
Arno Del Curto ist gelassener, ruhiger geworden.Bild: Michael Zanghellini/freshfocus
Eismeister Zaugg
HCD-Trainer Arno Del Curto (58) hat nicht nur sein Team erneuert. Er hat sich auch verändert. Deshalb kann er wieder Meister werden.
02.04.2015, 10:0802.04.2015, 11:22
Das grosse Lob kommt von einem international tätigen Spieleragenten dessen Name unerheblich ist. «Ich dachte, Arno Del Curto entwickle sich langsam aber sicher zu einem Hockey-Clown mit Auftritten in Musiksendungen und sonstigem Unfug. Als Hockeytrainer habe ich ihn nicht mehr ernst genommen.» Er habe seine Meinung nun aber gründlich revidiert. «Die Art und Weise wie er den HCD wieder auf Kurs gebracht und wie er zuletzt den SCB mit attraktivem Hockey im Halbfinale besiegt hat, ist fast unglaublich. Das hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut.»
Arno Del Curto steht beim HC Davos in seiner 19. Saison. Aus dem Eishockeytrainer ist längst auch so etwas wie ein Hockey-Popstar geworden, der seinen Nonkonformismus zelebriert und manchmal bei seinen Medienauftritten wie eine liebenswürdige Mischung aus Giovanni Trapattoni, Hanspeter Latour und Jürgen Klopp wirkt. Mit einer «Leibgarde» um Reto von Arx hat er 2002, 2005, 2007, 2009 und 2011 den Titel gewonnen. Der letzte Schweizer Meistertrainer vor ihm war Bibi Torriani, 1961 Meister mit Visp.

Arno Del Curto führte den HCD bisher fünfmal zum Meistertitel. 2002 (Bild) erstmals. Folgt 2015 Titel Nummer 6? Bild: KEYSTONE
Aus Liebe zum HCD Millionen-Offerte aus der KHL abgelehnt
Aus Liebe zum HCD, zu seiner Heimat und aus Loyalität zu seinen Spielern hat er vor noch nicht allzu langer Zeit ein Millionen-Angebot aus der KHL abgelehnt. Er war schon vor Ort, hatte schon zugesagt. Aber auf der Fahrt vom Flughafen heim nach Davos packte ihn die Reue und er sagte telefonisch wieder ab.
Termine mit Arno Del Curto sind Begegnungen der anderen Art. Seine Leidenschaft ist gross wie eh und je und er ist durch und durch authentisch. Aber weil der HCD nach dem letzten Titel dreimal nacheinander die Viertelfinals verloren hat 2012, 2013, 2014) und Leitwolf Reto von Arx (38) im Spätherbst seiner Karriere angelangt ist, hat sich sein Image in kritischen Hockey-Zirkeln im Unterland vorübergehend ein wenig verschoben. Vom Hockeytrainer hin zum Hockey-Popstar.

Reto von Arx: Welche Rolle spielt er in seinem letzten grossen Final?Bild: KEYSTONE
Del Curto gelassener und reifer
Mit der überraschenden Finalqualifikation ist aus Arno Del Curto wieder primär ein Hockeytrainer geworden. Das Finale gegen die ZSC Lions ist für ihn wie eine Ehrenrunde. Wir erleben mit ziemlicher Sicherheit den besten Arno aller Zeiten. Was bei einem fünffachen Meistertrainer etwas heissen will. Aber diese Finalqualifikation ist seine grösste Leistung.
Wer das Finale 2015 mit einem von Grund auf erneuerten Team und ohne den verletzten Reto von Arx erreicht hat. Und in der Halbfinalserie gegen den SC Bern phasenweise das vielleicht modernste, taktisch perfekteste und dynamischste Hockey zelebrierte, das wir gesehen haben.
Der HCD-Trainer ist seiner Philosophie treu geblieben («harder, better, faster, stronger»). Aber er hat sich verändert. Auf den ersten Blick ist er rebellisch, wild und leidenschaftlich wie immer. Doch beim näheren Hinsehen zeigt sich, dass es jetzt mehr Zwischentöne gibt. Dass er eine Spur gelassener oder, um es pathetischer zu sagen, reifer geworden ist.

Besser als Davos im Halbfinal gegen Bern kann das Team nicht mehr spielen.Bild: KEYSTONE
Davos kann nicht mehr besser werden, Lions dagegen noch sehr
Der schwierige Loslösungsprozess von seinem Freund und Leitwolf Reto von Arx (bekommt offiziell keinen neuen Vertrag mehr) mag diesen Reifeprozess ausgelöst haben, und er streut in seine Ausführungen schon mal ein, es gebe wichtigeres als Hockey. Dazu passt, dass er so oft wie möglich seine Freizeit im Unterland, weg von Davos, weg vom Hockey verbringt. Sogar in den Tagen vor den Playoffs machte er eine Kunstpause im bernischen Oberaargau – einer Gegend mit vielen Kraftorten.
Ein bisschen Gelassenheit, ein bisschen Abstand – vielleicht ist Arno Del Curto gerade deshalb so gut wie noch nie. An dieser Einschätzung ändert sich auch dann nichts, wenn er das Finale verlieren sollte.
Die ZSC Lions sind die grossen Favoriten. Der HC Davos hat auf dem Weg ins Finale sein bestes Hockey gespielt. Besser geht nicht. Die ZSC Lions erreichten hingegen das Finale ohne Hochform und haben nach wie vor ein enormes Steigerungspotenzial. Die erste Titelverteidigung seit 2001 – auch damals waren es die ZSC Lions – kann gelingen.
Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Playoffs 1985/86
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Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Playoffs 1985/86
2024: ZSC Lions, Finalserie: 4:3 gegen den Lausanne HC.
quelle: keystone / urs flueeler
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