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Waffenruhe in der Ukraine ist beschlossen – ab Sonntag soll der Krieg vorbei sein 

Krisentreffen in Minsk

Waffenruhe in der Ukraine ist beschlossen – ab Sonntag soll der Krieg vorbei sein 

Die ganze Nacht lang haben Merkel, Hollande, Putin und Poroschenko verhandelt – jetzt gibt es ein Ergebnis: Für das Kriegsgebiet Donbass wurde eine Waffenruhe vereinbart. 
12.02.2015, 10:1412.02.2015, 12:41
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Krisengipfel zur Ukraine in Minsk
Angela Merkel und François Hollande freuen sich: In Minsk wurde ein Waffenstillstand vereinbart.
quelle: x00093 / grigory dukor
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Ein Funken Hoffnung nach dem Verhandlungsmarathon: Beim Ukraine-Krisengipfel in Minsk haben die Beteiligten eine Einigung über eine Waffenruhe für das Kriegsgebiet Donbass erzielt. 

Sie soll nach Angaben von Kremlchef Wladimir Putin und der deutschen Regierung ab Sonntag 0.00 Uhr gelten, hiess es nach den Verhandlungen in der weissrussischen Hauptstadt Minsk. Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine begrüssten die Einigung. 

Diese gebe «Hoffnung für eine friedliche Lösung» des seit etwa zehn Monaten andauernden Konflikts, erklärte einer der Rebellenanführer, Alexander Sachartschenko, am Donnerstag in der weissrussischen Hauptstadt Minsk. Separatistenchef Igor Plotnizki sagte, der Ukraine müsse «diese Chance» gegeben werden. 

«Noch sehr, sehr viel Arbeit notwendig» 

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte nach den Verhandlungen zu denen sie mit Frankreichs Präsident François Hollande vor einer Woche den Anstoss gegeben hatte: «Ich habe keine Illusion, wir haben keine Illusion: Es ist noch sehr, sehr viel Arbeit notwendig. Es gibt aber eine reale Chance, die Dinge zum Besseren zu wenden.» Es gebe nun «eine ganz ernsthafte Hoffnung für die Ukraine und damit auch für Europa». 

Der französische Präsident François Hollande nannte die Einigung eine «Erleichterung für Europa und Hoffnung für die Ukraine». Die umfassende politische Vereinbarung nähre eine «ernstzunehmende Hoffnung, auch wenn noch nicht alles erreicht ist». Weiter sagte Hollande: «Dieser Text, der von der Kontaktgruppe und den Separatisten unterzeichnet worden ist, behandelt alle Fragen.» 

«Überflüssiges Blutvergiessen vermeiden»

Russlands Präsident Wladimir Putin betonte, Teil der Vereinbarungen sei «eine Verfassungsreform, in der die gesetzlichen Rechte der Menschen im Donezk-Gebiet gewahrt werden müssen». Es gelte nun einen Massnahmenkatalog zur Verifizierung der getroffenen Vereinbarungen zu erarbeiten. Putin sagte: «Wir rufen beide Seiten dazu auf, sich zu mässigen und überflüssiges Blutvergiessen zu vermeiden.» 

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sagte, innerhalb von 19 Tagen sollten sämtliche Gefangene freigelassen werden. Putin sagte, einer der Hauptgründe für die verzögerten Gespräche sei die Weigerung Poroschenkos gewesen, direkt mit den Separatisten zu sprechen. 

Nach dem rund 17-stündigen Gesprächsmarathon seien zwei Dokumente entworfen worden, sagte Putin. Beim ersten gehe es um eine Umsetzung der bereits im September getroffenen Minsker Vereinbarungen. Dieses sei bereits unterschrieben worden, und auch die prorussischen Separatisten in der Ostukraine hätten dem zugestimmt. Im zweiten Dokument erklärten Deutschland, Frankreich, Russland und die Ukraine ihre Unterstützung für den Friedensprozess. 

Der Abzug schwerer Waffen solle zwei Tage nach Einsetzen der Feuerpause beginnen und nicht länger als zwei Wochen dauern, sagte Putin. Die ukrainische Armee müsste ihre Waffen von der Frontlinie abziehen, für die Aufständischen gelte die Linie vom 19. September 2014. 

Aufsichtsgremium soll überprüfen

Die Ukraine, Russland, Deutschland und Frankreich wollen ein Aufsichtsgremium einsetzen, um die Umsetzung des Minsker Waffenstillstandsabkommens für die Ostukraine vom September zu kontrollieren. «Die Staats- und Regierungschefs fühlen sich der Umsetzung der Minsker Vereinbarungen weiter verpflichtet.» 

Zu diesem Zweck vereinbaren sie die Schaffung eines Aufsichtsmechanismus im Normandie-Format, der in regelmässigen Abständen zusammentreten wird, und zwar in der Regel auf der Ebene hoher Beamter der Aussenministerien», heisst es in einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs der vier Länder. 

Zum IWF-Paket sagte die Chefin des Währungsfonds, Christine Lagarde, das Land solle nach dem vorläufigen Plan zunächst 17,5 Milliarden Dollar erhalten. Eine derartige Vereinbarung sei auf Beamtenebene mit der Ukraine auf Basis eines neuen wirtschaftlichen Reformprogramms getroffen worden. Das auf vier Jahre angelegte Hilfspaket muss allerdings noch von den Entscheidungsgremien des IWF abgesegnet werden. (sda/reu/dpa) 

Der Ukraine-Konflikt

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Der Ukraine-Konflikt
27. bis 28. Februar 2014:
Prorussische Milizionäre besetzen den Regierungssitz und das Parlament in Simferopol, der Hauptstadt der Halbinsel Krim. Russisch sprechende Bewaffnete ohne Abzeichen übernehmen die Kontrolle über die Krim. Das prorussische Parlament der Krim setzt die Regierung ab.
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