In Österreich hat ein erster, nicht repräsentativer Test von Flüchtlingen auf ihre beruflichen Qualifikationen ein uneinheitliches Ergebnis hervorgebracht: Gut ausgebildet waren Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Iran. Ein geringes Ausbildungsniveau hatten hingegen Flüchtlinge aus Afghanistan.
Das staatliche Arbeitsmarktservice (AMS) erhob im vergangenen Herbst mit dem Pilotprojekt «Kompetenzcheck» die Ausbildung von 898 Asylberechtigten, 451 Männer und 447 Frauen. Den Rahmen dazu bildete ein fünfwöchiger Kurs.
Jeder vierte Syrer hat einen Uni-Abschluss
Die am Dienstag in Wien präsentierte Auswertung ergab unter anderem, dass bei anerkannten Flüchtlingen aus Syrien 29 Prozent eine Matura und 26 Prozent ein Studium vorweisen konnten. Im Gegensatz dazu hatten bei afghanischen Asylberechtigten 30 Prozent keine Schulbildung und 20 Prozent die Primarschule besucht.
Die Ausbildungserhebung ist nicht repräsentativ für alle anerkannten Asylberechtigten der aktuellen Flüchtlingswelle. Die Kurse mit muttersprachlichen Trainer bestanden aus Gruppen- und Einzeleinheiten mit praktischer Erprobung. Es habe keine besonderen Kriterien gegeben, wie die Personen im Herbst ausgewählt wurden, erklärte AMS-Wien-Chefin Petra Draxl bei der Präsentation der Ergebnisse.
«Herausforderungen bleiben gross»
AMS-Chef Johannes Kopf ist für die Integration von anerkannten Flüchtlingen in den österreichischen Arbeitsmarkt «vorsichtig optimistisch». Es sei aber eine «Herkulesaufgabe», sagte er. Bei Asylberechtigen aus Syrien, Irak und Iran gebe es «optimistisch stimmende Ergebnisse», bei Personen aus Afghanistan hingegen «bedrückende Ergebnisse».
Kopf warnte davor zu glauben, dass aufgrund der relativ guten Ausbildung der syrischen, iranischen und irakischen Flüchtlinge die Integration in den Arbeitsmarkt leichter sei. Die Flüchtlinge wären teilweise traumatisiert und hätten schlechte Sprachkenntnisse. «Die Herausforderungen bleiben gross», mahnte der AMS-Vorstand.
Arbeit als Grundlage für «gelungene Integration»
Noch seien die Flüchtlinge nicht am Arbeitsmarkt angekommen. Bei vielen Flüchtlingen laufe derzeit noch das Asylverfahren in Österreich und sie dürfen nur in Ausnahmefällen arbeiten. Im Jahr 2015 wurden in Österreich rund 90'000 Asylanträge gestellt.
Für Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist es «eine grosse Herausforderung», die Asylberechtigten am angespannten Arbeitsmarkt unterzubringen. Arbeit sei der «beste Schlüssel für eine gelungene Integration» und wichtig, um «Sozialkosten zu minimieren», betonte Hundstorfer.
Beim generellen Zugang von Asylwerbern auf den Arbeitsmarkt sei er aber «weiterhin auf der Bremse», sagte der Sozialdemokrat. Das Arbeitsmarktservice und Sozialminister Hundstorfer rechnen heuer für dieses Jahr mit rund 30'000 weiteren anerkannten Flüchtlingen, die auf den österreichischen Arbeitsmarkt drängen.
(sda/apa)