Steigerungslauf mit dem vierten Erfolg in Serie fort. Mit der womöglich besten Performance in der diesjährigen «Crunch Time» stoppten sie den Höhenflug des Rekordmeisters fürs Erste.
Als Reto Schäppi unmittelbar vor der zweiten Pause einen Pass Trachslers unhaltbar abfälschte und auf 2:0 erhöhte, war der perfekte Start abzusehen. Im letzten Drittel blieb eine Reaktion des Herausforderers aus. Die Lions setzten gar zum Kürlauf an, derweil vor allem die jüngeren Bündner wie Paschoud Defizite offenbarten - wie beim 50-m-Solo Ryan Kellers vor dem 3:0.
Arno Del Curto hatte bereits im Vorfeld einen ungemütlichen Abend in seiner erklärten Lieblings-Stadt befürchtet: «Zürich ist eine faszinierende Mannschaft. Immer wenn sie zulegen musste, dann legte sie zu - während des ganzen Winters.» Die Prognose des Kult-Trainers bewahrheitete sich.
Der SC Bern liess sich im Halbfinal von Davos mit einem 0:4-Debakel abservieren. Im ersten Vergleich mit dem Titelhalter stiess der 30-fache Meister nun seinerseits an die Grenzen. Der Stil der Lions liegt ihm seit geraumer Zeit nicht mehr. Von den letzten zehn Spielen gegen den ZSC endeten neun mit einem negativen Ergebnis.
Sie hätten während der gesamten Spielzeit kaum Chancen zugelassen, nahm Matchwinner Schäppi unmittelbar nach dem geglückten Einstieg in die Best-of-7-Serie im Interview mit dem Hallenspeaker eine erste Analyse vor: «Aber ich erwarte, dass Davos am Samstag einen Schritt schneller sein wird als heute.»
Die Intensität war schon im ersten Drittel atemberaubend hoch, die Unterhaltung ebenso. Beidseits standen die kreativen Elemente im Vordergrund. Aber in der Defensive begingen die Finalisten mit den derzeit deutlich besten NLA-Keepern zunächst kaum einen Fehler.
Den ersten Vorteil verschafften sich die Lions erst, als der HCD für ein paar Sekundenbruchteile zögerte. Robert Nilsson kontrollierte die Scheibe perfekt und passte im exakt richtigen Moment - Shannon, der zweitbeste Skorer der Zürcher, fand auf dem Weg zum 1:0 (27.) überraschend viel Zeit und Raum vor.
Mit seinem Treffer löste der Kanadier im ausverkauften Hallenstadion nicht nur euphorischen Applaus aus, sondern auch einen minutenlangen ZSC-Ansturm in Orkanstärke. Bastl vergab die Chance zum früheren 2:0, der abermals brillante 18-jährige Hockey-Künstler Malgin stellte die Bündner zeitweise vor kaum lösbare Probleme.
Von den krachenden Checks einiger Gäste liessen sich weder Malgin noch der zweite Junior Siegenthaler beeindrucken. Die eher robuste Fraktion um den Schweden Tallinder beanwortete den Davoser Versuch, das Duell auf die physische Ebene zu verlagern, in gleicher Währung - mit blutigen Spuren auf der Nase von Marc Wieser.
Im Dezember hatte Reto von Arx nach einer Spengler-Cup-Partie wegen der ins Stocken geratenen Vertragsverhandlungen für ein paar Minuten verbales Forechecking betrieben und damit erhebliche klubinterne Irritationen ausgelöst. Die Fortsetzung ist bekannt, es bahnt sich eine schmerzhafte Trennung an: In der Personalplanung von Präsident Gaudenz Domenig spielt «RvA» keine Rolle mehr.
Einige Wochen nach dem missratenen Poker hatte der langjährige Bündner Steuermann einen weiteren, allerdings unverschuldeten Rückschlag zu verkraften. Ausgerechnet in seinem 1000. NLA-Spiel gegen die Lions (0:1 n.P.) erlitt der fünffache Champion eine Schulterverletzung - ein unwürdiges Ende seiner 20-jährigen Ära im Kurort drohte.
Der Altmeister stemmte sich allerdings erfolgreich gegen einen Abgang durch die Hintertür. Nach knapp achtwöchiger Pause kehrte die HCD-Ikone zurück. Arno Del Curto setzte im ersten Akt des finalen Showdowns sogar von der ersten Sekunde an auf seinen einst engsten Vertrauten. Obschon die legendäre Nummer 83 überraschend viel Eiszeit zugestanden bekam, blieben die Inputs seiner besten Tage (noch) aus. (si)